Lauda-Königshofen. 12 836 Tonnen Tonnen Haus- und Sperrmüll produzierten die Bewohner im Main-Tauber-Kreis im Jahr 2020. Der muss entsorgt werden. Einen Teil davon, nämlich Gelbe Säcke, übernimmt die Firma Inast. Täglich fahren die orangefarbenen Lkw in die Tauberstraße in Lauda. Damit wird allerdings in wenigen Monaten Schluss sein. Denn die Firma Inast wird den Standort in Lauda verlassen.
Im Rahmen der Stadtsanierung will die Stadt das Areal in Lauda aufwerten und einer neuen Bestimmung zuführen. Deswegen ist die Weiternutzung für Inast nicht mehr möglich.
„Wir planen gerade den Rückbau der Anlagen“, sagt Rouven Schaller, Geschäftsführer von Inast gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Das Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Mosbach wird nach zwölf Jahren die Niederlassung aufgeben. Der Mietvertrag mit der Stadt als Eigentümerin des Geländes endet zum 30. Juni. Dann muss die Firma die Flächen bis Ende des Jahres an den Bahngleisen geräumt haben. Ursprünglich lief der Vertrag bereits Ende 2021 aus. Doch vonseiten der Verwaltung wurde ein Aufschub gewährt, um der Firma die Suche nach neuem Gelände zu erleichtern.
Inast wollte investieren
Gerne hätte man schon vor Jahren in den Standort einen Millionen-Betrag investiert, macht Schaller deutlich, dass dieses Areal in seinen Augen nicht das Aushängeschild des Unternehmens ist. Eine Aufwertung der 4200 Quadratmeter großen Fläche sei schon länger geplant gewesen. Doch bei den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Stadt und auch mit dem Gemeinderat waren die Parteien auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. „Das hat uns zwei Jahre Planungszeit gekostet und ist jetzt für uns erledigt“, so Schaller.
Die Überlegung zum Kauf des Areals durch den Entsorger wurde von der Stadt negativ beschieden. Die hatte dort ein Stadtsanierungsgebiet ins Leben gerufen. Mit Blick auf weitere Industriestandorte in der Tauberstraße sieht Schaller dies allerdings skeptisch. Denn selbst wenn Inast nicht mehr dort angesiedelt ist, hat man mit der Firma Kühl einen weiteren Entsorger auf der anderen Straßenseite. „Wir lagern die Gelben Säcke nicht lange“, betont Schaller. Innerhalb einer Woche werde das Material wieder abgefahren, gibt er als Zielvorgabe an. Er verweist auf eine hohe Recyclingquote in Sachen Kreislaufwirtschaft. So versuche man, eine Geruchsbelästigung zu vermeiden.
Die Crux in der Tauberstraße: Die Wertstoffe sind nicht eingehaust, sondern bieten Wind und Wetter genügend Angriffsfläche. „Dieses Problem wäre durch eine geplante Investition vermieden worden.“
Eine weitere Option, die auch Bürgermeister Dr. Lukas Braun noch einmal ins Spiel gebracht hatte, war ein Grundstück im Gewerbegebiet „Becksteiner Weg“. Doch auch dort sah man beim Gemeinderat keine gemeinsame Zukunft – wohl auch deshalb, weil die dann überdachten Hallen sehr hoch geworden wären. Und in direkter Nachbarschaft zum Radweg wollte man keinen Entsorgungsbetrieb.
Sondermüllzentrum bleibt
Vom Standortpoker ist die Filiale in Königshofen auch betroffen. Das bestehende Sonderabfallzwischenlager soll weiter betrieben werden – auch wenn die Gemengelage Wohnbebauung und Sondermüll so manchem Anwohner ein Dorn im Auge ist. „Die Gesamtsituation wird sich auf dem Standort entspannen, da 80 Prozent der Menge zukünftig dort nicht mehr umgeschlagen werden“, sagt Rouven Schaller. Nach internen Überlegungen könnte es bei Materialien wie Schrott, Altholz, Bauschutt und gemischte Wertstoffe Veränderungen geben. Auch das Parkaufkommen verringere sich.
Das Sondermüllzentrum hat Inast vor rund 20 Jahren von der Firma Knittel übernommen und betreibt es seitdem an der Zufahrtsstraße zum Wohngebiet Turmberg. Dort ist auch die Verwaltung der Filiale Lauda-Königshofen zu finden.
Glücklich ist Bürgermeister Braun nicht, dass man zu keiner Lösung gefunden hat, mit der alle hätten leben können. Inast habe einen groben Standortplan vorgelegt, wie man am Becksteiner Weg hätte verfahren wollen – auch wenn dies kein optimales Areal für deren Bedarf sei. „Aber viele Möglichkeiten an Gewerbefläche haben wir im Stadtgebiet nicht zur Verfügung, die man hätte in die Waagschale werfen können“, erklärt der Verwaltungschef seinen Kompromissvorschlag. Der Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, dort keinen Abfall zu wollen, stand dem gegenüber.
„Wir wären gerne geblieben“, sagt Inast-Geschäftsführer Rouven Schaller und betont, dass man nicht nur mit dem Kreis, sondern auch mit namhaften Betrieben in der Region zusammenarbeitet. 2009 hatte man den Laudaer Standort von der Firma Sita übernommen, die dort bereits einen Umschlagplatz für Wertstoffe betrieben hatte. Damals hatte die Firma einen Kauf des Geländes nicht in Erwägung gezogen.
Wo Inast künftig die Wertstoffe aus dem Main- Tauber-Kreis umsclägt, ließ Schaller offen. Man habe auch die Möglichkeit, auf den Neckar-Odenwald-Kreis auszuweichen. Doch das möchte der Unternehmer eigentlich nicht. Dort hat man ein 27 Hektar großes Gelände erworben.
Gespräche gibt es seit längerem mit der Stadt Tauberbischofsheim, den Sitz in den dortigen Industriepark A 81 zwischen der Kreisstadt und Großrinderfeld zu verlagern. Entschieden ist allerdings noch nichts. Damit rechnet der Geschäftsführer erst in zwei bis drei Monaten.
Für die Mitarbeiter von Inast heißt der Auszug aus der Laudaer Tauberstraße, dass sie künftig einen anderen Betriebshof anfahren. „Wir werden aber niemanden freistellen“, unterstreicht der Chef. Diesem Grundsatz sei man auch während der Pandemie treu geblieben, wo es ein deutlich erhöhtes Müllaufkommen gab.
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