Lauda. Noch liegt das Laudaer Hallenbad im „Sommerschlaf“. Die Schwimmer nutzen das gute Wetter und ziehen ihre Bahnen im Terrassenbad. Dennoch macht man sich seit Tagen im Rathaus Gedanken, wie es in Herbst und Winter weitergeht. Während andere Kommunen ihre Bäder wegen der Gaskrise dicht machen, wird in Lauda nach dem Ende der Freibadsaison auf alle Fälle wieder das Hallenbad öffnen.
„Das Hallenbad Lauda ist für die aktuelle Situation vergleichsweise gut aufgestellt. Denn die Beheizung läuft zu 80 Prozent über die Hackschnitzelanlage des Schulzentrums, und nur die Spitzenlast hängt am Erdgas“, sagt Lauda-Königshofens Bürgermeister Dr. Lukas Braun. In Külsheim hat man bereits die Entscheidung getroffen, das Bad nicht zu öffnen. Dort leisten acht DLRG-Gruppen sowie die Schule wöchentlich Schwimmausbildung. Auch Höpfingen hat angedeutet, dass das Bad zu bleibt. Dort sind weitere drei Ortsgruppen und zwei Schulen in der Schwimmausbildung aktiv. In Tauberbischofsheim kam bereits 2021 das Aus für die Kleinschwimmhalle.
Vereine und Schulen fragen nach
Damit steht die Kommune nun vor einer ganz anderen Herausforderung: Jetzt klopfen die DLRG-Gruppen aus der Umgebung an, um ihre Schwimmkurse durchführen zu können. Einige Gruppen würden das Becken gerne nutzen, zudem Schulen von Nachbarkommunen. Auch andere Vereine, die etwa Schwimmen oder Wassergymnastik anbieten, haben bereits angefragt. Denn das Laudaer Hallenbad ist im Umkreis das einzige, das noch zur Verfügung steht.
Braun steht der DLRG offen gegenüber. „Wegen der Corona-Pandemie konnte in den vorigen zwei Jahren kaum Schwimmausbildung betrieben werden. Wir haben der DLRG Königshofen deshalb erstmals Schwimmkurse während des Freibadbetriebs ermöglicht“, macht der Bürgermeister deutlich. „Mit Blick auf die dringend benötigten Schwimmkurse und den Schulsport ist es auch unser Bestreben, das Hallenbad in diesem Jahr pünktlich zu öffnen. Es kann nicht sein, dass ganze Jahrgänge wegen der Pandemie und des Gasmangels nicht mehr schwimmen lernen.“
Die Lage ist dramatisch. „Drei Schwimmbäder fehlen. Das ist ein großes schwarzes Loch“, sagt Uwe Spielvogel, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Frankenland. „Es entsteht ein großes Vakuum, um Nichtschwimmer zu Schwimmern und Schwimmer zu Rettungsschwimmern auszubilden.“ Die Leidtragenden dieser Misere seien die Kinder, spricht er von zwei Corona-Jahrgängen. Durch die Schließung der Bäder würde die ohnehin schon schwierige Lage noch verschärft.
Die 30 Ortsgruppen des Bezirks haben bis Ende Juli insgesamt 76 Anfängerkurse mit 1000 Kindern durchgeführt und 525 Seepferdchen abgenommen. „Das sind in sechs Monaten mehr als im ganzen Jahr 2021“, ergänzt Regina Gedemer, Geschäftsführerin beim DLRG Bezirk. Auf den Wartelisten der Vereine gebe es weitere 1000 Kinder für den Anfängerkurs, In ihren Augen sind die Badschließungen eine „Superkatastrophe“. Denn: „Schwimmen zu können ist kein Luxus, sondern eine Grundversorgung.“
Die DLRG-Gruppen versuchen, den aufgelaufenen Nachholbedarf abzuarbeiten, doch auch sie stoßen an ihre Grenzen. Dabei stellt man Breitensport und Rettungsschwimmerausbildung bereits hinten an, um den Anfängern ihren Kurs zu ermöglichen – auch wenn dann wieder Rettungsschwimmer für Wachdienste oder Katastrophenschutz fehlen. Das ziehe einen Rattenschwanz nach sich, so Regina Gedemer.
Für Uwe Spielvogel ist dieses Thema nicht nur auf Vereins- und kommunaler Ebene zu betrachten. „Da muss eine politische überregionale Lösung her“, betont er. Deshalb ist der Landesverband aktiv. Vor Ort wurden die Landräte aus dem Main-Tauber-Kreis und dem Neckar-Odenwald-Kreis sowie die Abgeordneten in Land und Bund angeschrieben. Man beobachte die Energiekrise mit Sorge. Erste Auswirkungen bekomme man auch im DLRG Bezirk Frankenland zu spüren, versucht man die Dringlichkeit der Problematik deutlich zu machen. Und Spielvogel verweist auf das Landesprogramm „SchwimmFidel“, das auch die Arbeit der DLRG unterstützt und fördert. In seinen Augen passen solche Programme und das Schließen von Schwimmbädern nicht zusammen.
Konzentriert Kurse anbieten
Der Bezirksvorsitzende schlägt eine Ausbildung an Standorten mit kleineren Schwimmbecken (16,7 Meter) oder Lehrschwimmbecken vor, so dass dort konzentriert weiterhin Anfängerschwimmkurse stattfinden könnten. Ein paar Bäder sollten im Bezirk erhalten bleiben.
Bürgermeister Lukas Braun würde gerne allen Gruppen die Nutzung des Hallenbads ermöglichen. Aber das wird wegen der hohen Auslastung sehr schwierig.
Weil beide Bäder teilweise die gleiche Technik nutzen, kann das Hallenbad erst öffnen, wenn das Freibad winterfest gemacht wurde. Braun ist überzeugt: „Neben der Nutzung des Hallenbads durch Vereine und Schulen wird es auch eine höhere Nachfrage nach einem öffentlichen Badebetrieb geben, unter Umständen auch wieder Einschränkungen bezüglich der Maximalbesucherzahl durch Corona. Hier ist zwischen allen Interessen abzuwägen und eine sinnvolle Lösung zu finden.“
Für Spielvogel ist klar: „Natürlich darf die jeweilige Kommune dann nicht dafür bestraft werden, dass „ihr“ Bad geöffnet bleibt.“ Auch das habe man den Politikern mit auf den Weg gegeben.
Das sieht auch Lukas Braun so. „Wenn wir aufgrund der angespannten Lage noch auswärtige Vereine aufnehmen, müssen wir mit allen Beteiligten darüber sprechen, wie dies zeitlich, personell und finanziell zu leisten ist. Besonders bei der finanziellen Frage erwarte ich auch Unterstützung von Seiten der jeweiligen Heimatgemeinde der Vereine. Hier wird kurzfristig interkommunale Abstimmung erfolgen müssen“, erklärt er.
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