Schlierstadt. „Jeder muss seinen Beitrag leisten, damit wir die Energiewende schaffen“, sagte Tobias Münch, stellvertretender Ortsvorsteher von Schlierstadt am Mittwochabend in der Mehrzweckhalle seines Heimatortes. Er meinte damit den Bau von zwei bis drei Windkraftanlagen auf Schlierstadter Gemarkung. Vor allem der mögliche Standort des dritten Windrads sorgte in den vergangenen Gemeinderatssitzungen bei einigen Räten für Unmut, weshalb man sich schließlich dafür entschied, eine Vor-Ort-Begehung zusammen mit Mitarbeitern der ZEAG, der Verwaltung und den Bürgern zu veranstalten.
Begehung der Standorte
Rund 30 Interessierte, darunter auch Mitglieder des Stadtrats, trafen sich daher am Mittwochabend im Gewann „Metzgersbusch“, um sich gemeinsam mit Thomas Elmer, Kommunalberater der ZEAG, und Projektentwickler Markus Meyle die einzelnen möglichen Standorte genauer anzusehen. Die ersten beiden Windräder liegen nahe der sogenannten „Banane“(85 Hektar groß), der Fläche die laut Flächennutzungsplan für die Windräder vorgesehen ist. Zu diesen zwei Standorten gab es zunächst keine Fragen. Lediglich zum möglichen dritten Windkraftwerk regte sich Redebedarf. Dieses muss errichtet werden, weil die ausgewiesene Fläche nach neuesten gesetzlichen Vorgaben (wir berichteten) zu klein ist.
Der dritte Standort liegt nicht in der dafür vorgesehenen und ausgewiesenen Fläche im „Metzgersbusch“, sondern einige hundert Meter weiter, auf dem Rechberg, nahe der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Osterburken und Schlierstadt. Es kam also die Frage auf, weshalb man dieses dritte Rad nicht auch noch in die „Banane“ einplanen könne. „Diese Fläche ist einfach zu klein“, erläutert Thomas Elmer. „Die Planungen wurden für kleinere Anlagen gemacht. Mittlerweile sind diese aber gewachsen, weshalb keine drei Windkraftanlagen in die Banane passen.“ Die geplanten Anlagen haben eine Nabenhöhe von etwa 160 Metern. Sie würden sich sonst gegenseitig den Wind nehmen und nicht effektiv arbeiten, erläutert Meyle weiter.
Für das dritte Rad hat die ZEAG zwei potenzielle Standorte (3/1 und 3/2) ausgemacht: im Bereich „Rechberg Buchhelde“ oder „Rechberg Sommerbuckel“ (siehe Karte). Dabei habe man sich die örtliche Situation angeschaut und sich an Lichtungen und Wegen orientiert. Für Standort 3/1 spreche, dass er durch die Nähe zur Straße leicht erreichbar sei und die Wege relativ gut ausgebaut seien, erklärt Markus Meyle. Außerdem finde man dort ideale Bedingungen für den Aufbau vor. Standort 3/2 ist weiter von der Straße und Schlierstadt entfernt.
Anlieferung und Aufbau
Auf den Anlieferungs- und Aufbauprozess der Windkraftanlagen angesprochen, stellt Meyle fest: „Es wird nicht einfach.“ Da die Gemeindeverbindungsstraße sehr kurvenreich und in schlechtem Zustand sei, eigne sie sich nicht gut zum Anliefern großer Bauteile, weshalb eine Zwischenladefläche benötigt werde. Von dort werden die Teile weiter zu den einzelnen Standorten gebracht. Auch vor Ort werde eine große Fläche für Fundament (22 Meter Durchmesser), Kranstellfläche (50 auf 70 Meter) und Montage (30 auf 60 Meter) benötigt. „Die Wege müsste auf eine Breite von vier bis 4,5 Meter ausgebaut werden“, so Meyle. Ein Teil der Fläche werde aber wieder aufgeforstet, fügt er an.
Untersuchungen geplant
Welche Standorte sich schlussendlich für den Bau der zwei bis drei Windkraftanlagen eignen, werde durch diverse Untersuchungen geprüft, sagte Thomas Elmer. Dazu gehören unter anderem Lärmschutzgutachten, die Windhöffigkeit und Artenschutz, aber auch Flugzonen der Bundeswehr. Diese Untersuchungen würden etwa ein Jahr dauern, so Elmer. Er sprach sich dafür aus, alle potenziellen Standorte zu untersuchen, um bei Problemen oder Wegfallen eines Standorts nicht noch einmal von vorne anfangen zu müssen. „Welche Anlagen gebaut werden, entscheidet die Stadt, beziehungsweise der Gemeinderat unter Berücksichtigung der Meinung der Bevölkerung“, so Elmer.
Nach der Begehung vor Ort ging es in der Mehrzweckhalle in Schlierstadt weiter. Tobias Münch stellte zu Beginn fünf wichtige Bedingungen in den Mittelpunkt, auf die sich der Ortschaftsrat in Bezug auf die Windräder geeinigt hatte: Sie sollen möglichst weit von Wohnbebauung entfernt entstehen, keine Lärmbelästigung und Schattenwurf verursachen, der Eingriff in die Natur soll so gering wie möglich sein, die Bürger sollen in Form eines Bürgerbeteiligungsmodells eingebunden werden und im Verlauf des Prozesses immer wieder informiert werden. „Ich freue mich, dass der fünfte Punkt mit dieser Veranstaltung berücksichtigt wird“, sagte er.
Weitere Informationen
Anschließend stellte Thomas Elmer die ZEAG als Partner für die Projektentwicklung vor und ging auf das angedachte Bürgerbeteiligungsmodell ein. So würden die Stadt Osterburken, die ZEAG und die Bürgerenergiegenossenschaft gemeinsam eine Gesellschaft zum Bau und Betrieb der Anlagen gründen. Dabei hätten sowohl die Stadt, als auch die Genossenschaft ein großes Mitspracherecht. Beispielsweise könnten die Anlagen ohne Zustimmung der Stadt nicht weiterverkauft, oder neue Gesellschafter mit ins Boot geholt werden. Gesellschaftsanteile seien nicht ohne Zustimmung übertragbar. Die Stadt und Bürger würden außerdem am Gewinn der Betreibergesellschaft beteiligt werden.
Danach erläuterte Elmer das Wind-an-Land-Gesetz und die damit einhergehende dringende Empfehlung, ein drittes Windrad aufzubauen. „Wir empfehlen, alle Standorte zu untersuchen mit dem Ziel, drei Standorte zu realisieren, da der Fixkostenanteil je Anlage damit deutlich sinkt“, erklärte er. Beim Bau von nur zwei Anlagen müsse die Wirtschaftlichkeit indes überprüft werden.
Anschließend hatten die Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Unter anderem wurden Themen wie der Rückbau der Anlagen, die Entfernung zu den Orten, die Verteilung der Pachteinnahmen und die Rendite bei Beteiligung an der Genossenschaft angesprochen.
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