Außergewöhnliche Einblicke – mit den FN hinter den Kulissen Hardheims (5 und Ende)

Wie das Wasser in die Hardheimer Haushalte kommt

Wie sieht es denn da aus? Diese Frage haben sich die FN gestellt und sich deshalb dazu entschlossen, für Hardheimer Türen zu öffnen, und zwar an Orten, an die sonst keiner kommt. Im fünften Teil war Maren Greß mit Tobias Bouslair im Wasserwerk und hat in die Tiefbrunnen gen Bretzingen geschaut.

Von 
Maren Greß
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Was aussieht wie ein Schwimmbad, ist die Frischwasserkammer im Hochbehälter „Wurmberg“. Dort wird das aufbereitete Wasser gespeichert, bevor es in die Haushalte transportiert wird. © Maren Greß

Hardheim. Wassermeister Tobias Bouslair zieht aus der Tasche seiner knallorangenen Arbeitshose einen großen Schlüsselbund. In der anderen Hand hält er bereits eine Eisenstange, die ein wenig an einen Inbusschlüssel im Großformat erinnert. Bouslair schließt auf, steckt die Eisenstange hinein, dreht mit Kraft und öffnet die Luke. Er holt eine Leiter heraus, hängt sie in die Vorrichtung und steigt vorsichtig hinab. Ich folge ihm.

Irgendwie hatte ich mir das hier in den „Pyramiden“ entlang des Fahrradwegs Richtung Bretzingen ein wenig spektakulärer vorgestellt. Außer jeder Menge verbauter Technik sieht man darin nämlich nicht viel – zumindest sieht man kein Wasser fließen. Unter den ganzen Leitungen und Rohren befindet sich einer von fünf Tiefbrunnen, die die Kerngemeinde Hardheim und den Weiler Rüdental mit Wasser versorgen. Weiteres Wasser kommt aus drei Quellen bei Rüdental.

Im Hochbehälter ,,Wurmberg" gibt es mehr zu sehen

Über eine Pumpe – das ist das, was man im Inneren der grünen Hügel sieht – wird das Wasser aus den Brunnen zum Hochbehälter „Wurmberg“ geleitet, wo es aufbereitet und an die Haushalte abgegeben wird. „Im Hochbehälter gibt es deutlich mehr zu sehen“, sagt der Wassermeister, als wir wieder aus der Luke kriechen. Dann fahren wir zum Hochbehälter auf den Wurmberg.

Die Kerngemeinde und Rüdental beziehen ihr Wasser aus drei Quellen und fünf Brunnen. Über eine Pumpe (Bild) wird das Wasser von den Tiefbrunnen zum Hochbehälter geleitet. © Maren Greß

Anfang der 2000-er Jahre hat die Gemeinde Hardheim die Wasserversorgung in der Kerngemeinde neu geordnet und dafür knapp sieben Millionen Euro investiert. Dabei wurden in mehreren Bauabschnitten die Brunnen und Quellen saniert, neue Leitungen verlegt und ein neuer Hochbehälter auf dem Wurmberg zur Wasseraufbereitung errichtet. Alleine der Hochbehälter, der 2008 fertiggestellt wurde, hat fast zwei Millionen Euro gekostet.

Kritisiert wurde früher der hohe Kalkgehalt des Hardheimer Wassers, durch den beispielsweise Spül- und Waschmaschinen geschädigt wurden. Im Rahmen der Neuordnung wurde eine zentrale Enthärtungsanlage in den Hochbehälter eingebaut. Seitdem bewegt sich der Härtegrad des Wassers in der Größenordnung des Bodenseewassers, welches die Hardheimer Ortsteile beziehen. Damit erhalten alle Einwohner eine vergleichbare Wasserqualität.

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Im Hochbehälter ist Tobias Bouslair voll in seinem Element. Der gelernte Wasserversorgungstechniker führt mich durch die Anlage, erklärt ausführlich den Weg, den das Wasser hier nimmt. Das Rohwasser, das aus den Quellen und Tiefbrunnen kommt, wird in einem Behälter, der ein wenig an einen Swimmingpool erinnert, gesammelt. Von dort aus durchläuft es mehrere Filtration- und Desinfektionsstufen. Bei der Ultrafiltration beispielsweise werde im Grunde schon alles herausgefiltert, was nicht in das Wasser gehöre – etwa Viren und Bakterien, erklärt Tobias Bouslair.

Der Wasserverbrauch in Hardheim variiert nach Jahreszeit

Besonders beeindruckend sind die beiden riesigen Frischwasserkammern, eine fasst bis zu 650 Kubikmeter – das entspricht 650 000 Litern. Dort landet das Wasser am Ende des Aufbereitungsprozesses, wird von dort aus in die Leitungen und anschließend in die Haushalte transportiert. „Durchschnittlich verbrauchen wir in Hardheim in den Wintermonaten täglich 500 bis 800 Kubikmeter Wasser. Im Sommer haben wir mal einen Spitzenwert von über 1400 Kubikmeter gemessen“, erklärt der Wassermeister und zeigt auf ein Diagramm im PC, das verdeutlicht, zu welcher Uhrzeit wie viel Wasser benötigt wurde. Insbesondere nachts ist der Verbrauch ziemlich gering. Veränderungen, die beispielsweise aufgrund eines Lecks in einer Leitung entstehen, fallen dadurch schnell auf.

In mehreren Bauabschnitten wurde die Wasserversorgung in Hardheim neu geordnet. Dabei wurden unter anderem die Tiefbrunnen saniert und ein Hochbehälter gebaut. © Maren Greß

In den Corona-Zeiten seien die Mitarbeiter der Wasserversorgung öfter mal auf der Suche nach einem Rohrbruch gewesen, da nachts überdurchschnittlich viel Wasser verbraucht wurde. „Es hat sich dann herausgestellt, dass einige Bürger über Nacht ihren Pool im Garten befüllt haben und dadurch so viel Wasser abging“, sagt Tobias Bouslair und lacht. Seither sollen Bürger Bescheid geben, wenn sie ihren Pool befüllen.

Am PC kann der Wassermeister außerdem sehen, aus welchen Brunnen gerade Wasser abgepumpt wird. Manuell steuern muss er das nicht. Sobald die Pegel in der Rohwasser- und der Frischwasserkammer sinken, wird automatisch Wasser nachgepumpt – Technik, die selbst einen Laien wie mich staunen lässt.

Zum Staunen bringt der Wassermeister auch immer wieder Schulklassen oder Kinder, die im Rahmen von Aktionstagen den Hochbehälter besichtigten. Tobias Bouslair nimmt sie dann mit in die Welt des Wassers und erklärt ihnen, wie dieses den Weg in die Hardheimer Haushalte findet.

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