Interview

Lauda-Königshofen: Bürgerempfang und Regionaltag fürs Wir-Gefühl

Es gibt einiges zu feiern im Frühjahr in Lauda-Königshofen, wenn der Regionaltag ansteht und das Rathaus seine Türen beim Bürgerfest öffnet. Zahlreiche Herausforderungen gilt es zu meistern.

Von 
Diana Seufert
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Der Regionaltag von ProRegion kommt nach 2017 in Külsheim (Bild) wieder in den Kreis und wird im Mai in Lauda-Königshofen stattfinden. © Susanne Marinelli

Lauda-Königshofen. Wer auf den klassischen Neujahrsempfang im Laudaer Rathaus wartet, wird enttäuscht. Er findet dieses Jahr nicht statt. Dafür ist im April ein offener Bürgerempfang geplant, im Mai folgt mit dem Regionaltag eine weitere Veranstaltung, um das Wir-Gefühl zu stärken. Im Interview geht Bürgermeister Dr. Lukas Braun auf die nächsten Monate ein, was Kommunalpolitik und die vielfältigen Aufgaben angeht.

Das neue Jahr ist gerade ein paar Tage alt. Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie für die kommenden zwölf Monate?

Dr. Lukas Braun: Wünschen würde ich mir, dass die Menschen im Jahr 2024 das gesittete persönliche Gespräch wieder entdecken, anstatt andauernd das Mobiltelefon in der Hand zu halten und auf Facebook und Co. hämisch übereinander herzufallen. Das war meiner Beobachtung nach auch das Erfolgsgeheimnis des Weihnachtszaubers auf dem Marktplatz: Zwei Stunden ohne digitale Nachrichtenflut und stattdessen gemeinsam reden, singen, essen und Glühwein oder Punsch trinken. Womöglich können wir einen Hauch davon mit ins neue Jahr nehmen.

Es wird keinen Neujahresempfang geben, stattdessen im April einen Bürgerempfang mit Tag der offenen Tür. Warum diese Änderung?

Braun: Es war mir von Beginn an ein Anliegen, den klassischen Stehempfang mit einer Vielzahl von Redebeiträgen aufzulockern und zu öffnen. Der bisherige Empfang war hauptsächlich auf geladene Gäste ausgerichtet. Ich möchte das etwas offener halten und auch interessierte Bürgerinnen und Bürger willkommen heißen. Wegen der Corona-Pandemie hat sich dieses Vorhaben verzögert. Nun ist die Zeit reif dafür.

Zudem merke ich immer wieder, dass viele Bürgerinnen und Bürger bisweilen eine recht vage Vorstellung davon haben, für was die Stadtverwaltung alles zuständig ist, oder welche Aufgaben eben auch nicht in unserer Verantwortung stehen. Ab und zu geht man zum Bürgerbüro, um einen neuen Personalausweis zu beantragen. Zwei-, dreimal im Leben kommt man mit dem Standesamt in Berührung. Aber was Stadtverwaltung, Bauhof und Stadtwerke „nebenher“ noch so alles für die Öffentlichkeit leisten, wie viele Monate Vorbereitungs- und Planungsaufwand beispielsweise die Organisation einer scheinbar einfachen Kommunal- und Europawahl verursacht und welche vielfältigen Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten die Stadt jungen Leuten bietet, bekommt doch im Alltag niemand mit. Deswegen wollen wir uns in lockerer Atmosphäre vorstellen.

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Am 12. Mai ist die Stadt Lauda-Königshofen Gastgeber für den 25. Regionaltag. Was wird die Bürger bei diesem Jubiläum erwarten?

Braun: Der Regionaltag ist eine Veranstaltung des Vereins ProRegion Heilbronn-Franken, die darauf abzielt, das Wir-Gefühl der doch eher am Reißbrett entworfenen Region Heilbronn-Franken zu stärken und die Bürgerinnen und Bürger trotz unterschiedlicher regionaler Identitäten jedes Jahr bei einem schönen Fest zusammenzubringen.

ProRegion hat vor einem guten Jahr bei uns angefragt, ob die Veranstaltung 2024 in Lauda-Königshofen stattfinden könnte. Wir haben uns gefreut, wollen gute Gastgeber sein und den Besucherinnen und Besuchern aus dem ganzen Nordosten Baden-Württembergs zeigen, dass man es sich bei uns im Taubertal gut gehen lassen und hier auch ausgezeichnet leben und arbeiten kann. Gerade weil uns in Tauberfranken im Alltag oft eher die nahe Universitätsstadt Würzburg als „gefühltes Oberzentrum“ erscheint, ist es wichtig, den Anschluss an den Heilbronner Raum nicht zu verlieren. Denn die Strukturen wie Regierungsbezirk, Regionalverband, Industrie- und Handelskammer und vieles andere sind eben doch nach Süden ausgerichtet.

Wo liegen die kommunalen Schwerpunkte 2024?

Braun: Darüber im Rahmen der noch bevorstehenden Haushaltsberatungen zu entscheiden, ist das vornehme Recht des Gemeinderates. Einige Vorhaben sind aber absehbar, da sie entweder schon begonnen wurden oder weil diesbezüglich rechtliche Verpflichtungen bestehen. Im Frühjahr wird etwa die Sanierung der Becksteiner Straße in Lauda fortgesetzt und in diesem Jahr auch abgeschlossen, die Verlagerung und Modernisierung der Bahnhaltestelle in Gerlachsheim steht bevor und der neue Kindergarten in Königshofen soll im September in Betrieb gehen. Zudem haben wir bekanntlich am Martin-Schleyer-Gymnasium, an der Josef-Schmitt-Realschule, an der Gemeinschaftsschule und an der Lindenschule in Gerlachsheim einige Aufgaben des baulichen Brandschutzes abzuarbeiten.

Wie ordnen Sie das Projekt Gymnasium ein?

Braun: Was die Zukunftsplanungen für das Gymnasium anbetrifft, ist es mir wichtig nochmals zu unterstreichen, dass wir uns gerade erst auf den Weg gemacht haben, grundlegende Planungsleistungen zu beauftragen. Auch die vor Weihnachten im Gemeinderat oft zitierte Zahl von rund 20 Millionen Euro muss man richtig einordnen: Das ist wirklich eine sehr grobe und frühe Kalkulation, nicht einmal eine Kostenschätzung im eigentlichen Sinne. Und auch zeitlich muss man sich klarmachen, dass allein die Planungsphase wohl um die zwei Jahre beanspruchen wird. Wann tatsächlich die Arbeiten an einem ersten Sanierungsabschnitt beginnen werden, kann man heute noch gar nicht seriös sagen. Die eigentlichen Maßnahmen beginnen frühestens im zweiten Halbjahr 2026 und werden sich dann wohl über viele Jahre, bis in die mittleren 2030er Jahre erstrecken. Insofern relativiert sich die finanzielle Größenordnung auch.

Bei der Sanierung des Gymnasiums reden wir über einen Marathon, nicht über einen kurzen Sprint. Und der Startschuss ist eigentlich noch gar nicht gefallen, sondern wir sind gerade erst in der Aufwärmphase. Die unmittelbar kommenden Jahre werden erst einmal von der Erweiterung der Realschule geprägt sein.

Am 9. Juni stehen Kommunalwahlen an – die unechte Teilortswahl wurde in Lauda-Königshofen abgeschafft. Wie wird sich dieser Beschluss auf die Gremienarbeit auswirken?

Braun: Nach meiner Einschätzung wird sich dies auf die praktische Arbeit gar nicht großartig auswirken. Die Mitglieder des Gemeinderates werden seit jeher auf das Wohl der gesamten Stadt verpflichtet und nicht auf das Wohl einzelner Stadtteile. In den Sitzungen lasse ich die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher genauso zu Wort kommen wie die Stadträte. Tatsächlich kommen durch unsere Reform des Wahlmodus auch noch zwei neue Ortsvorsteher in Gerlachsheim und Oberlauda hinzu. Und auch die Verwaltung hat alle zwölf Stadtteile im Blick, Deubach genauso wie Lauda. Sinnvoll ist es in jedem Fall, dass der Gemeinderat mit den drei kommenden Gemeinderatswahlen 2024, 2029 und 2034 schrittweise auf 22 Sitze verkleinert wird. Aktuell ist er jedenfalls mit 29 Sitzen plus Bürgermeister sehr üppig für eine Stadt mit etwas weniger als 15 000 Einwohnern. Am wegweisenden Beschluss des Gemeinderates von Lauda-Königshofen, sich selbst zu verkleinern, dürfen sich Landtag und Bundestag gerne ein Beispiel nehmen.

Im Mai haben Sie Halbzeit Ihrer Amtszeit. Wie ist Ihr Fazit bis hierhin?

Braun: Gestartet bin ich im Mai 2020 mitten im Corona-Lockdown und durfte gleich bis Ende September mit Verwaltung und Gemeinderat ein schmerzhaftes Spar- und Konsolidierungspaket schnüren, weil die Rechtsaufsicht den Haushalt zu Jahresbeginn nur mit erheblichen Abstrichen genehmigt hatte. Dann kam das Pandemie-Krisenmanagement mit dem Aufbau der Corona-Teststation und des regionalen Impfstützpunktes in der Tauber-Franken-Halle. Kaum hatte sich die Welt wieder etwas normalisiert, ist Russland in die Ukraine einmarschiert und hat von der Energiekrise über die Zuwanderung von Kriegsflüchtlingen bis hin zur extremen Inflation eine ganze Reihe von Herausforderungen ausgelöst. Aktuell plagt uns bekanntlich der bauliche Brandschutz unserer in die Jahre gekommenen Schulgebäude und auch der Fachkräftemangel macht sich in der Verwaltung bemerkbar.

Dazwischen gab es aber natürlich auch viele schöne Erfolge: Der ausgeglichene Haushalt 2023 als Erfolg unseres Konsolidierungspfades und der gestiegenen Steuerkraft der Stadt, die gute Entwicklung in den beiden städtebaulichen Sanierungsgebieten, insbesondere in der Tauberstraße und im Bahnhofsumfeld in Lauda, die erfolgreiche Umsetzung meiner Idee eines regionalen Bauernmarktes in Königshofen, das Vorankommen bei der Freiflächen-Photovoltaik als spürbarer Beitrag zu Energieversorgung und Klimaschutz, die fruchtbare interkommunale Zusammenarbeit bei der Hallenbadnutzung in der Energiekrise im Dienste der regionalen Schwimmausbildung, die interkommunale Zusammenarbeit bei der Biotopverbundplanung mit Grünsfeld und Wittighausen oder auch bei der kommunalen Wärmeplanung mit Boxberg, Grünsfeld, Königheim, Großrinderfeld und Ahorn. Und ich freue mich besonders über den gemeinsam mit Großrinderfeld gegründeten Zweckverband für Kindergärten, dessen Aufbau auch von weiteren Nachbarkommunen sehr interessiert beäugt wird.

Langweilig wird es jedenfalls nicht, aber aufgrund einer tüchtigen Verwaltung und einem im Großen und Ganzen zielorientierten Gemeinderat haben wir das bisher alles doch gemeinsam ganz gut gemeistert. Ich hätte aber durchaus nichts dagegen einzuwenden, wenn die kommenden vier Jahre etwas ruhiger und unaufgeregter würden als die erste Halbzeit.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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