Windkraft im Distrikt „Anwande“

Entscheidung nicht hinter der geschlossenen Tür treffen

Informationsveranstaltung in der Sporthalle

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Adrian Brosch
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Um das Thema Windkraft im Distrikt „Anwande“ ging es bei einer Informationsveranstaltung in der Sporthalle Höpfingen. © Adrian Brosch

Höpfingen/Waldstetten. Kommt die Windkraft im Distrikt „Anwande“ zwischen Waldstetten und Altheim oder nicht? Fakt ist: Mit der Bürgerbefragung löste Höpfingens Bürgermeister Christian Hauk ein weiteres Wahlversprechen ein – die Abstimmungsaktion läuft vom 4. bis zum 9. Oktober; einen Beschluss wird der Gemeinderat eine Woche später fällen. Die gut besuchte Informationsveranstaltung fand am Donnerstag in der Höpfinger Sporthalle statt.

Noch keine Entscheidung

Wie Hauk in seiner Begrüßung bekräftigte, wurde bisher weder von Ortschafts- noch Gemeinderat eine Entscheidung getroffen, noch ein Vertrag abgeschlossen. „Bewusst nehmen wir die Öffentlichkeit mit ins Boot“, betonte Hauk und beleuchtete die Wichtigkeit, ein Vorhaben dieser Art im Vorfeld genauestens abzuwägen und nicht hinter verschlossener Tür zu entscheiden.

Schließlich stehen Für und wider eng beieinander: Einerseits bedeuten die vier Windkraftanlagen tiefe Einschnitte im Wald- und Landschaftsbild mit Flächenverlust, andererseits stärken sie die Wirtschaft der angeschlagenen Gemeinde Höpfingen.

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Das hoben auch die Bürgermeister-Stellvertreter Helmut Häfner und Herbert Frisch hervor: Sie bezogen sich auf die Abhängigkeit von russischer Energie und die Klimaentwicklung, aber auch auf Aufforstungsmaßnahmen zum Ausgleich der gerodeten Bäume.

Der finanzielle Aspekt sei nicht außen vor zu lassen: „Die erheblichen Einnahmen aus der Beteiligung aus Pacht und Stromverkauf würden dem Gemeindehaushalt guttun“, betonte Frisch. Helmut Häfner richtete den Appell an die Bürger, zur Abstimmung zu gehen: „Alles unter 50 Prozent Wahlbeteiligung ist schlecht und hat keine Aussagekraft – nur wenn abgestimmt wird, hat die Gemeinde ein Stimmungsbild“, bilanzierte er und bezeichnete das Votum der Bürger als „wichtiges Hilfsmittel“. Bürgerbeteiligung verstehe sich dabei als „zwingendes Muss“, Höpfingen und Waldstetten müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

Den rechtlichen Rahmen erläuterte Nina Grimaldi (Stabstelle Energiewende, Windenergie und Klimaschutz des Regierungspräsidiums Karlsruhe). Bis 2040 möchte Baden-Württemberg klimaneutral sein; zwei Prozent der Landesfläche müssen für Windkraft und Photovoltaik freigegeben werden.

Als Geschäftsführer der Zeag (Heilbronn) und der BürgerEnergie Höpfingen stellte Harald Endreß einen recht konkreten Gestaltungsvorschlag vor. „Unser Motto wäre, dass die Gemeinde Höpfingen, die Zeag und die Bürger gemeinsam die Energiewende umsetzen“, erklärte er. Die Zeag als arriviertes Unternehmen habe derzeit 24 Gesellschaften in Baden-Württemberg und liefere Strom für 105 000 Haushalte. „Die BürgerEnergie mit Sitz in Höpfingen würde als Erbauer und Betreiber der Anlagen fungieren und die Gewerbesteuer vor Ort bezahlen“, fuhr er fort.

Drei Gesellschafter

Das Modell fuße auf die Gemeinde, die Zeag und die Bürgerenergiegenossenschaft als drei Gesellschafter. „Allerdings kann die Zeag keine Beschlüsse ohne die Zustimmung Höpfingens fassen, wir bauen keine Anlagen und schließen keine Verträge ab, wenn die Gemeinde das nicht wünscht“, stellte Endreß klar. Im Sinne der Bürgerbeteiligung könne sich jeder Einwohner Höpfingens und Waldstettens mit einer Höhe ab 300 Euro beteiligen.

Mittels einer Karte präsentierte Endreß vier Standorte: „Vorgesehen sind maximal vier Anlagen, die zwischen 1960 und 2520 Meter von Waldstetten und 1600 Meter vom Fuchsenloch entfernt lägen“, zeigte er auf und wies auf den deutlich geringeren, vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Mindestabstand von einem Kilometer zu besiedelten Gebieten hin.

Bei den fraglichen Anlagen handelte es sich um Windräder des Typs „Enercon E-160“ mit 166 Metern Nabenhöhe und 160 Metern Rotordurchmesser. Die Leistung beträgt 5,56 Megawatt; es könnten 14 Millionen Kilowatt Strom pro Jahr und Anlage erzeugt werden, was Strom für bis zu 4600 Haushalte entspricht und 16 000 Tonnen CO2 einspart. „Die Wertschöpfung erfolgt lokal und bleibt in Höpfingen“, sicherte Endreß zu und berief sich darauf, „keine Maximalplanung zugunsten umweltverträglicher Standorte“ zu fokussieren.

Mit Fotomontagen rundete er seinen Vortrag ab, um das mögliche „Panorama“ aus verschiedenen Perspektiven Waldstettens und Höpfingens zu zeigen.

Abschließend referierte Luca Bonifer (Dialogforum Energiewende und Naturschutz), um Spannungsfelder zwischen Klima- und Naturschutz sowie der Energiewende zu beleuchten. Zum Einen müsse man „dringend weg von fossilen Brennstoffen“, zum Anderen sei jeder Standort einzeln zu prüfen. „Nicht jeder Standort ist für Windkraft oder Photovoltaik geeignet“, hielt sie fest.

Flächenverlust und die Kollisionsgefahr mit Greifvögeln wie dem Rotmilan und Fledermausarten stünden dem Umweltaspekt gegenüber. Lösungen sah Bonifer in Mindestabständen zu Gebieten, in denen jene Tierarten nachweislich leben oder in Abschaltzeiten sowie der Beschränkung von Bau- und Betriebszeitenbeschränkung. Das Dialogforum Energiewende und Naturschutz plädiere nicht für generellen Ausschluss von Windkraft im Wald, aber für intensive Vorprüfungen und Naturschutzkonzepte.

Mit einer Fragerunde, in der alle Referenten und die Höpfinger Mandatsträger nochmals Stellung bezogen, schloss der Abend. Die Bürger – es waren Gäste aus Waldstetten und Höpfingen gekommen – zeigten sich sehr interessiert und dankten für die Möglichkeit der Beteiligung.

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