Bahnhofsgebäude - Geschäftsführerin Lisa Straub will Jugendliche und Unternehmen an einen Tisch holen und Projekte entwickeln lassen

Lauda-Königshofen: „Brainstation” als Pool zum Austausch

Zukunft neu denken: Der Laudaer Bahnhof soll eine Innovationsfabrik und ein vielseitiger Pool zum Austausch werden. Wegen Corona konnte die „Brainstation“ allerdings noch nicht durchstarten.

Von 
Diana Seufert
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Lauda-Königshofen. Der Bahnhof in Lauda ist für Manuela Wobser eine Ecke, die gepusht werden muss. Es solle nicht nur an der Tauber, sondern auch weiter in der Innenstadt etwas passieren, ist sie überzeugt. Zusammen mit ihrem Mann Dr. Gunther Wobser hatte sie die Idee, aus dem Gebäude eine „Brainstation“, also ein kleines, innovatives Zentrum zu kreieren.

Derzeit sitzt die Firma noch in der Würzburger Straße in Gerlachsheim und damit weit weg von der eigentlichen Klientel: den Jugendlichen. Bei Lisa Straub, seit März Geschäftsführerin der Brainstation, laufen die Fäden zusammen. Sie weiß: „Der Bedarf einer solchen Anlaufstelle ist da.“

Jugendliche und Firmen verbinden

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„Die Brainstation ist als Innovationszentrum gedacht, das mehrere Gruppen zusammenbringen soll: die junge Generation auf dem Weg zu beruflichen Zukunftsmöglichkeiten begleiten, Unternehmen unterstützen und die Bürger der Region mit einbinden“, erklärt die Innovationsmanagerin. Das Bahnhofsgebäude sei dabei der ideale Ort, wo sich unterschiedliche Gruppen treffen und Ideen schmieden können, Projekte entstehen und umgesetzt werden oder man einfach nur schnuppern darf. Ideal auch deshalb, weil das Gelände auf dem Schulweg den Jugendlichen liegt, die mit Bus oder Bahn nach Lauda kommen.

Was ist im Gebäude vorgesehen? Kreativzonen, Büros und Eventflächen sind geplant, Co-Working-Areas, also das temporäre Anmieten von Arbeitsplätzen, kann Start-ups und Freiberuflern helfen. Finden sich in den Büros dann Innovationsteams zusammen, wäre das für die beiden Frauen ein Mehrwert und ein angestrebtes Ziel. Ein Café soll kreative Auszeiten ermöglichen. Zudem wird es ein Hotel oder Boarding House geben, in dem nicht nur Referenten und Gastdozenten übernachten können.

„Herzstück der Brainstation sind aber die Futurelabs“, sagt Lisa Straub. In diesen Zukunftslaboren sollen Jugendliche mit den unterschiedlichsten Firmen zusammenkommen - mit Räumen zum Werkeln und Tüfteln, mit Werkzeug und Material, das benötigt wird. So sollen interessante Projekte angestoßen werden. Nicht nur mit dem Kreismedienzentrum und den Schulen läuft die Zusammenarbeit sehr gut, so Straub. Auch verschiedene Firmen hätten schon zugesagt, einen Pool an Maschinen bereitzustellen. Die Brainstation will den neutralen Raum und die passende Infrastruktur bieten, aber kein Kurangebot machen.

Die Jugendlichen sollen sich und ihre Talente nach Lust und Laune ausprobieren dürfen. Wenn sich jemand gerne als Fotograf versuchen will, sollte dies nicht an einer Spiegelreflexkamera scheitern, macht Manuela Wobser deutlich, dass auch kleine Dinge einen großen Einfluss haben können.

„Die Jugendlichen haben Träume. Und wir wollen sie bestärken, diese Träume auch zu verwirklichen.“ Und Lisa Straub ergänzt: „Bei uns dürfen sie Ideen spinnen und werden dafür nicht ausgelacht, sondern ermutigt, ihre Überlegung in die Tat umzusetzen.“ Man wolle eine Anlaufstelle sein, in der die Jugendlichen Gleichgesinnte und Unterstützer finden.

Lisa Straub weiß, dass man sich als Alleingründer in der Szene schwerer tut als in einem Team. „Wenn die Jugendlichen ein Projekt im Kopf haben, bei dem sie von anderen unterstützt werden, bleiben sie auch bei der Stange“, ist sie überzeugt. Und danach sollten sie auch die Möglichkeit zum Durchstarten haben. Am Beispiel Fotografie spinnt sie das weiter: Vielleicht will der Jugendliche in Richtung Mode gehen und braucht deshalb für die Fotos coole Klamotten und Läden in der Region. Zudem sind Marketing und Vertrieb noch wichtig. Das alles müssten die Jugendlichen aber erst lernen und bräuchten eben Hilfe dabei.

Diese Hilfestellung verberge sich hinter dem Konzept der Futurelabs. In Workshops habe man die Bedürfnisse der Unternehmen, von großen Firmen bis zu Handwerksbetrieben, und der Jugendlichen beleuchtet, nach der aktuellen Situation und nach den Wünschen gefragt. Gerade bei den jungen Leuten sei oft die fehlende berufliche Orientierung genannt worden. Und Lisa Straub betont, dass auch häufig die eigenen Fähigkeiten nicht erkannt worden seien. „Das Ausprobieren bleibt an vielen Stellen auf der Strecke.“ Finanziell tragen sollen sich die Futurelabs durch derzeit ein Dutzend Unterstützer.

Gleichzeitig will man den Teenagern auch zeigen, welches Potenzial im Taubertal steckt. Vor allem was die Vielfalt der Firmen und damit der beruflichen Möglichkeiten in der Region der Weltmarktführer angeht. Dass der ländliche Raum Innovation und Kreativität zu bieten hat, wissen auch die Unternehmen aus dem Raum Würzburg und Heilbronn sowie die Hochschulen, mit denen die Brainstation zusammenarbeitet. „Wir wollen die Jugendlichen hier auch halten. Sie sollen ihre Netzwerke für die Zukunft bilden können.“ Niemand müsse das Gefühl haben, um etwas zu erreichen, müsse man in die Metropolen gehen.

Treffen unter Corona-Bedingungen

Erste Treffen mit Jugendlichen und Firmen hat es bereits gegeben, Projekte wurden angestoßen – soweit Corona dies zugelassen hat. Diese „Circles“,wie Lisa Straub sagt, entstehen aus dem direkten Bedarf. Eine Gruppe kümmert sich um nachhaltige Materialien, eine andere will eine Kugelbahn als Beschäftigungsspiel für draußen kreieren. Auch interessierte Bürger haben schon ihre Mithilfe angeboten. Um den individuellen Wünschen und Vorstellungen gerecht zu werden, hält man das Konzept „fluffig und flexibel“. Trotzdem wolle man nicht unverbindlich sein, sondern den Erfolg der Projekte im Auge behalten. „Wir sind kein Jugendraum zum Chillen, hier soll was geschafft werden.“

Das Bahnhofsgebäude ist bislang noch Eigentum der Stadt. Die Gespräche laufen seit langem, so Manuela Wobser. Doch unterschrieben ist noch nichts.

Dabei geht es auch um eine Förderung durch die Kommune, da das Gelände im Sanierungsgebiet liegt. Was aber bereits in Angriff genommen wurde, ist ein Schadstoffgutachten.

Sobald die Brainstation GmbH Eigentümer ist, kann man mit den baulichen Maßnahmen loslegen. Dann wird es noch einige Zeit dauern, bis aus dem Bahnhofsgebäude für Zugreisende schließlich ein Gebäude für Innovationen wird. Bis dahin wird das Domizil in Kürze im Werk 1 der Firma Lauda aufgeschlagen, wo auch der benötigte Platz zur Verfügung steht.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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