Immobilie

Lauda: Empfangshalle wird zum Service- und Kulturbahnhof

Erlebnisgastronomie und Aufenthaltsmöglichkeit für Reisende, Büroräume und Mobilitätszentrale: Dem Laudaer Bahnhofsgebäude steht eine spannende Zukunft bevor. Die Immobilie ist verkauft.

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Diana Seufert
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Der Verkauf des Bahnhofsgebäudes in Lauda jst unter Dach und Fach. In wenigen Wochen soll mit den ersten Umbauarbeiten begonnen werden. © Diana Seufert

Lauda. Das Empfangsgebäude des Laudaer Bahnhofs ist für Reisende seit Jahren geschlossen. Das könnte sich bereits in wenigen Monaten ändern. Das zumindest schwebt Christine und Michael Jouaux vor. Sie haben die repräsentative Immobilie nun von der Stadt Lauda-Königshofen erworben. Kurz vor Weihnachten wurde der Verkauf in trockene Tücher gebracht.

So kann der Vorraum des Bahnhofs Lauda künftig aussehen. © Büro Jouaux

„Der ehemalige Bahnhof ist eine absolute Herzensangelegenheit für mich, aber ich meine, auch für die Bürger. Die Strahlkraft dieses Gebäudes ist ungebrochen und ich freue mich, die Revitalisierung des historischen Empfangsgebäudes umsetzen zu dürfen“, sagt Christine Jouaux vom Ingenieurteam Jouaux. Bürgermeister Dr. Lukas Braun habe persönlich gefragt, „ob wir noch Interesse am Erwerb haben und wir sind sprichwörtlich auf den Zug aufgesprungen“.

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Beim ersten Konzeptwettbewerb Anfang 2020 entschied sich der Gemeinderat gegen die Ideen und für die „Brainstation“, die Dr. Gunther Wobser geplant hatte. Als vor einem Jahr das Aus für die „Brainstation“ verkündet wurde, bekundete die Investoren aus Lauda erneut Interesse.

Hochzeiten möglich

Geplant ist ein Interkommunaler Service- und Kulturbahnhof am Bahnknotenpunkt Lauda. Mit dem Einzug der dritten Mobilitätszentrale des Main-Tauber-Kreises unter der Regie der VGMT werde wieder ein persönlicher Kundenberatungsservice rund um das Thema ÖPNV angeboten. Zusätzlich würden für Bahn- und Busreisende, darunter viele Schüler, weitere Angebote in Form von einem Café mit Bäckerei eingerichtet.

Die repräsentativen Warteräume im Zentralbau werden zukünftig für öffentliche Nutzungen wie Hochzeiten im Bahnhof und Kulturveranstaltungen umgenutzt werden. Eine Eventgastronomie soll das Service- und Kulturangebot in den barrierefreien Erdgeschossflächen bereichern. Die Obergeschosse des Nord- und Südturmes werden hochwertige, barrierefreie, gewerbliche Flächen in Form für Büros und Kanzleien. Insgesamt stehen mehr als 2000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Die ehemalige Pakethalle ist den Handwerkern während der Bauzeit vorbehalten.

Elementarer Bestandteil

Der Startschuss fällt bereits Anfang 2024 mit dem Einzug der Mobilitätszentrale. Die VGMT werde ein sogenannter Ankermieter und mit Kunden- und Verwaltungsbereichen Bestandteil des öffentlichen Mobilitätsflusses. Für die Investoren aus Lauda war von Beginn an klar, dass die „MobiZ“ dazugehört. „Sie war bereits im ersten Investorenkonzept ein elementarer Bestandteil“, so Christine Jouaux. „Es gibt kaum einen geeigneteren Standort durch die Nähe zum neuen Bahnhof Lauda. Die Zahl der Bahn- und Busreisenden ist beeindruckend, sie beleben das urbane Umfeld an der Schiene im Mittleren Taubertal.“

Flankierend zur Mobilitätszentrale soll ein Pop-up Cafe im ehemaligen Fahrkartenschalterraum an den Start gehen. Dies sei durch die Aufteilung der Baumaßnahmen in zwei Bauabschnitte möglich, sagt die Architektin. Größere bauliche Maßnahmen seien nicht erforderlich. „Die Nachnutzung ist in die bestehenden Räumlichkeiten ohne größere Eingriffe umsetzbar. Die historische Bausubstanz kann, soweit noch vorhanden, wieder neu erstrahlen.“

Insgesamt seien Investitionen von mehreren Millionen Euro erforderlich. „Dazu tragen die Stadt Lauda-Königshofen und das Land Baden-Württemberg einen nicht unerheblichen Anteil bei.“ Mit weiteren Fördermitteln aufgrund der energieeffizienten Umsetzung und zusätzlichen Ertüchtigung der Gebäudehülle könne ein solches Projekt wirtschaftlich möglich werden.

„Mit Fertigstellung der Sanierung des ehemaligen Empfangsgebäudes entstehen wertige Arbeitsplätze und öffentliche Eventflächen, die den Anforderungen an gesunde und komfortable Aufenthaltsräume entsprechen“, hat man bei der Realisierung auch das Thema Asbest im Gebäude im Blick.

Der Kaufvertrag ist unter Dach und Fach. Das freut auch Bürgermeister Dr. Lukas Braun. „Das Bahnhofsgebäude einer neuen, zukunftsträchtigen Nutzung zuzuführen, ist eines der zentralen Ziele des noch bis Ende 2028 bestehenden städtebaulichen Sanierungsgebiets Bahngelände Lauda. Das sieht nicht nur die Stadt so, sondern auch die Förderstelle im Regierungspräsidium Stuttgart. Außerdem ist der Bahnhof bei allen baulichen Problemen, die er mit sich bringt, eines der stadtbildprägenden Gebäude der Eisenbahnerstadt Lauda und sollte dementsprechend wieder in einen lebendigeren Zustand versetzt werden. Dauerhafter Leerstand in zentraler Lage tut der Stadtentwicklung niemals gut“, unterstreicht das Stadtoberhaupt.

Vielversprechendes Konzept

Die Ansätze zu Dienstleistungs- und Büroflächen in der Neukonzeption sind für Braun vielversprechend. Allerdings sei aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage sicherlich derzeit noch vieles im Fluss. Die Mieterakquise könne erst jetzt – nach dem Notartermin – richtig anlaufen.

Froh ist man im Rathaus über die Einigung mit der VGMT samt Mobilitätszentrale. „Ursprünglich sollte Lauda sozusagen als „Hauptbahnhof des Main-Tauber-Kreises“ einmal die erste der drei Mobilitätszentralen erhalten. Nun kommen wir nach Bad Mergentheim und Wertheim tatsächlich als Letzte zum Zuge. Aber dies war eben der unklaren Zukunft des Bahnhofsgebäudes und mangelnder räumlicher Alternativen geschuldet.“ Neben der Mobilitätszentrale ergebe auch die Verlagerung der VGMT-Geschäftsstelle aus dem i_Park hinunter zum Mobilitätsknotenpunkt absolut Sinn.

Leitprojekt

Der Umzug hat für Stadt und Kreis eine große Bedeutung. „Die Einrichtung der Mobilitätszentrale Lauda setzt ein Leitprojekt aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept des Main-Tauber-Kreises um und komplettiert das persönliche Beratungsangebot im Landkreis. Betrieben wird die künftige Mobilitätszentrale Lauda von der VGMT, also einer 100-prozentigen Landkreistochter. Das alles verdeutlicht den Stellenwert des Projekts“, betont Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamts.

Neben den klassischen Aufgaben wie Fahrplan- und Tarifauskünfte oder dem Verkauf von Verbund- und Fernverkehrsfahrscheinen können dort unter anderem auch Ruftaxifahrten gebucht oder E-Bikes oder ein E-Auto ausgeliehen werden.

Der Umzug erfolgt stufenweise. Zum Projektbeginn werde es übergangsweise eine ausgelagerte Mobilitätszentrale in den ehemaligen Räumlichkeiten der Sparda-Bank geben. Parallel werde die VGMT-Geschäftsstelle weiterhin im i_Park Tauberfranken bleiben, so Moll. In der Zwischenzeit sollen die endgültigen Räumlichkeiten im Nordturm des Bahnhofsgebäudes saniert werden.

Danach werden beide Geschäftsstellen mit insgesamt zehn Mitarbeitenden zusammengeführt.

Persönliche Beratung

Bei der VGMT weiß man, dass unabhängig von der Digitalisierung bei den Themen Fahrplanauskunft und Ticketverkauf weiterhin Beratungs- und Unterstützungsbedarf besteht. „Gerade Touristen oder auch ältere Mitbürger sind sehr dankbar für persönliche Beratungsangebote. Das zeigen auch die Daten aus der Mobilitätszentrale Wertheim. Hier wurden im ersten Jahr knapp 2500 Besucher gezählt.“

Am Verkehrsknotenpunkt Lauda treffen die Tauber- und die Frankenbahn sowie etliche Bus- und Ruftaxilinien aufeinander. Der Bedarf werde entsprechend höher ausfallen. Für Reisende könnte das Laudaer Bahnhofsgebäude also wieder ein Anlaufpunkt werden.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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