Gegen das Vergessen

Mauersanierung am jüdischen Friedhof soll 2024 erfolgen

Landtagsvizepräsident Professor Dr. Reinhart setzt sich für den Erhalt des wichtigen Kulturguts ein

Von 
pdw
Lesedauer: 
Landtagsvizepräsident Dr. Wolfgang Reinhart (links) und Bürgermeister Dr. Lukas Braun (Mitte) machten sich ein Bild von den Schäden an der Mauer. © Peter D. Wagner

Unterbalbach. Nachdem kurz vor Weihnachten 2020 ein mehrere Meter langer Teilabschnitt der Friedhofsmauer am jüdischen Friedhof in Unterbalbach eingestürzt ist, geht es immer wieder um die Sanierung und Finanzierung dieses Segmentes sowie um weitere Pflegemaßnahmen wie etwa des alten Baumbestandes. Diesbezüglich hat sich MdL Professor Dr. Wolfgang Reinhart in einem Abgeordnetenbrief an Regierungspräsidentin Susanne Bay mit der Bitte um Förderung und Umsetzung dieser Maßnahmen gewandt. Zugleich unterstützt er damit sowohl die Stadt Lauda-Königshofen als auch den Ortschaftsrat sowie den Heimat- und Kulturverein Unterbalbach bei diesem Anliegen.

„Gerade in der jetzigen Zeit erscheint es besonders wichtig und aktuell, nach dem Motto ‚wehret den Anfängen’ Zeichen gegen Tendenzen beispielsweise von Rassismus, Verunglimpfung, ‚Hate speech’ und Gewalt sowie für Werte der Demokratie wie etwa Frieden, Freiheit und Toleranz zu setzen“, gibt der Landtagsvizepräsident und Wahlkreisabgeordnete in seinem Schreiben zu bedenken. Jüdische Friedhöfe wie der in Unterbalbach seien nicht nur historische Denkmäler für jüdisches Leben und Kulturen in der Region, sondern zudem ebenso Mahnmale für diese Werte sowie gegen Rassismus und andere negative Strömungen. „Daher sollten Judenfriedhöfe wie etwa der in Unterbalbach meines Erachtens unbedingt erhalten und gepflegt bleiben“, appelliert er.

Mit fast 1400 alten Grabsteinen, die mit hebräischen Schriftzeichen und Ornamenten signiert sind, zählt er landesweit zu den größten und bedeutendsten unter den insgesamt 145 jüdischen Friedhöfen in Baden-Württemberg, davon rund 70 im nördlichen Teil des Landes, sowie zu den bemerkenswertesten ihrer Art im gesamten süddeutschen Raum. Dementsprechend ist die seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesene, circa 8500 Quadratmeter große Anlage eines der prägenden Kulturdenkmale in der Stadt Lauda-Königshofen. Zudem ist die traditionsreiche Geschichte des Judenfriedhofs in Unterbalbach eng mit der Historie des Deutschordens verbunden und als so genannter „Verbandsfriedhof“ Grabstätte für Juden aus der weiteren Umgebung.

Mehr zum Thema

Spendenübergabe

Weihnachtszauber war ein voller Erfolg

Veröffentlicht
Von
Peter D. Wagner
Mehr erfahren
Jahresrückblick

Fast 40 Millionen Euro für Modernisierung der Schulgebäude

Veröffentlicht
Von
Diana Seufert
Mehr erfahren
Gesetzesentwurf

Main-Tauber-Kreis profitiert: Land regelt Hilfsfristen neu

Veröffentlicht
Von
p
Mehr erfahren

Seit mehreren Jahrzehnten wird die Friedhofsanlage im Auftrag des Landes Baden-Württemberg von der Stadt Lauda-Königshofen betreut. Die Kosten für Pflege und Instandsetzung wurden bis vor einigen Jahren in der Regel zu 100 Prozent vom Land übernommen, doch inzwischen werden die beantragten Mittel nicht mehr in voller Höhe bewilligt, wodurch sich die Stadtverwaltung vor eine immense Herausforderung gestellt sieht.

Den jährlichen allgemeinen Pflegeaufwand für den jüdischen Friedhof für die Standsicherheitsprüfung der Grabmale, die regelmäßig durchgeführt werde, beziffert die Stadt unter dem Strich auf mehrere Tausend Euro pro Jahr.

Darüber hinaus werden für eine Sanierung des eingestürzten Mauerteils gemäß damaligen Schätzungen der Stadt Lauda-Königshofen rund 40 000 Euro benötigt. Bereits im Herbst 2021 hatte sich Wolfgang Reinhart gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Lukas Braun vor Ort ein Bild von den notwendigen Maßnahmen zur Mauersanierung und zur Pflege des jüdischen Friedhofs in Unterbalbach gemacht. Aufgrund bestehender Sicherheitsbedenken wegen der eingestürzten Mauer waren und sind sich alle beteiligten sowie verantwortlichen Akteure über die Notwendigkeit eines möglichst raschen Handelns einig.

Zudem hat das Bauamt der Stadt Lauda-Königshofen mittlerweile wiederholt das Regierungspräsidium Stuttgart hinsichtlich einer Förderung und Umsetzung dieser Maßnahmen gebeten.

Nach Auskunft der städtischen Pressestelle habe das Regierungspräsidium 2023 Fördermittel für Mauersanierung und Baumpflegemaßnahmen zugesagt, allerdings seien bislang trotz Nachfrage der Stadtverwaltung keine Gelder eingetroffen. Baumpflegemaßnahmen seien hingegen im Herbst von einer Fachfirma im Auftrag der Stadt Lauda-Königshofen durchgeführt worden, mit einer Sanierung der Mauerschäden werde für das frisch begonnene Jahr 2024 gerechnet.

Wolfgang Reinhart setzt sich schon seit langem für den Erhalt und die Pflege der jüdischen Friedhöfe im Kreis als Denkmale an die Kultur und Geschichte der Juden sowie an die Opfer des Holocausts ein. pdw

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten