Königheim. Auf dem Königheimer Ritterberg ist in den vergangenen Jahren rege gebaut worden. Thilo Waltert und seine Frau fühlen sich in ihrem Reiheneckhaus in einer kleinen Anlage mit vier Wohneinheiten sehr wohl. Momentan erstreckt sich oberhalb ihres Grundstücks freies Feld. Dass dies nicht ewig so bleiben würde, war ihnen klar, wie der Königheimer im Gespräch mit den FN erklärt: „Mit dem Bau von Ein- oder Zweifamilienhäusern könnten wir leben. Doch das, was jetzt geplant ist, das ist viel zu hoch und zu nah. Das Ganze ist völlig überdimensioniert“, betont er angesichts der rechtsseits der Winzerstraße vorgesehenen drei Gebäude mit insgesamt 27 Wohneinheiten und Tiefgarage. Diese will die Weinberger Bauen und Wohnen GmbH (Bretzfeld) im Gebiet „Ritterberg I“. Das sei nicht nur seine Meinung, sondern auch die der Nachbarn.
Geplante Wohnanlage
Die Weinberger Bauen und Wohnen GmbH (Bretzfeld) will im Gebiet „Ritterberg I“ rechts von der Winzerstraße in Königheim drei Gebäude mit insgesamt 27 Wohneinheiten erstellen.
Im ersten Bauabschnitt sollen die Häuser A (Acht-Familienhaus) und B (Zehn-Wonungen) errichtet werden. Im zweiten Abschnitt würde Haus C (neun Wohneinheiten) folgen. Die Firsthöhe liege bei zwei Voll- und ausgebautem Dachgeschossen bei maximal 11,80 Meter, so Geschäftsführer Pascal Weinberger. Obwohl noch nicht offiziell beschlossen, gebe es für das Projekt bereits Interessenten, erklärt er weiter.
Für die Gebäude A und B sind eine gemeinsame Tiefgarage mit 27 Stellplätzen und drei Besucherparkplätze vorgesehen. Zum zweiten Bauabschnitt gehören laut Plan zehn Einzelgaragen und vier Stellplätze im Freien. Dazu gebe es Stellflächen im öffentlichen Raum, so Weinberger und Bürgermeister Ludger Krug. su
Für die hat Waltert die Sprecherrolle übernommen. Im Namen aller hebt er hervor, dass es ihnen nicht darum gehe, eine Bebauung des Geländes generell zu verhindern: „Die Belange der Gemeinde sind uns bewusst.“ Denn man sehe sehr wohl die Problematik fehlender Mietwohnungen in Königheim.
Nicht „einwickeln lassen“
Nicht zufrieden sind die Kritiker mit der nach ihrer Meinung unzureichenden Information der Bürger durch die Gemeindeverwaltung. Da es sich hier nicht um ein „normales Einfamilienhaus“, sondern um ein „Großobjekt“ handele, reiche es nicht aus, „nur die direkten Anlieger“ im Rahmen der Nachbarschaftsanhörung lediglich per Einwurfeinschreiben einzubeziehen. Schließlich gehe solch ein Projekt am „höchsten Punkt Königheims“, das sich enorm auf das Landschaftsbild auswirken würde, alle in der Ortschaft etwas an. Deshalb hätte man sich für die „breitere Öffentlichkeit“ einen Informationsabend mit Vertretern der Verwaltung, des Gemeinderats und des Bauherren gewünscht. Das wäre in dem Fall „ein Gebot der Transparenz und Fairness gewesen“. Doch man sei „über unsere Köpfe hinweg vor vollendete Tatsachen gestellt“ worden, „und wir baden das dann aus“. Die Verwaltung mache die gleichen Fehler wie bei den Windkraftanlagen in Pülfringen, moniert Waltert und warnt davor, sich auch hier „vom Investor einwickeln zu lassen“.
Immer informiert sein
Einige Anwohner befürchten, „von den Neubauten regelrecht erdrückt zu werden“, nennt Waltert einen der bislang geäußerten Hauptkritikpunkte an den vorgesehenen zwei Vollgeschossen und den ausgebauten Dachgeschossen. Hinzu komme nämlich noch eine Tiefgarage, die nach Ansicht der Anrainer als Vollgeschoss zu werten sei.
Nicht verstehen könne man angesichts der Gesamthöhe der Anlage auch, dass hierfür offensichtlich Befreiungen vom Bebauungsplan erteilt würden, während Bauherren in der Nachbarschaft die Neigung ihres Hausdachs hätten reduzieren müssen. Die Begründung der Verwaltung habe damals gelautet: „Wir wollen keinen Turm.“
Kopfzerbrechen bereitet den Projektgegnern zudem der zusätzliche Lärm sowie der Verkehr, der mit einem „Bewohnerzuwachs“ von „75 bis 100 Menschen“ auf dem Ritterberg zu erwarten sei. Dazu haben sie eine eigene Rechnung aufgestellt. So wird „vorsichtig“ geschätzt, dass die Bewohner der 27 Wohneinheiten über zirka 60 Fahrzeuge verfügen werden. Zudem sei ein „erhöhter Versorgungs-, Liefer- und Besucherverkehr“ zu erwarten. Alle müssten durch einen verkehrsberuhigten Bereich über Serpentinen hinauf und hinunter fahren. Angezweifelt wird auch, dass die für die Anlage vorgesehenen Parkplätze ausreichen werden. Denn, so Waltert: „Die Leute bekommen ja auch mal Besuch.“
Prägung des Gebiets erhalten
Ihre Ablehnung der Wohnanlage in der bislang geplanten Form begründen die Kritiker auch mit der Forderung, dass die „Prägung ihres Baugebiets erhalten bleibt“. Da es sich bei dem vorgesehenen Projekt aus ihrer Sicht aber um einen Eingriff von besonderem Ausmaß handele, sei das Ganze nach ihrer Auffassung „gebietsunverträglich“. Waltert: „Solch einen Eingriff erwarte ich in der Stadt. Wir sind hier aber auf dem Land.“ Weiter bekennt der Königheimer: „Ich wohne gerade hier, weil ich nicht neben solch einem Wohnbunker leben will.“
Um zeigen zu können, dass „es nicht nur fünf Leute sind“, denen die geplante Wohnanlage nicht gefällt, haben die künftigen direkten Nachbarn eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen. Daran haben sich bis Dienstagabend 270 Personen aus 153 Haushalten beteiligt, berichtet Thilo Waltert. Unterschriftsberechtigt seien alle Königheimer, Besitzer von Häusern oder Wohnungen in der Gemeinde oder alle, die hier in nächster Zeit als Bauherren aktiv werden.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/koenigheim_artikel,-koenigheim-geplante-wohnanlage-in-koenigheim-das-ganze-ist-voellig-ueberdimensioniert-_arid,1820110.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/koenigheim.html