Stromautobahn SuedLink

Heckfeld: Wenn Feldwege zu Buckelpisten werden

Die SuedLink-Trasse sorgt für Unmut bei den Bürgern: Die Wege sind strapaziert und teils beschädigt, der Verkehr belastet die Bürger. Bis Ende 2026 wird noch gebaut.

Von 
Diana Seufert
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Viele Feldwege auf der Gemarkung Heckfeld sind ramponiert, wie Ortsvorsteher Tobias Sauer frustriert zeigt. © Diana Seufert

Heckfeld. Die breite Schneise, die sich wegen der SuedLink-Trasse derzeit durch den Main-Tauber-Kreis zieht, ist deutlich sichtbar. Dieses Infrastrukturprojekt, um Windstrom von Norddeutschland nach Baden-Württemberg und Bayern zu bringen, hinterlässt nicht nur ein braunes Band, in dem dann die Rohre für die Erdkabel gelegt werden, sondern vor allem im Raum Heckfeld auch viele fragende und unzufriedene Gesichter. Während in anderen Bereichen die Arbeiten in offenen Gräben verlaufen, passiert bei Heckfeld viel unter der Erde.

Dass eine Großbaustelle wie die Stromautobahn verdreckte Straßen und Unannehmlichkeiten mit sich bringt, ist Ortsvorsteher Tobias Sauer klar. Doch die aktuelle Situation ist für ihn nicht akzeptabel. Er macht seinem Unmut Luft. „Wir hatten auf der Gemarkung viele schöne Wege, die nicht nur die Landwirte benötigen, sondern auch von den Bürgerinnen und Bürgern gern für einen Spaziergang genutzt wurden.“ Das ist seit einigen Wochen nicht mehr möglich. Tiefe Mulden verwandeln so manchen Feldweg in eine Buckelpiste.

SuedLink-Arbeiten bis Ende 2026

  • Die Gleichstrom-Erdkabeltrasse namens SuedLink soll Strom aus Windenergie vom Norden in den Süden bringen. Von Brunsbüttel führt die rund 700 Kilometer lange Strecke nach Großgartach/Leingarten.
  • 2028 soll SuedLink in Betrieb gehen. Die Kosten werden auf zehn Milliarden Euro geschätzt. Betreiber des Projekts sind die Unternehmen Tennet TSO und TransnetBW.
  • Im September 2024 fiel der Startschuss für den rund 80 Kilometer langen Teil durch Baden-Württemberg.
  • Im Main-Tauber-Kreis führt die Trasse von der bayerischen Landesgrenze bei Gerchsheim und tangiert Großrinderfeld, Grünsfeld, Tauberbischofsheim, Lauda-Königshofen, Ahorn und Boxberg. Bei Ravenstein geht es in den Neckar-Odenwald-Kreis und weiter Richtung Heilbronn. Bis Ende 2026 sollen die Arbeiten im Kreis andauern. dib
Der Weg Richtung Photovoltaikanlage gleicht einer Buckelpiste für Mountainbiker. © Diana Seufert

Risse und Setzungen im Asphalt

Als Beispiel zeigt Sauer den Weg vom Hochbehälter Richtung „Drei Eichen“ und Heckfelder See. Die dunkle Asphaltfläche weist deutliche Risse und Setzungen auf. Die verbreiterten Bankette beginnen zu bröckeln. Zu den Unebenheiten kommt noch auf der Fahrbahn verteilter Schotter in unterschiedlicher Größe. „Radfahrer müssen vorsichtig sein, ein Spaziergang mit Kinderwagen oder Rollstuhl wird schwierig“, ist der Ortsvorsteher verärgert. Der Weg vom Brünnlein in Richtung Solarpark an der A 81 ist in seinen Augen noch ramponierter. Keine Strecke, die er Joggern oder Spaziergängern empfehlen würde. „Die Wege sind im Eimer.“

Grund für den schlechten Zustand des Wegenetzes ist der Bau der SuedLink-Trasse. Baufahrzeuge mit schwerem Gerät nutzen die Strecken. Ein Baulager wurde auf Höhe des Hochbehälters errichtet, das auch bis tief in die Abendstunden hell beleuchtet ist. Dazu kommen die Traktoren mit den Wasserfässern, die für Sauer im 30 Minuten-Takt durch den Ort und auf den Wegen unterwegs sind. Gearbeitet und gefahren werde auch am Wochenende. „Als wir vor Jahren ein Wassertretbecken am Brünnle anlegen wollten, wurde das aufgrund des Eingriffs in die Natur untersagt.“ Der Eingriff durch den SuedLink sei bedeutend größer, beanstandet Sauer. Auch dass neue Wege durch Wiesen angelegt würden, sieht er kritisch.

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Zahlreiche Spülbohrungen erfolgen für den SuedLink-Bau auf Gemarkung Heckfeld. © Diana Seufert

Viele Biotope und geschützte Flächen

„Im Bereich von Heckfeld gibt es viele Raumwiderstände, wie Biotope oder andere geschützte Flächen“, erklärt Kathrin Egger, Pressesprecherin der Vorhabensträgerin Transnet BW. Da diese Flächen nicht zerstört werden sollen, wurde bei der Planung festgelegt, diese Bereiche mithilfe einer Horizontalspülbohrung zu unterqueren. Für diese Spülbohrungen werde Wasser in Trinkwasserqualität genutzt, das vom regionalen Versorger stamme. Zur Frage nach der Häufigkeit dieser „Wasser-Fahrten“ erklärt Egger, dass sie bedarfsabhängig und mehrmals am Tag stattfinden können.

Viele der genutzten Feldwege sind nicht für die aktuell hohe Belastung der schweren Fahrzeuge ausgelegt. Auch an den Kreisstraßen in und um Heckfeld sind die Spuren der breiten Gefährte zu erkennen. Sauer spricht von losen Randsteinen etwa in der Ortsdurchfahrt.

Ursprünglicher Zustand wird wieder hergestellt

„Bei Bauprojekten dieser Größenordnung lassen sich Belastungsschäden an Straßen und Wegen nicht gänzlich vermeiden. Daher ist im Planfeststellungsbeschluss festgelegt, dass sämtliche durch die Baumaßnahme verursachten Schäden an Straßen, Wegen und Flurstücken behoben und der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt wird.“

Den Wunsch der Bürger nach einer raschen Wiederherstellung der Feldwege kann man bei Transnet BW verstehen. „Bereits während der Bauphase werden teilweise Schlaglöcher ausgebessert, beispielsweise im Bereich des Feldwegs Rödersteintal auf Gemarkung Grünsfeld. Eine umfassende Instandsetzung erfolgt nach Abschluss der Baumaßnahmen, sobald kein Baustellenverkehr mehr auftritt“, heißt es dazu.

Viele Bankette wurden durch die schweren Baustellen-Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen. © Diana Seufert

Durch die örtliche Bauüberwachung würden Beweissicherungen und Zustandsfeststellungen entlang der Transportwege durchgeführt. „Beschädigte Wege werden nach Abschluss der Bauarbeiten wiederhergestellt“, garantiert man bei TransnetBW. Tobias Sauer bleibt skeptisch. „Solche Zusagen hatten wir beim Bau der Windräder auch. Es wurde dokumentiert, aber zum Teil nicht zufriedenstellend wieder hergestellt.“

Mehr Informationen über den Bau gewünscht

Die Heckfelder wünschen sich mehr Rücksicht auf die Bevölkerung. Die Laster und Traktoren würden mit hoher Geschwindigkeit „durch den Ort schießen“. Das solle nicht sein, heißt es auch bei Transnet BW. „Selbstverständlich müssen auch die Tiefbauunternehmen die Geschwindigkeitsbegrenzung einhalten. Diese sind dazu angehalten, mit angemessener Geschwindigkeit zu fahren.“ Sollten Verstöße beobachtet werden, bitte man darum, diese an Transnet BW zu melden.

Die breite Schneise, die der SuedLink in der Region zieht, ist nicht zu übersehen. © Diana Seufert

Im September fiel der Startschuss für die 80 Kilometer lange Strecke der SuedLink-Trasse in Baden-Württemberg, die von Gerchsheim bis nach Leingarten bei Heilbronn führt. Bis Ende 2026 werden die Arbeiten dazu rund um Heckfeld dauern, so Kathrin Egger.

Für Tobias Sauer ein sehr langer Zeitraum. Er wünscht sich einen besseren Informationsfluss, auch während der Baumaßnahme. Was gemacht wird, wann und wo wird gegraben und gebohrt, wisse man nicht. Pressesprecherin Kathrin Egger erklärt, man informiere über die Baumaßnahmen auf verschiedenen Kanälen. „Vor Beginn der Bauarbeiten in Baden-Württemberg haben wir umfassende Bauinformationsmärkte veranstaltet. Zudem veröffentlichen wir zum jeweiligen Baustart Amtsblattmeldungen in den betroffenen Kommunen und stehen im Austausch mit den Gemeinden. Eigentümerinnen und Eigentümer erhalten Bauvorankündigungen für ihre Flurstücke.“ Darüber hinaus nehme man Anliegen jederzeit per E-Mail unter suedlink@transnetbw.de entgegen. Und sie verweist auf eine Hotline unter 0800 380 470-1, unter der man während der geschäftsüblichen Zeiten für Fragen zur Verfügung stehe.

Tobias Sauer hofft, dass die Feldwege bald wieder in einem Zustand sind, in dem sie von allen Bürgern genutzt werden können.

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