Hardheim/Walldürn. Keine halbe Stunde dauerte am Dienstag der öffentliche Teil der Verbandsversammlung des Krankenhausverbands Hardheim-Walldürn. Das Resultat war positiv: Der Wirtschaftsplan für 2025 für das Krankenhaus Hardheim und das Walldürner Geriatriezentrum St. Josef mit fünfjähriger Finanzplanung wurde einstimmig beschlossen. Nach kurzer Begrüßung durch Verbandsvorsitzenden Bürgermeister Stefan Grimm und Verwaltungsleiter Lothar Beger wurden zwei Stellungnahmen vorgetragen, die den Status quo beider Einrichtungen ausloteten.
Standort Walldürn
Den Standort Walldürn beleuchtete Bürgermeister und zweiter Verbandsvorsitzender Meikel Dörr. „Nachdem die umfangreichen Baumaßnahmen an St. Josef abgeschlossen sind, soll das Haus neu ausgerichtet werden“, betonte er. So wolle man künftig wieder positive Betriebsergebnisse erwirtschaften, nachdem man über Jahre defizitär gearbeitet habe. „Da auch der zunehmende Fachkräftemangel, steigende Personalkosten und die Inflation bei den Sachkosten negativ zu Buche schlagen, verstehen sich die Zahlen für 2025 jedoch als vorsichtige Prognosen“, konstatierte Dörr.
Die Zahlen
Hardheim:
1. Erfolgsplan Ertrag und Aufwand Krankenhaus 9 024 000 Euro.
2. Finanzplan Einnahmen und Ausgaben 1 637 000 Euro.
3. Darlehensaufnahmen --
4. Ermächtigung zur Aufnahme von Kassenkrediten 1 800 000 Euro.
Walldürn:
1. Erfolgsplan Ertrag und Aufwand. Altenpflege 4 753 500 Euro, geriatrische Rehabilitation 1 571 500 Euro, Gesamt 6 325 000 Euro.
2. Finanzplan Einnahmen und Ausgaben 1 410 500 Euro.
3. Darlehensaufnahmen 0 Euro.
4. Ermächtigung zur Aufnahme von Kassenkrediten 1 000 000 Euro.
Verband gesamt zusammengerechnet:
Der Wirtschaftsplan 2025 des Krankenhausverbandes Hardheim-Walldürn wird wie folgt festgesetzt:
1. Erfolgsplan Ertrag und Aufwand 15 349 000 Euro.
2. Finanzplan Einnahmen und Ausgaben 3 047 500 Euro.
3. Darlehensaufnahmen 0 Euro.
4. Ermächtigung zur Aufnahme von Kassenkrediten 2 800 000 Euro. ad
Mit dem Bezug der neuen Bewohnerzimmer im Erweiterungsbau im Sommer 2024 eröffnen sich im Bestandsgebäude neue Möglichkeiten für die Neuausrichtung der geriatrischen Rehabilitation, auch die seit 2022 begonnenen Aktivitäten zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte zeigen Wirkung. „Die ersten Stellen können nach Anerkennung der Ausbildung bald besetzt werden. Aufgrund der positiven Erfahrungen soll das Projekt ausgeweitet werden, so dass eine Vollbelegung aller verfügbaren Plätze erreicht werden kann“, erklärte er und verwies auf insgesamt 59 Vollzeitstellen.
Schichtmodelle ein Thema
Intern denke man derzeit über alternative, familienfreundlichere Schichtmodelle nach, um Mitarbeitende flexibler einsetzen zu können und als Arbeitgeber noch attraktiver zu sein. Auch die Servicewohnungen seien fast alle bezogen und eine sinnvolle Angebotsergänzung. „Finanziell sollte sich die Gesamtsituation im Jahr 2025 weiter entspannen, nachdem der erhöhte Investitionskostenanteil in die neu verhandelten Pflegesätze einbezogen wurde. Aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtsituation und steigenden Preisen in nahezu allen Bereichen müssen wir im Jahr 2025 leider nochmals mit einem negativen Betriebsergebnis beziehungsweise der Einberechnung einer Umlage der Stadt Walldürn rechnen. Es wäre erfreulich, wenn sich die prognostizierten Zahlen im Jahresverlauf deutlich verbessern würden“, fuhr er fort.
Die Investitionen gliedern sich in 112 000 Euro für Instandhaltungen einschließlich 45 000 Euro für Sanierungsarbeiten von Zimmern im Bestandsgebäude. Auf der Erlösseite nannte Dörr vor allem die Heimentgelte einschließlich eingestreuter Kurzzeitpflege mit 3,68 Millionen Euro. Im Bereich der geriatrischen Rehabilitation beträgt das Volumen des Erfolgsplans jeweils 1,57 Millionen Euro auf der Aufwands- und Ertragsseite. Die Personalkosten belaufen sich auf rund 918 500 Euro.
Wesentliche Aufwendungen sind ferner für den medizinischen Bedarf (156 000 Euro), zentrale Dienstleistungen (100 000 Euro), Wasser, Energie und Brennstoffe (62 000 Euro) sowie Lebensmittel (43 000 Euro) veranschlagt. Für Instandhaltungen sind 71 000 Euro vorgesehen, darunter Mittel für den Umbau von Zimmern des bisherigen Altenpflegebereichs, die künftig für die Reha genutzt werden sollen. Die geplanten Erlöse aus Reha-Leistungen sind mit 1,46 Millionen Euro veranschlagt.
Oberstes Credo sei Zuversicht, so Dörr: „Trotz aller Herausforderungen gehen wir davon aus, die Zukunft des Geriatriezentrums St. Josef erfolgreich und solide gestalten zu können“, bilanzierte Dörr und dankte allen Beteiligten sowie den Belegschaften beider Einrichtungen in Walldürn und Hardheim für das auch im ausklingenden Jahr Geleistete.
Standort Hardheim
Aus Hardheimer Sicht urteilte Bürgermeister Stefan Grimm, dass das Krankenhaus vor „gewissen Herausforderungen“ stehe: Insbesondere im Bereich von Chirurgen und Internisten kämpfe man nach wie vor mit dem Ärztemangel und könne auf beiden Gebieten lediglich jeweils zwei Belegärzte in den Praxen vorweisen. „Sollten beide wegbrechen und sollten keine Nachfolger in Sicht sein, hätten wir ein großes strukturelles Problem – wir brauchen beide Fachrichtungen, um das Haus als Krankenhaus bezeichnen zu dürfen“, beschied der Verbandsvorsitzende.
Wohl hatten die Ärzte sich schon eigenmächtig um Nachfolgelösungen bemüht, doch sei kaum ein Mediziner dazu bereit, nach dem Studium das Risiko der Selbstständigkeit einzugehen. Hier werde man jedoch neue Wege einschlagen: „Mit den Verbandsgemeinden gründen wir eine Genossenschaft, durch die wiederum ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) initiiert werden kann. Dieses darf eigene Ärzte anstellen, was Anreize für Hardheim schafft“, ließ Grimm wissen.
Das MVZ schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits werden die Ärzte von bürokratischen Formalien und der riskanten Selbstständigkeit ferngehalten, andererseits schaffe es eine ergänzende medizinische Versorgung vor Ort. Wichtig: „Das MVZ ist wie eine weitere Praxis und kein Ersatz für das Krankenhaus“, bekräftigte Grimm.
Trend zu ambulanten Operationen
Als zweite Achillesferse nannte er die Krankenhaus-Strukturreform, durch die man sich „neu ausrichten“ müsse. „Unser Krankenhaus wird unser Krankenhaus in Hardheim bleiben, es wird aber zum Primärversorgungszentrum ausgebaut“, informierte er. Hier trage man dem Trend zu ambulanten Operationen Rechnung, werde Prozesse neu aufstellen, das Personal dahingehend schulen und nehme die „schwarze Null“ ins Visier. „Noch besser wäre es natürlich, würden wir Geld verdienen“, betonte Grimm.
Konkrete Investitionen seien 2025 nicht geplant und auch die Dachsanierung werde zurückgestellt – der Schwerpunkt liege auf der weiteren Fachplanung für den geplanten Umzug der DRK-Rettungswache in das frühere Wohnheim, wobei die 100 000 Euro vom Freundes- und Förderkreis „Unser Krankenhaus“ ein leuchtendes Zeichen für die Zukunft und den Rückhalt in der Bevölkerung seien.
Im Ganzen könne 2025 als „Übergangsjahr“ gelten: „Im Laufe des Jahres möchten wir das MVZ an den Start bringen. Dann beginnt die Anwerbung von Medizinern“, bemerkte er abschließend.
Gute Zusammenarbeit
Angesichts der aufschlussreichen wie detaillierten Ausführungen war der Beschluss des Gesamtwirtschaftsplans reine Formsache: Nachdem das Zahlenwerk (siehe Infobox) einstimmig beschlossen wurde, dankte Verwaltungsleiter Lothar Beger den beteiligten Kommunen. „Wir wissen die gute und entgegenkommende Zusammenarbeit erst recht in diesen Zeiten sehr zu schätzen“, hob er hervor. Gleichwohl äußerte er die Hoffnung auf stärkere Rückendeckung durch die große Politik: „Es wäre schön, wenn manchen Worten auch Taten folgten.“
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