Höpfingen. „Unser Quetschedorf im Ausnahmezustand“: Faschnacht in Höpfi ist immer ein Ereignis, das für sich spricht. Das bewies am Freitag abermals die Prunksitzung der FGH70 „Höpfemer Schnapsbrenner“: Das Aufgebot in der Obst- und Festhalle war ein grandioser Spaß für alle großen und kleinen Narren. Mittendrin statt nur dabei: Ihre Lieblichkeit Saskia, die Prinzessin der vier Himmelsrichtungen und Seine Tollität Prinz Jörg (Dargatz) als Prinzenpaar und das Kinderprinzenpaar Prinzessin Lilly (Böhrer) und Prinz Phil, die Kicker vom Westend (Geier) als erlauchte Würdenträger, Peters lustige Musikanten und natürlich „Schnapsbrenner Helau“ in Grün und Quetscheblau.
Um Punkt 19.44 Uhr nahm das Spektakel seinen Lauf: Bombenstimmung ab der ersten Sekunde garantierte zunächst Präsident Jürgen Farrenkopf. Begleitet von Vizepräsident Tobias Hauk – der als Animateur kräftig einheizte – und den Gastabordnungen des Narrenrings Main-Neckar, geriet der Einmarsch zum ersten Höhepunkt. Ein Grußwort sprach Christian Schneider (FG „Seggemer Schlotfeger“), ehe Jürgen Farrenkopf treffende Worte fand: „Je kürzer die Faschnacht, je doller wird getobt, getanzt und gelacht!“, rief er. Kaum war das Prinzenpaar feierlich inthronisiert, leiteten die jüngsten Eigengewächse des Schnapsbrennervolks den Abend ein: Während das adrette Tanzmariechen Livia Schott flink über die Bühne wirbelte, stand mit Emily Schulze ein Nachwuchs-Star in der Bütt. Unter dem Motto „ah, wenn ich doch scho 20 wär“ setzte sie sich mit den Tücken der Jugendtage auseinander – egal ob beim Frühstück, in der Schule oder mit Mama und Bruder. Eine sehr originelle Büttenrede, die es in sich hatte!
Tanzeinlagen von den Nachbarn
Darauf folgten zwei umwerfende Tanzeinlagen aus nächster Nachbarschaft. In Bestform zeigten sich die Wolfsgarde aus den Reihen der FG „Hordemer Wölf“, die einen klassischen Gardetanz in Rot, Weiß und Blau präsentierte (Trainerinnen Loretta Wolpert und Marissa Hildenbrand) und die von Michelle Klotzbücher und Talina Enders trainierte Schautanzgruppe der FG „Stedemer Beesche“, die das Publikum dynamisch auf den „Stern zum Verlieben“ entführten – wohlgemerkt ohne die Obst- und Festhalle jemals zu verlassen. Das veranlasste Jürgen Farrenkopf zu einer herzlichen Bemerkung: „Stede ist der hellste Stern an unserem Gemeindehimmel!“, lobte er.
Für strahlende Gesichter sorgte auch das närrische „Göikermenü“ einer „Bedienung von der Höh“: Keine Geringere als Lina Zang berichtete amüsant aus dem Wahnsinn des Gaststätten-Alltags – Geld und Kalorien zählende Gäste gehören ebenso dazu wie Umleitungen, Haie namens „Hainz“ und „Haike“ sowie Städter, die auf dem Land eine „Latte-Macchiato-Kuh“ suchen. Mit Wortspielen, Reimereien und viel Lokalkolorit hatte sie leichtes Spiel, ehe Glanz und Gloria in Lila und Rosa zu bewundern waren: Gestatten, die Höpfemer „Cheerleader“ in Form der hauseigenen Kindergarde (trainiert von Leonie Enders und Sina Reinhard) führte ein beeindruckendes Tanzspektakel mit imposanter Akrobatik-Akkuratesse auf – kleine Zugabe inbegriffen.
Von den „Staaten“ wurde der Blick nunmehr ins Quetschedorf gerichtet: Die Ortsglossiere Dani Kaiser-Hauk und Martin Sauer nahmen kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Ereignisse des vergangenen Jahres ging – freilich aus Höpfemer Sicht. Egal ob Jochens Halbruder in der Metropole an der Erf, der Ludwig beim neu konzipierten Rosenmontagszug, der neue Stellenwert Höpfingens als „Wallfahrtsort für Schlagerfans“ und die Verwechslung zweier Mühlen: Nichts wurde ausgeklammert, alles wurde mit liebevollem Schalk im Nacken in Erinnerung gerufen – und spontaner Beifall ging durch die Reihen, als Martin Sauer mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für das Quetschefescht und das „blaue Gold“ zur Höchstform auflief.
Amtlich und trotzdem humorvoll
Eine reife Leistung auf der Bühne demonstrierte hernach die Juniorengarde: Trainiert von Laura Burger und Anna Kuhn, tanzten sie sich in die Herzen der Zuschauer. Dann wurde es „amtlich“ – aber trotzdem sehr humorvoll: Bürgermeister Christian Hauk und Pfarrer Christian Wolff als „Wolf(f) im Schnapsbrennerpelz“ beschritten das Podium. Mit Herz, Hirn und Humor hielten sie ihre närrischen Grußworte, die mit donnerndem Applaus gewürdigt wurden: So muss das sein! Nach den Ehrungen (der Bericht hierzu folgt in einer der nächsten Ausgaben) hieß es „Obacht“: Einmarsch für den urigen Wortakrobaten Ralf „Zack“ Zang (FG „Schneeberger Krabbe“)!
Das Publikum jubelte bereits, als er die Bühne betrat – mit einer gallig-herzlichen Anspielung auf Hardheim und Walldürn. Grund seines Hierseins war freilich der „Jahresrückblick“, in dem er den Bogen von der großen und kleinen Politik bis in die hiesigen Breitengrade spannte. Putin, Trump und Scholz, die Generation Z, allerlei Corona-Relikte inklusive bunter Adventsfenster sowie künstliche Intelligenz kontra natürliche Blödheit und die „Rhabarber-Barbara-Bar“: Zack wusste, was seine Freunde hören wollen – und hatte die Obst- und Festhalle voll im Griff.
Allmählich steuerte das Höpfemer Narrenschiff der Zielgeraden entgegen. Das tat es mit dem schmissigen Gardetanz der Prinzengarde (trainiert von Jannika Kühner): Ein Formationstanz im strikten Tanzrhythmus, der in einer Zugabe gipfelte. Darauf folgte ein alter Freund, der seit 31 Jahren nicht aus der Bütt wegzudenken ist: Wolfgang König reüssierte als „Feschtlesbesucher“ im Wahnsinn des Alltags: Die Polizeikontrolle führt nicht aus dem Kreisverkehr, die Schildkröte wird zum Fischbrötchen und das Tenorhorn zum goldenen Pissoir, das Kurpark-Jogging mit und ohne Kurschatten kostet 50 Euro – so ist das Leben, so ist der (Bütten)-König!
Schautanzgruppe der Höhepunkt
Höhe- und Schlusspunkt des stimmungsvollen Abends war ein „eiskalter Wirbel“: Dieser fegte durch die Obst- und Festhalle, als die gemischte Schautanzgruppe mit olympischen Ringen und olympischem Feuer die „Olympischen Winterspiele“ kurzerhand nach Höpfingen verlegte – ein glamouröses Bühnentreiben, das pünktlich zur „Geisterstunde“ gipfelte – mit Konfettiregen fiel Glück auf die Welt, denn die Faschnacht ist bunt, vielseitig und fröhlich! Das war auch beim Finale zu spüren: Nicht fehlen durfte der Klassiker „Höpfi, Höpfi, Höpfi“. Ohne Frage hatten die munteren Schnapsbrenner auch heuer ein hervorragendes Programm zusammengestellt, das in jeder Hinsicht ein dreifach-donnerndes „Schnapsbrenner Helau!“ verdient.
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