Lauda-Königshofen. An die einfahrenden Züge am Laudaer Bahnhof haben sich die Anwohner der Bahnhofstraße schon lange gewöhnt. Daran stören sie sich weniger als an einer geplanten Lärmschutzwand. Auch im Rathaus der Stadt Lauda-Königshofen steht das Signal auf Rot. Man ist nicht glücklich über diese Wand. „Die Rückmeldungen der Bürger waren durchweg negativ“, sagt Bürgermeister Dr. Lukas Braun. Auch er ist kein Befürworter dieses möglichen Geräuschschutzes. Nicht nur in seinen Augen würde er das Stadtbild beeinträchtigen. „Die Menschen haben sich an ein Leben mit den Zügen gewöhnt.“ Wer in der Bahnhofstraße tiefer als der Bahndamm liege, bekomme aktuell eh kaum Bahnlärm ab.
Bei einer Bürgerinformation wurde die Maßnahme bereits vorgestellt. Die umfasst sowohl den aktiven Lärmschutz am Bahnhof Lauda als auch am Haltepunkt Gerlachsheim. Für beide Bereiche hatte die Bahn eine drei Meter hohe Lärmschutzwand jeweils bei Gerlachsheim und am Bahnhof Lauda vorgesehen, zudem passive Schallschutzmaßnahmen, wie Lärmschutzfenster, für die der Bund 75 Prozent der zusätzlichen Kosten übernommen hätte.
„Der Bahndamm in Lauda ist teilweise schon mehr als drei Meter hoch, auch wegen der Bahnunterführung Nord.“ Wenn dann noch eine Wand mit drei Metern Höhe ab der Schienenoberkante errichtet werde, sei das keine schöne Lösung. Deshalb spricht sich Braun gegen die Maßnahme aus.
Nicht gegen Bürgerwillen
„Grundsätzlich ist die Reduzierung des Lärms zu begrüßen“, so der Verwaltungschef. Aber die optische Beeinträchtigung will er nicht vernachlässigen und schon gar nicht gegen den Willen der Bürger Fakten schaffen. „Zumal die Wand auch nicht begrünt werden darf“, so Braun.
Bereits 2011 hatte der Bund die Umsetzung der Lärmschutzmaßnahmen beschlossen, erläutert Stadtbaumeister Tobias Blessing. Ab 2017/18 war auch die Frankenbahn zwischen Rosenberg und dem unterfränkischen Kirchheim mit der Planung an der Reihe. Dazu wurden sämtliche betroffene Kommunen angeschrieben.
Da man sich in Lauda-Königshofen schon vorher gegen eine solche Wand ausgesprochen hatte, sollte ein Planungsbüro alternative Maßnahmen untersuchen, so Blessing. Berechnungen für niedrigere Wände wurden angestellt. Aber das beste Ergebnis sei bei drei Metern Höhe gelegen. „Die Umsetzung dieser Alternative wäre zudem rund eine Million Euro teurer geworden als die von der Bahn vorgestellte Planung.“ Mehrkosten, die die Kommune hätte tragen müssen. Die Berechnung der Bahn sei bei rund 4,5 Millionen Euro gelegen.
Doch eine endgültige Entscheidung wurde 2018 nicht gefällt. Stattdessen ließ man die Bahn weitere Planungen angehen.
Mit denen wurde nun erneut bei der Kommune angeklopft. Ein Part ist dabei die hohe Lärmschutzwand. Sie würde in Lauda in der Bahnhofstraße im Bereich der Wohngebäude bei der Firma Ruppel beginnen und sich über 600 Meter bis in die Pfarrstraße auf Höhe der Firma Dürr ziehen. Anwohner haben sich klar dagegen positioniert.
Auch in Gerlachsheim ist eine solche Wand vorgesehen. Dort haben sich bereits die Winzer dagegen ausgesprochen. „Sie befürchten Probleme wegen des Kaltluftaustausches“, erklärt Blessing.
Weil sich die Bürger also klar gegen Lärmschutzwände aussprechen, hat Braun die „Tendenz, davon Abstand zu nehmen“. Die letztendliche Entscheidung für oder gegen die Lärmschutzwand liegt im September beim Gemeinderat.
„Die Deutsche Bahn hat die Planungen zu den Lärmschutzmaßnahmen an den Bahnhöfen Lauda und Gerlachsheim abgeschlossen. Als Nächstes würden das Genehmigungsverfahren sowie die Ausschreibung der Baumaßnahme folgen“, teilt eine Sprecherin der Bahn auf FN-Anfrage mit. Über die Kosten könnte man erst nach einer Ausschreibung Auskunft geben. Sollte das Projekt Lärmschutzwände abgelehnt werden, werde die Bahn in Lauda und Gerlachsheim passive Schallschutzmaßnahmen wie beispielsweise spezielle Fenster umsetzen, heißt es in der Mitteilung weiter.
Insgesamt sollten bis 2050 rund 6500 Kilometer von Lärm entlastet werden und damit 1,6 Millionen betroffenen Anwohner vom Lärmschutz profitieren, betont die Sprecherin. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, setze die DB auch weiterhin auf zwei bewährte Säulen und mindere den Lärm sowohl vor Ort als auch direkt an der Quelle. „Zum Lärmschutz direkt vor Ort tragen in erster Linie Schallschutzwände an der Strecke bei. Über das freiwillige Lärmsanierungsprogramm des Bundes konnten zwischen 1999 und 2021 bereits rund 2100 Streckenkilometer lärmsaniert werden.“
Planungen mit langem Vorlauf
Die Ausschreibung für die beiden Bereiche in Lauda-Königshofe wäre im Herbst erfolgt – wenn die Kommune das Signal auf freie Fahrt setzen würde. Für die Realisierung des Projekts müssen Gleissperrungen und Langsamfahrstrecken in den Streckenplan der Bahn eingearbeitet werden. Und die waren für den Herbst 2023 angemeldet. Neuerliche Planungen würden weitere fünf Jahre dauern.
Braun und Blessing glauben aber nicht, dass dies nötig wird. „Der Schienenlärm wird weiter abnehmen, weil die Bahn auf moderne Güterwagen umrüstet“, so Blessing. Die seien deutlich leiser als ihre Vorgänger.
Eiserne Brücke verursacht Lärm
Ein weiteres Problem für die Bürger wäre auch nicht mit einer Schallschutzwand gelöst: die eiserne Brücke zwischen Lauda und Gerlachsheim über die Tauber. „Wenn die Züge darüber fahren, sind sie weithin zu hören – das ist mehr Lärm als die Einfahrt in den Haltepunkt Gerlachsheim“, informiert der Stadtbaumeister. Auf der eisernen Brücke liegen die Schienen auf Metall und das schwingt bei einer Überfahrt der Züge mit.
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