Reagieren statt kaschieren

Klaus T. Mende zur Situation entlang der Frankenbahn

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Klaus T. Mende
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Die Deutsche Bahn bleibt halt die Deutsche Bahn. Seit ihrer Privatisierung zum 1. Januar 1994 hat sie in der Gesellschaft für mehr Ärger gesorgt als von ihr Lob eingeheimst. In ihren Werbevideos versucht sie allerdings, dies immer wieder zu kaschieren – und will uns suggerieren, dass wirklich vieles Gold ist, was glänzt. Ich habe mir eben solch einen Trailer angeschaut, in dem die DB dazu animiert, per Zug stressfrei in den Urlaub zu fahren – und habe mal nachgedacht, was dies für die Bewohner entlang der Frankenbahn zwischen Osterburken und Lauda bedeutet.

Züge rauschen vorbei

„Von Glotze nach Glück“ wird in dem Werbefilm kundgetan – entlang der Strecke „glotzt“ man vielleicht den Zügen nach, weil sie an den meisten kleineren Orten vorbeirauschen – und damit in die Röhre. Weiterhin wird der Zuschauer berieselt mit dem Slogan „Vom Rumhocken zum Abrocken“. Auch hier bleibt der Wunsch Vater des Gedankens. Denn wer ohnehin nicht mitgenommen wird, sitzt herum – und wartet, wartet, wartet bis Ultimo. Wie etwa am „halben“ Bahnhalt in Königshofen. Wer mit der Bahn in die Ferien reist, für den gelte „Vom Sand im Getriebe nach Sand im Po“. Realistisch betrachtet bedeutet die aktuell unhaltbare Situation entlang der Frankenbahn für mich vielmehr, dass derart viel Sand im Getriebe ist und damit gar kein weiterer für diverse Urlaubsgenüsse übrig bleibt. Und wer hofft, von Schweigern, Hirschlanden oder Unterschüpf aus „Von allein nach zusammen“ zu kommen, wird auch schnell feststellen müssen, dass es sich hierbei um reine Luftschlösser handelt, will man mal auf das eigene Auto verzichten.

Minister-Druck wünschenswert

Herr Minister Herrmann, jetzt kommen Sie ins Spiel. Auch wenn Sie den Bahnverantwortlichen nicht weisungsbefugt sind, können Sie aber Druck ausüben. Tun Sie das am besten mal ganz schnell, bevor die Bürger hier auf dem flachen Land das Interesse gänzlich verlieren, mit der Bahn unterwegs zu sein.

Ihr beruflicher Wirkungskreis umfasst vor allem die Landeshauptstadt Stuttgart – und dort gibt es einen ÖPNV, der sie höchst zufriedenstellen dürfte. Hier vor Ort sieht die Realität aber völlig anders aus. Machen Sie doch mal einen Selbsttest. Verbringen Sie vier Wochen bei uns hier im ländlichen Raum entlang der Frankenbahn und versuchen Sie, den ÖPNV zu nutzen. Sie werden schnell merken, dass sehr viel im Argen liegt, zumindest was die Bahn angeht.

Signale auf Grün stellen

Sie haben die Möglichkeit, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und die Weichen so zu stellen, dass die Signale der Frankenbahn dauerhaft auf Grün stehen. Dies heißt für mich, sofortige Verstetigung des Stundentakts, auch an Wochenenden und Feiertagen, bei gleichzeitiger kompletter Kostenübernahme durch das Land sowie rasche Investitionen in die bestehenden Haltepunkte sowie die Reaktivierung all jener, die 1985 geschlossen wurden. Denn es wäre fatal, wenn der ÖPNV auf dem flachen Land im Vergleich zu den Ballungsräumen weiter abgehängt wird.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt