Finanzierung

Nachbargemeinden sollen sich am Külsheimer Hallenbad beteiligen

Das Defizit für den Unterhalt der Schwimmhalle steigt um etwa die Hälfte auf 160 000 Euro an. Jetzt schreibt die Stadtverwaltung Kommunen per Brief an und bittet um Hilfe.

Von 
Heike Barowski
Lesedauer: 
Dieses Bild gehört der Vergangenheit an. Am 13. März öffnet das Külsheimer Hallenbad wieder. Doch die defizitäre Lücke für den Unterhalt der Halle wird immer größer. Aus diesem Grund wandte sich die Stadt mit der Bitte um Unterstützung an die Nachbargemeinden, deren Vereine die Halle seit Jahren nutzen. © Fn-Archiv/heike barowski

Külsheim. Es war nur eine kleine Randbemerkung während der Gemeinderatssitzung in Werbach, die deutlich machte, dass die Stadt Külsheim, als Betreiber einer Schwimmhalle, aus finanzieller Bedrängnis heraus nun Hilfe bei anderen Gemeinden sucht.

Vor einigen Tagen erhielten fünf Nachbarkommunen einen Brief von der Stadtverwaltung Külsheim, deren Vereine die Schwimmhalle bisher genutzt haben. Neben Freudenberg und Wertheim waren es auch Werbach, Tauberbischofsheim und Königheim. In dem Anschreiben werden diese Gemeinden um eine Beteiligung an den Unkosten gebeten. So soll jede Kommune pro Verein, der die Halle nutzt, und pro genutzter Stunde 120 Euro zahlen.

Wie Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann am Freitagmorgen in einem Gespräch mitteilte, sehe man sich zu diesem Schritt aufgrund des deutlich steigenden Defizits gezwungen. Noch vor Einsetzen der Pandemie betrugen die Betriebskosten für das Betreiben der Schwimmhalle pro Jahr rund 250 000 Euro (ohne Abschreibungen).

„Das Defizit betrug vor Corona immer zwischen 80 000 und 100 000 Euro“, so Schreglmann. „Wir haben die letzten Jahre immer versucht, nicht über diese 100 000 Euro zu kommen. Das gelang uns bisher auch nur, weil wir ein enormes ehrenamtliches Engagement haben.“ Beigesteuert hat auch der Schwimmbadförderverein jährlich einen Beitrag von 15 000 Euro zum Erhalt der Halle.

Positiv zu Buche schlägt in der Berechnung auch eine sehr geringe Abschreibungsrate. Vor 15 Jahren erwarb die Stadt den gesamten ehemaligen Bundeswehrstandort inklusive Sportstätten. Der Kaufpreis wird somit auf das gesamte Areal verteilt und bewirkt genannte geringe Abschreibung im Fall der Schwimmhalle.

Deutlich größeres Defizit

Aufgrund der deutlich gestiegenen Unterhaltungskosten für Strom und Wasser rechnet Schreglmann jedoch für dieses Jahr nun mit einem Defizit von 160 000 Euro. Der Bürgermeister hofft allerdings noch auf eine positive Auswirkung der Preisbremsen und die erwünschte Unterstützung durch die Nachbargemeinden.

Vorreiter dieses „Mitfinanzierungsmodells“ im Landkreis ist seit vergangenem Jahr übrigens Lauda-Königshofen. Auch hier beteiligen sich mehrere Gemeinden am Betrieb der Schwimmhalle – allerdings, wie Schreglmann wusste, mit einem höheren Betrag.

Mehr zum Thema

Kommentar Schwimmen in der Badewanne?

Veröffentlicht
Kommentar von
Heike Barowski
Mehr erfahren
Vertrag gescheitert

Külsheim plant eigene Fundtieraufnahmestelle

Veröffentlicht
Von
Heike Barowski
Mehr erfahren

Kommentar Ein Tierheim für 500 Euro?

Veröffentlicht
Kommentar von
Heike Barowski
Mehr erfahren

Geantwortet hat auf das Schreiben aus Külsheim noch keine Kommune. In Werbach sprach sich Bürgermeister Ottmar Dürr allerdings im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung dafür aus, das Anliegen wohlwollend zu prüfen. Wie inzwischen bekannt wurde, gehe man in Werbach von einem jährlichen Zuschuss von rund 6000 Euro aus.

Die Beteiligung der Kommunen an den Unkosten ist freiwillig. Doch was passiert, wenn die Gemeinden nicht zahlen? „Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“, gab Schreglmann zu. Er hofft auf die Einsicht der angeschriebenen Nachbarn. Schließlich profitieren auch deren Vereine und Bürger vom Vorhandensein der Schwimmhalle in Külsheim.

Die Vereine, welche die Halle bisher nutzen, müssen ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Zahlten sie bisher 92 Euro pro Stunde, so erhöht sich dieser Beitrag auf 105 Euro pro Hallenstunde. „Dazu muss man sagen, dass die Külsheimer Halle mit einer Beckenlänge von 25 Metern eine der größten in der Region ist und der Verein für diese 105 Euro die Halle komplett alleine nutzen darf“, erklärte Schreglmann.

Für Philipp Bopp, technischer Leiter Ausbildung bei der DLRG Wenkheim, ist diese Preisanpassung nachvollziehbar. „Die Steigerungen der Energiekosten spüren wir auch im Welzbachbad sehr deutlich. Für ein Hallenbad dieser Größe wird das noch viel stärker zu Buche schlagen.“ Die nun geforderten 105 Euro pro Hallenstunde zahlt die DLRG Wenkheim aus eigener Kasse. Eine Erhöhung der Gebühren für Schwimmkurse gehe man nur sehr vorsichtig an. „Wir wollen die Eltern nicht überfordern. Aber wir werden voraussichtlich im Herbst diese Beiträge leicht anheben, weil auch wir auf die veränderten Bedingungen reagieren müssen“, so Bopp.

Keine Unterstützung vom Kreis

Viel diskutiert wird im Zusammenhang mit dem Hallenbad in Külsheim eine finanzielle Unterstützung durch den Landkreis. Doch die schloss Schreglmann aus. „Warum sollte der das machen?“, fragte er. „Mir tut schon immer das Herz weh bei den Millionenbeträgen im Kreisetat, die wir für freiwillige Leistungen ausgeben, die wir gar nicht tätigen müssten – aus Sicht des Kreisrats Schreglmann gesprochen“, meinte der Bürgermeister. Als Beispiel nannte er die finanzielle Beteiligung an den Volkshochschulen. Und aus Sicht des Bürgermeisters? „Die Wertheimer betreiben zwei Bäder, die Wenkheimer ein Freibad, Tauberbischofsheim hat ein Freibad – wo soll die Unterstützung da anfangen und wo aufhören? Ich kann den Landkreis verstehen, dass er sich nicht beteiligt.“ Schreglmann wies zusätzlich auf den knappen Etat des Kreises hin.

Anders sieht es im Fall der Landesregierung aus. Hier sieht der Bürgermeister durchaus eine Pflicht zur Beteiligung an den Betriebskosten oder an Sanierungsmaßnahmen. Glück für die Külsheimer: Die Schwimmhalle wurde kurz vor Abzug der Bundeswehr noch durch den Bund komplett saniert.

Das kleine Bad mit Hebeboden dagegen, das die Stadt sich vor langer Zeit leistete, musste vor 30 Jahren geschlossen werden, weil die Gelder für die notwendige Sanierung nicht aufgebracht werden konnten.

Einsparmaßnahmen ergriffen

„Um Betriebskosten zu sparen, wurde bereits gemeinsam mit dem Stadtwerk Külsheim vor ein paar Jahren ein Blockheizkraftwerk eingebaut, mit dem wir unseren eigenen Strom erzeugen und die Abwärme zum Heizen nutzen. Das hat deutlich zu einer Kostenreduzierung geführt“, erklärte der Bürgermeister. Aktuell hat man den Warmbadetag gestrichen und die Wassertemperatur auf 28 Grad Celsius abgesenkt. Weitere Einsparmöglichkeiten sieht Schreglmann kaum noch.

Gute Auslastung

Mit einem gewissen Stolz dagegen berichtete er von einer guten Auslastung, dass sich neben Vereinen auch verschiedene Sportveranstalter wieder in Külsheim angemeldet haben, um die Halle für Trainingswochen zu nutzen.

Der Öffnungstermin der Schwimmhalle steht inzwischen auch fest. So können ab 13. März wieder Bahnen gezogen werden. Die Vorbereitungen dafür laufen seit Wochen. Weil die Besucherzahlen im Hochsommer zu vernachlässigen sind, wird das Bad mit Beginn der Ferien am 27. Juli für ein paar Wochen wieder geschlossen.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten