Öffentliche Sitzung - Anlieger wiederholen ihre Einwände gegen geplantes Projekt am Ritterberg und übergeben Unterschriftenliste

Räte geben grünes Licht für Wohnanlage in Königheim

Bei zwei Gegenstimmen gab der Königheimer Gemeinderat grünes Licht für den Bau der geplanten Wohnanlage am Ritterberg. Obwohl der Bauträger die Höhe der Tiefgaragenwand reduziert hat, kritisierten Anlieger und Bürger das Projekt massiv.

Von 
Susanne Marinelli
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Damit sich jeder ein besseres Bild von der geplanten Wohnanlage auf dem Königheimer Ritterberg machen kann, haben die Geschäftsführer der Weinberger Bauen und Wohnen GmbH diese unverbindliche Illustration erstellen lassen. © Weinberger Bauen und Wohnen GmbH

Königheim. Drei Häuser mit insgesamt 27 Wohneinheiten, 27 Stellplätze in einer Tiefgarage, zehn Garagen und sieben Parkplätzen im Freien: Das sind zusammengefasst die Eckpunkte der Wohnanlage, welche die Weinberger Bauen und Wohnen GmbH an der Winzerstraße auf dem Königheimer Ritterberg errichten möchte (die FN berichteten bereits ausführlich).

321 Unterzeichner

© Susanne Marinelli

Dass die Planung den Anwohnern, aber auch weiteren Königheimern nicht gefällt, brachte Anlieger Thilo Waltert auch im Namen seiner Nachbarn bereits vor der Projektvorstellung durch die beiden Geschäftsführer des Unternehmens, Pascal und Marvin Weinberger, deutlich zum Ausdruck. An Bürgermeister Ludger Krug überreichte er eine Liste mit 321 Unterschriften von Königheimer Bürgern aus 201 Haushalten, „die hier leben und wohnen und nicht mit dem Klotz, den sie hier hinstellen, leben wollen“.

Wie bereits im Gespräch mit den FN betonte Waltert, dass die Kritiker eine Bebauung des Areals nicht grundlegend ablehnen. Auch ihnen sei der Bedarf an Mietwohnungsraum in der Gemeinde bekannt. Doch: „Das was jetzt geplant ist, sprengt alle Maßen.“ Nach Meinung der Anlieger verstoßen die Planungen gegen viele Festlegungen im gültigen Bebauungsplan.

Tiefgarage als Vollgeschoss zählen

Als unrealistisch bezeichnete er die Berechnungen des Bauträgers zur Bewohnerzahl sowie dem damit verbundenen Verkehrsaufkommen und Lärm. Weiter forderte er, dass die Tiefgarage als Vollgeschoss eingerechnet werden müsse. Die Wohnanlage würde das Ortsbild an seinem höchsten Punkt negativ prägen, verglich der Redner das Objekt mit einem von der Weinberger GmbH verwirklichten, umstrittenen Projekt in Igersheim. Abschließend appellierte Thilo Waltert an die Gemeinderäte, „die Stimmen der Bürger“ bei ihrer Entscheidung zu würdigen – und erhielt dafür lang anhaltenden Applaus der Zuhörer.

„Ritterburg am Ritterberg“

Im Verlauf der Sitzung äußerten sich weitere Bürger zu dem Vorhaben. Befürchtet wurde dabei, dass das Projekt „wie die Ritterburg am Ritterberg“ aus dem Ortsbild herausragen werde. Auch kam die Frage auf, ob der gültige Bebauungsplan aus den 1990er Jahren noch zeitgemäß sei oder das Ganze etwas entzerrt werden könnte. Mancher empfand es als ungerecht, dass es hier Befreiungen vom Bebauungsplan gebe, diese privaten Bauherren in der Vergangenheit aber verwehrt worden seien. Angesprochen wurden unter anderem auch, wie der Bauverkehr geregelt wird, der von der Tiefgarage möglicherweise durch die Lüftungsklappen zu den Nachbarn durchdringende Lärm, der Frischwasserdruck sowie die Ableitung des Abwassers, der im Bebauungsplan ausgewiesene Ringschluss und immer wieder die nach Meinung der Redner zu weit herausragende Tiefgarage.

Pascal und Marvin Weinberger gaben ihr Bestes um – auch mit Illustrationen zum geplanten Aussehen der Anlage – die vorgetragenen Kritikpunkte zu entschärfen, aber auch die Fragen der Gemeinderäte etwa zu Gebäudemaßen, Abständen, Bepflanzung, Bauweise, Kaufpreise oder Energieeffizienz zu beantworten. Dabei verwiesen sie mehrfach auf den im Gegensatz zu den Häusern in Igersheim breiten Raum zwischen den drei Gebäuden, die vorgesehenen Privatgärten der Wohnungsbesitzer, und die hohe Zahl der Parkplätze.

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Sicht auf Tiefgarage reduziert

Immer wieder betonte Pascal Weinberger, dass nach Einwänden aus der Bevölkerung von der Außenwand der Tiefgarage nun nicht mehr rund drei Meter sichtbar sei werden, sondern nur noch zirka zwei. Und davon müsse noch die sich davor befindliche Bepflanzung abgezogen werden. Insgesamt gab er zu bedenken, dass es so gut wie an jedem Gebäude auf Hanggrundstücken – auch in der Nachbarschaft – Aufschüttungen oder Stützmauern gebe. Was den Verkehr auf der Zufahrt angehe, sei von einer „Geräuschkulisse ähnlich wie bei normalen Wohngebieten“ auszugehen.

Bei Vergleichen mit der Igersheimer Wohnanlage verwiesen die Weinbergers stets auf die hier im Vergleich zu Königheim völlig andere Projektidee und die dort extrem höhere Auslastung der Fläche.

Der Bürgermeister gab die „klare Aussage des Landratsamts“, das auch über den Bauantrag entscheiden werde, weiter. Demnach werde mit dem Bauprojekt in vorbildlicher Weise genau das umgesetzt, was der Bebauungsplan vorsehe. Die exponierte Lage sei den damals Verantwortlichen bekannt gewesen. Nach Aussage des Kreisbauamts werden nicht nur bei der Traufhöhe, sondern in allen Bereichen die Vorgaben eingehalten. Außerdem begrüße das Landratsamt ausdrücklich die vorgesehene Begrünung der Tiefgaragen-Wand und die Tiefgarage an sich..

Bürger „mitnehmen“

Die „Mehrheit des Gemeinderats steht hinter dem Projekt“, erklärte Bernhard Honikel (CDU). Da auch das Gremium erst am Montag über die genauen Ausmaße informiert worden sei, hätte man vielleicht eine „Gemeinderatssitzung dazwischen schieben sollen, um die Bevölkerung zu informieren“, meinte er. Dann wäre es vielleicht auch noch möglich gewesen, die „Tiefgarage stärker in den Berg zu rücken“. Krug konterte mit dem Hinweis auf die im Gremium erfolgte Vorstellung der Entwurfsplanung. Dabei sei Honikel „einer der größten Befürworter des Mietwohnungsbaus“ gewesen.

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Kompromissvorschlag

Auch Udo Müller (Bürgerliste) begrüßte die Schaffung von Wohnraum, hätte sich aber im Vorfeld mehr Informationen gewünscht. Als Kompromiss schlug er eine Verschiebung der Tiefgarage Richtung Norden vor. Besser gefunden hätte er es, wenn vor der Entscheidung die Bürger „auf irgend eine Art mitgenommen“ worden wären. Das unterstrich auch Christof Fischer (CDU), vor allem mit Blick auf die direkten Anwohner. Nun müsse man sich um die Verkehrsführung kümmern.

„Nicht überrascht von den Dimensionen“ fühlte sich Florian Gnadt (Bürgerliste). „Es ist groß, aber es verändert sich jetzt etwas in der Gemeinde“, stellte er fest. Auch früher schon habe bei großen Umbrüchen Skepsis geherrscht. Er sehe in dem Projekt Entwicklungspotenzial für die Kommune. Diese Meinung teilte Volker Götzinger (CDU), zumal die Gemeinde auf die Projektierer zugegangen sei und nicht umgekehrt. Weiter gab er zu bedenken: Wolle man die hier vorgesehene Anzahl der Wohnungen durch den Bau von Einfamilienhäusern erreichen, müsste „unser Wohngebiet“ um das Zigfache wachsen.

Redaktion Redakteurin bei den FN

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