Bahnhof

Aus für Brainstation im Bahnhof Lauda

Dr. Gunther Wobser hat seine Kaufabsicht des städtischen Areals wegen zu hoher Investitionskosten zurückgezogen

Von 
Diana Seufert
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Das Bahnhofsgebäude Lauda wird keine „Brainstation“. Unternehmer und Visionär Dr. Gunther Wobser ist von den Kaufverhandlungen mit der Stadt zurückgetreten. © Diana Seufert

Die Brainstation wird nicht kommen. Dr. Günther Wobser hat der Stadt mitgeteilt, dass er seine Kaufabsichten für das Areal zurückzieht.

Lauda. Aus der Ideenfabrik und dem regionalen Innovationszentrum im historischen Bahnhofsgebäude in Lauda wird nun doch nichts. Die „Herzensangelegenheit“, wie Dr. Gunther Wobser, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Lauda, die Brainstation gerne bezeichnete, ist zwar für ihn nicht ganz vom Gleis gehoben – aber zumindest, was den Ort der Realisierung betrifft, zieht der Unternehmer einen Schlussstrich. „Ich löse mich vom Bahnhof Lauda.“ Am Dienstag hat er Bürgermeister Dr. Lukas Braun in einem Schreiben mitgeteilt, dass er „von den Verkaufsverhandlungen bezüglich des Bahnhofs und der nebenstehenden Pakethalle zurücktreten möchte“.

„Ich sehe den Bahnhof täglich und habe viel Zeit und auch Geld in das Projekt investiert“, betont Wobser im Gespräch mit den FN. „Das ist jetzt nichts geworden“, schwingt viel Enttäuschung in seiner Stimme mit. Denn er habe immer seine Ernsthaftigkeit bekräftigt. Mehrere hunderttausend Euro seien bereits geflossen, vor allem für das Schadstoffgutachten.

Schwierigkeiten linear gestiegen

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Die jetzige Entscheidung war ein „Prozess, die Schwierigkeiten sind linear größer geworden“, erläutert Wobser seine Beweggründe. Schon mehrfach hatte er die Überlegung, „alles hinzuschmeißen“. Nicht nur die steigende Inflation mit der Materialkostenentwicklung, höhere Zinsen und die schadstoffbedingt hohen Sanierungskosten zur Beseitigung von Altlasten spielten bei der Kalkulation des ursprünglich auf 3,3 Millionen Euro anvisierten Projekts eine Rolle. Auch ein fest eingeplanter Zuschuss der KfW von einer Million Euro ist weggefallen. Den letztendlichen Ausschlag aber gab eine Information der Finanzbehörden, die auf die Gewinnerzielungsabsicht des Projekts blickt. „Die möglichen Mieteinnahmen sind zu gering, deshalb können wir die Kosten nicht absetzen“, sagt Wobser. Das sorgte nun für das Aus. Und Wobser macht deutlich: Die Kommune hätte bei einer Sanierung Zugriff auf Fördertöpfe, die ihm als Privatperson verwehrt seien.

„Ich hätte die Brainstation gerne umgesetzt“, betont Wobser. Zumal das Projekt gut in der Region zwischen Würzburg, Heilbronn und Stuttgart angekommen sei. Aber es gehe nicht um das Gebäude mit Cafe und Co-Working-Möglichkeiten, sondern um die Inhalte. Die Idee, junge Menschen für Technik zu begeistern, lebt in den „Futurelabs“ weiter, die ein Teil der Brainstation waren. Eine gemeinnützige GmbH kümmere sich um Planung und Umsetzung gemeinnütziger Aktivitäten für Kinder und Jugendliche. Die Geschäftsführung der Futurelabs hat Wobser übernommen. „Wir sind aber noch auf der Suche nach pädagogischen Fachkräften.“

Im ehemaligen Schleckermarkt in der Korngasse wird das künftige Domizil sein, nachdem man vorher im alten Rathaus in Gerlachsheim und aktuell bei der Firma Lauda ist. Dort entsteht auf 250 Quadratmetern Aktionsfläche auch der „Maker-Space“ zum Treffen, Werkeln, Projekte planen und Ideen schmieden für die Jugendlichen.

„Es ist nach zweieinhalb Jahren Verhandlungen und Ausloten von Finanzierungsmöglichkeiten ernüchternd, dass die angestrebte Lösung nicht geklappt hat“, bedauert Bürgermeister Dr. Lukas Braun. Das Projekt sei auch für Lauda-Königshofen als Stadt toll gewesen. Toll findet Braun, dass Wobser nach wie vor an den Futurelabs festhält. „Damit bleibt die Idee bestehen, Jugendliche für Technik, Innovation und Gründung zu begeistern.“ Jedoch sei das eigene Gebäude für die Brainstation damit ad acta gelegt. Die hohen Baukosten und die weggebrochenen KfW-Fördermittel hätten dem Projekt den Genickschlag versetzt.

Nicht überraschend

Für Bürgermeister Braun, der in engem Austausch mit Gunther Wobser stand, war die Entscheidung nicht überraschend. „Die möglichen Bruchstellen hinsichtlich der Finanzierbarkeit waren bekannt.“ Mit Blick auf die lange Dauer der Verhandlungen machte er deutlich, dass nicht der Kaufvertrag das Problem war. „Das Objekt liegt in einem Sanierungsgebiet, was eine Modernisierungsvereinbarung benötigt.“ Da gelte es viele Detailfragen zu klären, zumal die Anlage auch unter Denkmalschutz stehe. Auch mit dem Eisenbahnbundesamt musste verhandelt werden.

„Wir bedauern sehr, dass Herr Dr. Wobser von seinem innovativen Brainstation-Projekt in Lauda derzeit Abstand nehmen möchte“, so die Reaktion der Landkreisverwaltung. Gleichwohl wirke sich die Entscheidung nicht direkt auf die geplante Einrichtung einer Mobilitätszentrale in Lauda aus. Wichtig sei, dass diese in einem Gebäude in unmittelbarer Nähe des Gleiszugangs und des ZOBs untergebracht werden könne. Hier stehen mehrere Optionen zur Verfügung, zu denen aktuell Gespräche laufen. Eine Unterbringung im Bahnhofsgebäude selbst sei diskutiert worden und werde auch weiter als eine der Lösungsmöglichkeiten untersucht, auch wenn das nunmehr nur bei einer Projektentwicklung durch einen anderen Investor möglich sei.

Wie geht es weiter? „Wir werden in Ruhe in der Verwaltung ausloten, was möglich ist im Rahmen der Sanierungsförderung.“ Ob man sich dann für eine kommunale Nutzung, für die es mehr Sanierungsmittel sowie KfW-Förderung gibt als bei Privatinvestoren, oder für ein privates Investment entscheidet, sei noch offen. Eine kommunale Lösung will der Verwaltungschef als Option nicht ausschließen – auch wenn der Wunsch nach einem Privatinvestor bleibt. Im Januar soll dann der Gemeinderat darüber beraten.

Braun will auch mit dem Ingenieurteam Jouaux sprechen, ob noch Interesse an dem Objekt besteht. Man hatte im März 2020 zusammen mit Dr. Wobser beim Wettbewerb um das Investorenkonzept für den Bahnhof die Idee eines „Bürgerpalastes mit Brauerei“ vorgetragen, kam aber nicht zum Zuge.

Dem Bahnhofsgebäude wünscht Wobser, dass es „in Blüte erstrahlt“. „Wenn ich dazu etwas beitragen kann, etwa durch Einmietung, dann will ich das gerne tun.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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