Hardheim. Als Klaus Rubel die Ruine der alten Schwimmhalle in Hardheim betritt, hält er kurz inne und schüttelt fast unmerklich den Kopf. Dann beginnt er, gestenreich zu erzählen – von Ereignissen die mehr als 20 Jahre zurückliegen. Damals war Rubel Vorsitzender des TV Hardheim, und zusammen mit seinen Kollegen aus dem Turnrat hatte er um die Jahrtausendwende einen Plan dafür entwickelt, wie denn die Räumlichkeiten der 1995 geschlossenen und dann entkernten kleinen Schwimmhalle weiter genutzt werden könnten: Ein großer Sportraum schwebten ihm und seinen Mitstreitern vor; ein Raum, der sowohl von sämtlichen Abteilungen des Turnvereins als auch von der Schule (damals Grund- und Hauptschule sowie Realschule) genutzt werden könnten. Monatelang hatten sich Gemeinderat und Verwaltung mit dem Vorstoß des TVH beschäftigt – und die Idee schließlich verworfen.
„Da blutet mir heute noch das Herz. Das war eine einmalige Chance für Hardheim sowie für alle Sportler und Schüler hier“, sagt der heutige TVH-Ehrenvorsitzende mit gedämpfter Stimme. Zusammen mit seinen TVH-Mitstreitern sowie den beiden ehrenamtlich agierenden Architekten Hans Brüstle und Franz Kropf hatte Klaus Rubel ein komplettes Konzept mit Plänen, Kalkulationen und dem Überblick der in Aussicht stehenden Fördermittel vom Land Baden-Württemberg und dem Badischen Sportbund vorgelegt. Demnach hätten Eigenleistungen des TV (handwerklich und finanziell) die Kosten weiter gesenkt. Der Gemeinde hätte der Umbau und die damit verbundene Umnutzung des Hallenbads am Ende lediglich etwa 300 000 Mark abzüglich der zu erwartenden Zuschüsse und den Eigenleistungen des TV gekostet, so Rubel. Noch heute hat er die Kostenaufstellungen detailliert parat – digitalisiert in seinem Computer.
Dem damaligen Hardheimer Bürgermeister Heribert Fouquet war dieser Betrag schon zu hoch – wie aus den damaligen Zeitungsberichten der Fränkischen Nachrichten hervorgeht.
Die Idee von Klaus Rubel und seinen TVH-Kollegen für einen Sportraum rührte aus dem massiven Mangel an Sporträumlichkeiten. Alle sechs Abteilungen des zu dieser Zeit 1500 Mitglieder starken TVH expandierten damals und hatten enorm viele Kinder und Jugendliche zu betreuen.
Zwei Hauptgründe für Ablehnung des Plans des TV Hardheim
Es begann ein zähes Ringen im Gemeinderat, verbunden mit einigen Ränkespielen im Hintergrund. In seiner Klausurtagung in der Wolfsgrubenhütte 2001 fiel dann die Entscheidung gegen den Bau des neuen Turnraums. Und dies aus zweierlei Gründen: Einige Räte hatten die Hoffnung auf ein neues Schwimmbad in Hardheim noch nicht aufgegeben. Mit dem Bau eines Sportraums an dieser Stelle sah man sich in dieser Hinsicht aller Chancen beraubt. Eine zweite Gruppe, die das Konzept des TVH schließlich ablehnte, befürchtete, dass die Betriebskosten, welche die Gemeinde zu begleichen hätte, eine zu hohe Belastung für die kommunale Kasse gewesen wäre.
Klaus Rubel muss lachen, als wir bei unserem Gang durch die Ruine und damit in die Vergangenheit an dieser Stelle der Thematik angelangt sind. „Wir hatten die Betriebskosten auf 8600 Euro pro Jahr kalkuliert. Ich bin heute noch der Ansicht, dass das eine sehr überschaubare Summe für den Wert ist, den dieser Sportraum der Gemeinde und dem TVH gegeben hätte.“ Und wieder schüttelt er fast unmerklich den Kopf.
Heute gammelt die Ruine des alten Schwimmbads vor sich hin
Heute nun, weit über 20 Jahre später, ist dort unter der neuen Sporthalle weder ein Turnraum noch ein neues Hallenbad entstanden. Die Ruine gammelt seit fast drei Dekaden vor sich dahin, die Räumlichkeiten dienen als Lager für die Gemeinde. Überall stehen alte Stühle und Tische der Schule und weiterer Krimskrams herum.
Das gefällt auch Bürgermeister Stefan Grimm nicht sonderlich. Er hat aktuell sicher Projekte mit deutlich höherer Priorität zu bearbeiten. Aber, er hat die Räumlichkeiten auf dem Schirm und antwortet auf FN-Nachfrage wie folgt: „Das ehemalige Schwimmbad liegt direkt im Walter-Hohmann-Schulzentrum und so zentral, dass es für eine kommunale Nutzung prädestiniert ist. Damit meine ich aber nicht die aktuelle Nutzung als Rumpelkammer. Ich kann mir eine sportliche oder multifunktionale Verwendung sehr gut vorstellen.“ Nachgefragt auf eine zeitliche Einordnung ergänzt das Gemeindeoberhaupt: „Eine Umsetzung wird aber erst mittelfristig möglich sein. Zuerst müssen wir zum Beispiel das Feuerwehrhaus auf den Weg bringen.“
Tausende Hardheimer können sich an das alte Schwimmbad mitten im Ort erinnern. Hier hat man als Kind schwimmen gelernt. Doch viele junge Bürger und Zugezogene wissen gar nicht, dass es in Hardheim einmal eine Schwimmhalle gab, geschweige denn, wie man dorthin gelangt – wie zu Beginn des Jahres auch Beiträgen der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du aus Hardheim und Umgebung bist, wenn...“ zu entnehmen war. 1960 wurde das Bad eröffnet. Nach einer Statistik der hiesigen DLRG besuchten in den ersten zehn Jahren 412 886 Personen die Schwimmhalle. Das lag vor allem daran, dass auch die Bundeswehr das Bad nutzte. Während der ersten zehn Jahre wurden über 70 000 Soldaten gezählt.
Sanierung des Bades war zu teuer für die Gemeinde Hardheim
1995 wurde das Schwimmbad geschlossen. Die Kosten wuchsen der Gemeinde unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Ernst Hornberger über den Kopf; die Technik, von der heute noch Elemente in der Ruine zu sehen sind, war veraltet und marode, das Becken war undicht, unten lief das Wasser davon. Eine Generalsanierung war für Hardheim finanziell nicht stemmbar.
Nachdem 2001 der Gemeinderat einer Umnutzung der alten Schwimmhalle in einen Sportraum nicht zugestimmt hatte, kam das Thema 2005 für kurze Zeit noch einmal auf, als es um die Sanierung der Betondecke unter der aktuellen Sporthalle ging. Doch da wurden die Pläne schnell wieder verworfen…
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