Medizinische Versorgung

Wie die Zukunft des Hardheimer Krankenhauses aussehen soll

Verwaltungsleiter Lothar Beger und Bürgermeister Stefan Grimm informierten am Dienstagabend die Bevölkerung über das neue Konzept des Hardheimer Krankenhauses. Die FN beantworten die wichtigsten Fragen.

Von 
Maren Greß
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Rund 50 Bürger informierten sich am Dienstagabend in der Erftalhalle über das Zukunftskonzept des Hardheimer Krankenhauses. © Maren Greß

Hardheim. Wenn Hardheims Bürgermeister Stefan Grimm in den vergangenen zwei Jahren über das Krankenhaus sprach, fiel immer wieder der Begriff „Pilotprojekt“. So auch im großen FN-Interview im Sommer 2023. Doch was damit konkret gemeint ist, und wie die Zukunft des Hardheimer Krankenhauses aussehen wird, ließ sich der Bürgermeister bis dato nicht wirklich entlocken. Und das auch, so weiß man heute, weil die Ideen und das Konzept zu dieser Zeit noch zu unkonkret waren. Jetzt ist es spruchreif. Nachdem bereits Mitte November das Krankenhauspersonal und der Vorstand des Fördervereins darüber unterrichtet worden war, fand am Dienstagabend eine Informationsveranstaltung für die Bevölkerung in der Erftalhalle statt. Rund 50 Bürger lauschten den Ausführungen von Verwaltungsleiter Lothar Beger und Bürgermeister Stefan Grimm.

Die FN beantworten die wichtigsten Fragen zum Zukunftskonzept des Hardheimer Krankenhauses.

Wie ist die Ausgangslage?

Die Fallzahlen haben sich seit 2017 fast halbiert. Da spielen laut Bürgermeister Stefan Grimm drei Faktoren eine Rolle: die Corona-Pandemie, der Ruhestand von Dr. Schmid und Dr. Mövius sowie die zunehmende Ambulantisierung. Letztere hatte zur Folge, dass die beiden Bettenstationen zu einer zusammengelegt wurden. Der Bürgermeister und Verwaltungsleiter Lothar Beger betonten, dass das Hardheimer Krankenhaus kein Grund- und Regelversorger ist. Man kann also nicht mit jeden Beschwerden ins Krankenhaus kommen. Ein Beispiel ist die Notfallversorgung. Diese wird außerhalb der Öffnungszeiten der Praxen durch den diensthabenden Notarzt der angrenzenden DRK-Rettungswache gewährleist. Was dieser jedoch behandeln kann, hänge von seinem Fachgebiet ab. Es könne beispielsweise auch ein Kinderarzt Notarzt sein, dieser könne logischerweise keinen gebrochenen Fuß behandeln, nannte Beger ein Beispiel. „Wir sind keine Zentrale Notaufnahme“, stellte Grimm dazu klar.

Was ist derzeit die größte Herausforderung für das Krankenhaus?

Für Dr. Schmid und Dr. Mövius wurden trotz intensiver Suche keine Nachfolger gefunden. Dem Krankenhaus fehlt es derzeit an Ärzten. „Wenn wir nichts tun, ist es fast schon sicher, dass es das Krankenhaus in fünf oder zehn Jahren nicht mehr gibt“, machte Grimm deutlich.

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Wie sieht das Zukunftskonzept aus?

Im Wesentlichen konzentriert man sich derzeit auf drei Bausteine: die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), den Ausbau des ambulanten OP-Zentrums und den Umbau der Bettenstationen. Nach den Worten von Lothar Beger sind pro Jahr 2000 bis 3000 Operationen möglich. Aufgrund der gestiegenen Zahl an ambulanten Eingriffen müsse man jedoch den Aufwachraum vergrößern. Auch schwebt den Verantwortlichen vor, dass sich Ärzte für einzelne Tage in den OP „einbuchen“ können. „Da haben wir jetzt schon einige Anfragen“, sagte Beger. Die zweite Bettenstation soll im Rahmen des Zukunftskonzepts wieder in Betrieb genommen werden. Es soll jedoch keine Trennung nach Fachschaften mehr geben, sondern einen Bereich für die stationäre Nachsorge und einen Bereich, der ähnlich wie eine Tagesklinik funktioniert. Man denke ebenfalls darüber nach, Übergangs- und Kurzzeitpflege anzubieten. Der Baustein, der als nächstes umgesetzt werden soll, ist die MVZ-Gründung. Dafür muss eine kommunale Genossenschaft gegründet werden.

Welche Vorteile hat das MVZ?

„Wir dürfen als MVZ auch Ärzte anstellen“, sagte Bürgermeister Grimm. Dadurch wolle man das Problem mit dem Ärztemangel lösen. Und für einen Arzt würde das weniger finanzielle Risiken bedeuten, da er nicht selbstständig ist. Ein Ausstieg in die Selbstständigkeit sei laut Grimm aber möglich. Man habe die Chance, mehr und andere Fachrichtungen anzusprechen. Praxen, die dem MVZ beitreten, würden die administrativen Tätigkeiten abgenommen werden. „Die Ärzte könnten sich auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren“, betonte Grimm.

Wie funktioniert die kommunale Genossenschaft?

Die fünf Kommunen Hardheim, Höpfingen, Walldürn, Königheim und Külsheim treten als Genossen mit einem Startkapital von 1000 Euro der Genossenschaft bei. Es findet eine Gründungsversammlung statt, ein Geschäftsführer wird bestimmt und ein Vorstand gewählt. Die Genossenschaft stellt dann den Antrag auf Zulassung des MVZ. Die Städte und Gemeinden gehen bei einer Genossenschaft kein finanzielles Risiko ein.

Wie finden die Bürger das vorgestellte Zukunftskonzept?

Die Bürger stellten bei der Informationsveranstaltung hauptsächlich Verständnisfragen. Tenor war, dass sie nun deutlich besser verstanden haben, worum es geht und wie das Zukunftskonzept aussehen soll.

Was sind die nächsten Schritte?

Die Gemeinderäte der fünf Kommunen fassen in den nächsten Wochen den Grundsatzbeschluss, dass ihre Stadt oder Gemeinde der kommunalen Genossenschaft beitreten soll. In Hardheim steht dieser Punkt beispielsweise schon am Montag auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Parallel wird eine Arbeitsgruppe gegründet, die Detailfragen klären soll. „Wir stehen noch ganz am Anfang. Das ist nur ein Konzept. Es wird mit Sicherheit auch Rückschläge geben“, machte Lothar Beger deutlich. Er erklärte jedoch auch, dass man anderen Krankenhäusern schon einen Schritt voraus sei, da man bereits das Konzept ausgearbeitet habe und loslegen könne, sobald die Gesetzeslage es zulasse.

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