Frankenbahn

Königshofen: Harte Kritik am Zustand der Frankenbahn

Die Landkreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald sowie die Anrainer-Kommunen entlang der Frankenbahn zwischen Adelsheim und Wittighausen üben jetzt Druck aus – auf das Stuttgarter Verkehrsministerium und die Deutsche Bahn.

Von 
Klaus T. Mende
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An einem Strang ziehen: Mit der Unterzeichnung des Positions- und Forderungskataloges zur Frankenbahn erhöhen den Druck auf Land und Bahn (von links) Bürgermeister Wolfram Bernhardt (Adelsheim), Bürgermeister-Stellvertreter Thomas Zemmel (Osterburken), die Bürgermeister Ralph Matousek (Rosenberg), Dr. Lukas Braun (Lauda-Königshofen), die beiden Landräte Christoph Schauder (Main-Tauber), Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald) sowie die Bürgermeister Heidrun Beck (Boxberg), Benjamin Czernin (Ahorn), Joachim Markert (Grünsfeld) und Marcus Wessels (Wittighausen). © Klaus T. Mende

Odenwald-Tauber/Königshofen. Es herrscht große Unzufriedenheit über die aktuelle Situation – vor allen Dingen, was die fehlende Infrastruktur angeht. Aus diesem Grund wurde am Freitag im Bahnhof Königshofen von den beiden Landräten und den acht Bürgermeistern, im Beisein von Abgeordneten, Kreisräten und weiteren Mandatsträgern, ein Positions- und Forderungskatalog ratifiziert, der die Verantwortlichen bei Land und Bahn „auf Trab bringen“ und sie an ihre Pflichten erinnern soll.

Symptomatisch für den Zustand

Der „halbe“ Bahnhalt in der Messestadt sei symptomatisch für den miserablen Zustand der Frankenbahn – und er entpuppe sich als durchaus passend für die Unterzeichnung des Forderungspapiers im Rahmen dieser konzertierten Aktion, ließen die Protagonisten unisono verlauten. Sämtliche Mandatsträger sahen sich nämlich gezwungen, in Zeiten des Klimawandels mit dem eigenen Pkw anzureisen.

„Grenze überschritten“: Lauda-Königshofen Bürgermeister Dr. Lukas Braun (vorn) und Dr. Dieter Thoma (Bürgerinitiative) begutachten die Lage. Im Hintergrund der aufwendig modernisierte kommunale Bereich, im Vordergrund das Bahnareal. © Klaus T. Mende

Die Bereitschaft aller, den Schienenweg zu benutzen, wäre vorhanden gewesen. Doch die ganze Sache hat einen Haken: All jene Gäste aus Richtung Würzburg hätten in Königshofen nicht aussteigen können und bis Wölchingen weiterfahren müssen, um „auf der richtigen Seite“ einzutreffen. Jene Teilnehmer aus Richtung Heilbronn, wie der Ahorner Bürgermeister Benjamin Czernin oder Kreisrat Elmar Haas, wären zwar sicher angekommen, hätten am Bahnsteig jedoch bis zum St.-Nimmerleinstag warten müssen, ehe sie die Rückfahrt in ihre Kommune hätten antreten können. Beide hat der FN-Reporter am Vortag auf den Missstand in der Messestadt telefonisch hingewiesen, sonst hätte die Rückreise aus den bekannten Gründen bisweilen etwas umständlich werden können . . . Und auch Landrat Dr. Brötel wäre gerne per Zug gekommen, wäre nicht die „Odyssee“ bei der Rückfahrt.

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Vor der Unterzeichnung ergriffen die beiden Landräte das Wort – und ließen ihrer harten Kritik, die sie auch namens der beiden Kreistage an die Adresse von Verkehrsminister Herrmann und Deutscher Bahn richteten, freien Lauf. Für Christoph Schauder ist „eine attraktive und moderne Infrastruktur eine Grundvoraussetzung für die Gewinnung von Fahrgästen und damit auch für die Verkehrswende“. Die Lage am „halben“ Bahnhof in Königshofen sei beispielhaft für die untragbare Situation – „erhebliche Fahrgastpotenziale gehen so verloren“. Der Haltepunkt sei „das Sinnbild für die Bahnhofsinfrastruktur an der Frankenbahn“.

Das fortgeschriebene Papier solle die umfangreichen Bemühungen flankieren, die Anforderungen des Probebetriebs zu meistern und den Taktverkehr ab Dezember 2023 in den ausschließlich vom Land zu finanzierenden Regelbetrieb zu überführen, sagte Schauder weiter. „Uns allen muss bewusst sein, dass wir uns hier auf die machbaren und realistischen Forderungen konzentrieren müssen. Wir fordern aber mittelfristig die Reaktivierung der derzeit nicht bedienten Haltepunkte.“ Insgesamt lägen die Investitionen bei rund 50 Millionen Euro.

Land „muss liefern“

Wer, wie das Land, umfangreiche Mobilitätsversprechen abgebe, „muss auch liefern“. Ein attraktiver ÖPNV – „ich sage es immer wieder“ – dürfe kein Alleinstellungsmerkmal von Ballungsräumen ein, sondern „muss auch im ländlichen Raum möglich sein“, schloss der Landrat des Main-Tauber-Kreises.

Sein Buchener Kollege Dr. Achim Brötel erinnerte sich an den „Anlass Jodler“ von 1978, einem der größten musikalischen Erfolge des bayerischen Kabarettisten Fredl Fesl. Dort heißt es: „Ein Auto, das nicht fährt, das ist sein Geld nicht wert.“ In der Gegenwart und bezogen auf die Frankenbahn müsste der Jodler so umgeschrieben werden: „Ein Zug, der nirgends hält, des is’ der größte Schmarr’n der Welt.“

Die Landräte Dr. Brötel (rechts) und Schauder (Zweiter von rechts) und eine Abordnung der Bürgerinitiative bei der Übergabe von 5005 Unterschriften für eine „bessere“ Frankenbahn. Sie werden zeitnah an Verkehrsminister Winfried Herrmann überreicht. © Klaus T. Mende

2023 nannte Brötel ein „Schicksalsjahr für die Frankenbahn“. Dann müsse das Land als Aufgabenträger auf der Schiene nämlich (grüne) Farbe bekennen, ob die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land nur ein verfassungspolitisches Lippenbekenntnis sei – oder ob sie von dieser Landesregierung und besonders ihrem Verkehrsminister tatsächlich auch gelebt und der Probebetrieb deshalb in einen Regelbetrieb auf Kosten des dafür allein zuständigen Landes überführt werde – oder „ob wir stattdessen wieder in den Status des Niemandslandes zurückgeschickt werden“. Die moderne Version der Gretchenfrage laute also: „Winne sag’, wie hast Du’s mit dem ländlichen Raum? Du bist ein herzlich guter Mann, allein, so ist die Realität, wir merken’s nur im Traum . . .“ Die Frankenbahn zwischen Lauda und Osterburken habe inzwischen das Zeug, „zu einer Dauertragödie zu werden“, meinte er in Anlehnung an Goethes „Faust“.

Kurioserweise habe mit der Elektrifizierung der Strecke 1975, eigentlich eine Ausbaumaßnahme in die Zukunft, der „kontinuierliche Niedergang der Strecke begonnen“, fand Dr. Brötel sehr deutliche Worte der Kritik. In der Folge hätten die beiden Landkreise immer wieder den engen Schulterschluss gesucht, um die Lage zu verbessern – und sich auch nicht von Rückschlägen in Form leerer Versprechungen aus der Bahn werfen lassen.

Nicht außergewöhnlich

Es sei nichts Außergewöhnliches, „was wir da vom Land fordern. Wir wollen nämlich nicht mehr, aber halt eben auch nicht weniger als alle anderen“, führte der Neckar-Odenwälder Landrat weiter aus. Die Bahnhöfe müssten „einladend“ und „nicht abstoßend“ wirken. Die Realität sehe aber ganz anders aus – es gebe eine Reihe maroder Bahnhofsgebäude. „Manchmal hat man wirklich den Eindruck, dass sich die rumänische Staatsbahn in der hinteren Walachei noch mehr um ihr Eigentum kümmert als die Deutsche Bahn hier bei uns.“

Lauda-Königshofens Bürgermeister Dr. Lukas Braun nannte den Haltepunkt in der Messestadt „ein Sinnbild für die heruntergewirtschaftete Bahninfrastruktur“. So sei es schwer, Leute auf die Schiene zu bringen. Der ÖPNV müsse „einfach und komfortabel sein“. Solange Land und Bahn nicht ihre Hausaufgaben machten, „kommt die Verkehrswende nicht voran“.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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