Hardheim. Anne Spinner sitzt am Spieltisch der Orgel im Hardheimer Erftaldom. Sie drückt zwei Tasten auf der Klaviatur, zwei Pfeifen erzeugen einen Ton. Aus dem Inneren hört man ein dumpfes Klopfen, ehe eine Stimme „Ja“ ruft. Der Ruf kommt von Christian Heiden. Er kniet neben einem Register, in der Hand hat er ein Stimmhorn. Mit diesem klopft er vorsichtig auf die Pfeifen und verändert somit die Form der Öffnung und damit klingt der Ton höher oder tiefer. Dabei verlässt er sich voll und ganz auf sein Gehör. Ein Stimmgerät, wie es etwa für Blasinstrumente gibt, hat er nicht. „Die meisten Pfeifen sind zu tief“, weiß der Fachmann. Christian Heiden ist Orgelbauer bei der Manufaktur Vleugels in Hardheim. Das Projekt, an dem er und seine Kollegen seit Jahresbeginn arbeiten, ist sowas wie ein Heimspiel – sowohl für die Firma als auch für ihn.
Etwa alle 20 Jahre muss die Königin der Instrumente nämlich generalüberholt und vor allen Dingen entstaubt werden. In Hardheim wurde die Vleugels-Orgel im Erftaldom das letzte Mal um die Jahrtausendwende ausgereinigt, wie es im Fachjargon heißt. Es wurde also mal wieder Zeit. Denn die Staubablagerungen haben sich beim Spielen bemerkbar gemacht. „Die kleinen Pfeifen waren durch den Staub verstopft. Das hat den Klang massiv beeinträchtigt. Teilweise waren Töne nicht mehr spielbar“, erklärt Seniorchef Hans-Georg Vleugels im Gespräch mit den FN.
Achtung vor Schimmelpilzbefall
Bei der Ausreinigung wird jede der rund 3100 Pfeifen einzeln entnommen und mit einem speziellen Staubsauger „durchgepustet“. Sie wird auf Mängel überprüft, gegebenenfalls wird nachgebessert oder Pfeifen werden ausgetauscht. Gerade bei großen Pfeifen müsse man auf statische Mängel achten, sagt Vleugels. Auch die Holzvorrichtung, in die die Pfeifen eingesteckt werden, wird gesäubert. Hier wird insbesondere auf Schimmelpilzbefall geachtet. Immer wieder komme es vor, dass sich an den Orgeln aufgrund der ungünstigen Kombination von Temperatur und Luftfeuchtigkeit Schimmel bilde. „Das hatten wir hier zum Glück noch nie“, sagt Hans-Georg Vleugels.
Im Zuge der Generalüberholung wird bei der elektrischen Sicherheit nachgerüstet. „Es geht hier um Menschenschutz und um Brandschutz“, macht Vleugels deutlich. Aus dem Grund wird diese Maßnahme von der Erzdiözese Freiburg auch mit viel Geld gefördert.
Während der Arbeiten an der Orgel läuft der Kirchenbetrieb ganz normal weiter. Ein Manual, also eine Klaviatur, soll immer funktionieren, so dass die Orgel bespielbar bleibt. Der Klang sei natürlich eingeschränkt, einen Gottesdienst könne man aber problemlos musikalisch umrahmen. Bis Ostern wolle man laut Hans-Georg Vleugels mit der Ausreinigung fertig sein und auch das neue Register eingebaut haben. Dann verfügt die Vleugels-Orgel im Erftaldom über 49 Register.
Wenn Christian Heiden und seine Kollegen alle knapp 3100 Pfeifen gesäubert und wieder eingesetzt haben, steht noch eine große Endkontrolle an. „Ich stimme alle Pfeifen abschließend noch einmal durch“, erklärt Heiden. Ob er gute Arbeit geleistet hat, wird er aus erster Hand erfahren: Seine Frau Stephanie ist Organistin im Erftaldom und wird das Instrument sicherlich auf Herz und Niere prüfen...
Info: Die Vleugels-Orgel wird am Sonntag, 16. Juni, mit einem Orgelkonzert wieder eingeweiht.
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