Einstimmiges Votum

Situation im Kommunalwald „herausfordernd“

Igersheimer Gemeinderat nimmt Betriebsplan für 2024 zur Kenntnis

Von 
Klaus T. Mende
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Die aktuelle Situation im Gemeindeforst bereitet den Verantwortlichen auch in Igersheim einige Sorgen. © DPA

Igersheim. Die Situation im Igersheimer Gemeindewald gestaltet sich aufgrund der äußeren Umstände seit einigen Jahren als „recht herausfordernd“. Dies betonten unisono der stellvertretende Forstamtsleiter Patrick Halbauer und Revierförster Klemens Aubele im Gemeinderat, als dem Gremium die Situation im Wald vorgestellt wurde. Schlussendlich nahmen die Bürgervertreter den Betriebsplan 2024 für den Gemeindewald einstimmig zur Kenntnis. Darüber hinaus wurden die Forstexperten beauftragt, selbigen gemäß den Vorgaben durchzuführen. Sollten sich größere Abweichungen von den Planansätzen andeuten, ist vonseiten der Forstverwaltung dem Rathaus zeitnah zu berichten.

Mehrere Faktoren

Einleitend meinte Patrick Halbauer, dass die Faktoren Klima, Käfer, Pilze, Dürre und Trockenheit, wovon zahlreiche Baumarten betroffen seien, einiges abverlange. Er hob hervor, dass gegenwärtig jede Menge Schadholz anfalle, dass eingeschlagen werden müsse, um gesunde Bäume zu schützen. Dies trage dafür Sorge, dass die ursprünglichen Planansätze bei der Holzernte kaum zu halten seien. „Der Waldumbau ist in vollem Gang“, betonte der stellvertretende Forstamtsleiter im Plenum. Derzeit verschärfe werde die (wirtschaftliche) Situation durch den „volatilen Holzmarkt“, was sich in niedrigen Preisen niederschlage.

Wichtige Pflegeeingriffe

Gemeinderat in Kürze

Ohne Gegenstimme verabschiedete der Igersheimer Gemeinderat in seiner donnerstäglichen Zusammenkunft im Rathaus den Erlass einer Sitzung über verkaufsoffene Sonntage im kommenden Jahr. Sie wurden 2024 auf folgende Termine festgelegt: 24. März 2024 Dorfflohmarkt der Gemeinde Igersheim, 6. Oktober 2024 Erntedank-Gottesdienst mit anschließendem Ständerling, 17. November 2024 Chorkonzert des Sängerkranzes Igersheim.

Zusammen mit den Europawahlen finden im nächsten Jahr am 9. Juni auch die Kommunalwahlen statt. Wie Bürgermeister Frank Menikheim bekanntgab, werde die konstituierende Sitzung des neuen Igersheimer Kommunalparlaments für 23. Juli 2024 ins Auge gefasst.

Die letzte Sitzung des Gemeinderates im laufenden Jahr ist am Donnerstag, 14. Dezember. Sie beginnt bereits um 18 Uhr im Rathaus.

Das Landratsamt Main-Tauber habe bezüglich eines Bauvorhabens (wohnliche und landwirtschaftliche Nutzung) die Entscheidung der Gemeinde überstimmt und grünes Licht erteilt, die Maßnahme auf den Weg zu bringen.

Mittlerweile sind die Baumpflanzungen auf dem Igersheimer Friedhof ausgeführt. Er habe viele positive Reaktionen erhalten, ließ Rats-Urgestein Karl Limbrunner wissen.

Die voraussichtlichen Sitzungstermine 2024: 25. Januar, 22. Februar, 21. März, 18. April, 16. Mai, 20. Juni, 11. Juli, 23. Juli, 19. September, 24. Oktober, 21. November und 12. November. Die Zusammenkünfte starten in aller Regel um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. ktm

Halbauer nannte die Pflegeeingriffe für den Wald „sehr wichtig“. Würde man alles zuwachsen lassen, sei nicht absehbar, wohin der Weg führe und wie sich die Baumarten entwickelten. Er schloss mit versöhnlichen Worten: „Wir müssen keine Angst haben, dass wir in Zukunft keinen Forst mehr haben werden. Aber das Waldbild verändert sich.“

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Revierförster Klemens Aubele sprach von einem insgesamt „turbulenten Jahr“ im Wald, das ihn und seine Mitstreiter gefordert habe. Und dann ging der Fachmann detailliert auf die aktuelle Lage ein.

Holzeinschlag: Der Gesamteinschlag im laufenden Forstwirtschaftsjahr liege mittlerweile bei 5295 Festmeter, davon 70 Prozent Zwangsnutzungen (unter anderem Borkenkäfer). Einige Bereiche seien, so Aubele, mittlerweile fichtenfrei. Beunruhigend sei, dass inzwischen auch andere Käferarten als Schadveruracher eine zunehmende Rolle spielten: Tannen- oder Lärchenborkenkäfer. Besser planbar seien die Laubholzbestände. Erfreulicherweise sei das Eichenholz bei der Wertholzsubmission zu Bestpreisen abgesetzt worden. Das achte Jahr der Forsteinrichtungsperiode sei nahezu abgeschlossen, 39 770 Festmeter seien schon eingeschlagen. Dies habe zur Folge, dass für die kommenden beiden Jahre mit deutlich reduzierten Hiebplänen von jeweils 2000 Festmetern gerechnet werde. Die Hälfte sei regulär, die andere Hälfte werde als zufällige Nutzung erwartet. Kulturen: Erste Priorität genieße, so der Revierförster, die natürliche Verjüngung der Bestände. Sei eine Fläche blank und über 1000 Quadratmeter groß, werde gepflanzt, zumal dafür auch Fördermittel beantragt werden könnten. Im zu Ende gehenden Jahr seien wieder 1,2 Hektar Kulturfläche hinzugekommen – vor allem mit heimischen Laubhölzern bestückt. Es stelle sich aus seiner Sicht die Frage, ob es denn noch sinnvoll sei, Nadelbaumarten zu pflanzen. Für Neuanlage und Pflege der Kulturen seien im Betriebsplan 2024 60 000 Euro vorgesehen, an Fördergeldern erwarte man bis zu 13 000 Euro. Forstschutz: Schadinsekten hätten sich vor allem in Form des Borkenkäfers bemerkbar gemacht. „Der Wildverbiss bleibt jedoch ein Dauerthema“, hob Aubele hervor. Eine Neuanpflanzung ohne Schutzmaßnahmen sei nicht möglich. Die neuen Baumschulpflanzen würden in kürzester Zeit abgenagt. An die Jäger ergehe der Appell, schwerpunktmäßig an den Verjüngungsflächen zu jagen und das Mittel der Bewegungsjagd künftig stärker zu nutzen. Bei den Naturverjüngungen hingegen gelinge selbige auch ohne Schutz. Im Betriebsplan für das kommende Jahr seien erneut 25 000 Euro hauptsächlich für Beschaffung, Auf- und Abbau von Wildschutzmaßnahmen eingeplant. Bestandspflege: Für Klemens Aubele stellt die Pflege von Jungbeständen eine der wichtigsten forstlichen Maßnahmen dar. Der ständige Konkurrenzdruck durch Gräser, Sträucher und schnell gedeihende Pioniergehölze wie Weide oder Pappel müsse ständig im Auge behalten werden, um so schnell reagieren zu können. 2023 seien 18,3 Hektar bearbeitet worden, im kommenden Jahr steige die Fläche auf 20 Hektar, wofür 20 000 Euro in den Betriebsplan eingestellt worden seien. Erschließung: Das Wegenetz im Gemeindewald befinde sich in einem ordentlichen Zustand. Dennoch gebe es immer wieder mal was zu tun, deswegen seien hierfür 5000 Euro eingeplant. Betriebswirtschaft: Das Wirtschaftsjahr sei mit einem Minus von 11 000 Euro abgeschlossen worden, nachdem ursprünglich von 50 000 Euro ausgegangen worden war. 2023 sehe es besser aus, es werde voraussichtlich auf ein sechsstelliges positives Ergebnis hinauslaufen. Und was 2024 angehe, werde wegen des reduzierten Einschlags sowie gefallener Holzpreise bei steigendem Input in Kulturen und Jungbestände wieder ein negatives Resultat veranschlagt – fürs Erste 50 000 Euro. Ausblick: Die Betriebsinvestitur für die Forsteinrichtungsperiode 2026 bis 2035 starte mit den Vorratsmaßnahmen 2024. Die Vorratszahlen und die Baumartenanteile im Gemeindewald dürften sich drastisch geändert haben, zeigte sich Klemens Aubele überzeugt. Ziel sei, möglichst viel Vorrat in die neue Periode mit hineinzunehmen. „Da es dann vor allem Laubbestände zu bewirtschaften gibt, verläuft die neue Periode hoffentlich etwas planmäßiger.“ Der Wiederaufbau stabiler Waldbestände sei für sämtliche kommunalen Forstbesitzer im Kreis oberste Priorität. Der Igerheimer Gemeindewald sei gut aufgestellt, da nahezu alle heimischen Baumarten in der natürlichen Waldzusammensetzung vorkämen und auch die Mischung der angelegten Kulturen bereits immer breitgefächert worden sei. „Hohe Ausgaben für die Pflege und Unterhaltung der Kulturen und Jungbestände werden dagegen in den kommenden Jahren zur Regel. Stabile, zukunftsfähige und klimatolerante Waldbestände sollten es dem Waldbesitzer aber wert sein“, schloss der Revierförster seine Ausführungen.

Nach einer kurzen Diskussionsrunde, lobten Ratsmitglied Georg Schumann und Bürgermeister Frank Menikheim das Tun der Forstexperten im Gemeindewald.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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