Wertheim. Das traditionelle Neujahrskonzert des Kulturkreises Wertheim fand am Sonntagabend wieder mit dem Symphonischen Blasorchester der Musikkapelle Lengfurt unter Leitung von Michael Geiger in der Stiftskirche statt.
Ungewöhnliches und Vertrautes boten die über 50 Mitwirkenden an Holzblasinstrumenten aller Art, von Piccoloflöte, Pfeife und Triangel über Klarinetten, Oboen, Fagotte, Saxofone und Oboen bis hin zur Blechfraktion mit Trompeten, Hörnern, Posaunen, Tenorhorn, Bariton und Euphonium.
Weder zu übersehen noch zu überhören waren die beiden mächtigen Tuben, die „Instrumente des Jahres 2024“, die vom feinsten Pianissimo bis zum mächtigen Fortissimo für ein tragfähiges Fundament sorgten.
Reich ausgestattet war auch die Schlagwerkgruppe mit der riesigen Trommel in der Mitte des Chorraums, daneben viele Pauken, Xylofone und zahlreiche kleine Instrumente mit besonderen Klang- und Geräuschfunktionen. Bei einigen Stücken kamen auch Klavier und Orgel zum Einsatz, die Carsten Klomp virtuos spielte.
Emotionale Geschichten
„Persis“, „Miss Saigon“ und „El Conga del Fuego nuevo“ waren für die meisten Zuhörer unbekannte Titel, die emotionale Geschichten mit klanglichen Mitteln erzählten.
Leidenschaftliche Liebe, aussichtsloses Hoffen und unfassbare Verzweiflung waren Themen, die mit der großen Klangvielfalt des Orchesters eindrucksvoll hörbar gemacht wurden.
Lyrisch säuselnde Oboen, schwebende Orgelpunkte, leise Klarinettenchöre und unnachgiebig knatternde Trompeten prägten die modernen Stücke. Dass große Instrumente nicht automatisch laut spielen müssen, bewiesen die Tuben, aber auch die große Trommel und die Kesselpauken, die in unterschiedlichen Stimmungen sowohl sanfte Ruhe als auch aufgeregte Hektik in teilweise abruptem Wechsel vertonten.
Besonders deutlich wurde dieser zweiteilige Aspekt bei der Komposition „Twoface“ von Hubert Hoche, der sein gesellschafts- und zeitkritisches Werk auch selbst dirigierte. Hubert Hoche ist als Dirigent hochkarätiger Chorkonzerte in Kreuzwertheim seit vielen Jahren bekannt.
Die Schlagwerkgruppe in der Mitte des Chorraums, und hier insbesondere der junge Musiker, der Gong und Riesentrommel, aber auch kleinste Instrumente wie Pfeife und Triangel in schnellem Wechsel souverän bediente, zog die Bewunderung der Zuhörer immer wieder auf sich.
Die „Toccata festiva“ für Bläser und Orgel von Carsten Klomp, der selbst den virtuosen Orgelpart spielte, eröffnete den zweiten Teil des Konzerts. Klomp hatte sie anlässlich des Badischen Landesposaunentags 2010 komponiert. Danach erklangen die eher volkstümlichen, teilweise bekannten Titel wie „Arabesque“ von Samuel R. Hazo, „Innuendo – Queen“ und die Strauss-Melodien „Vergnügungszug“ und „Rosen aus dem Süden“.
Wenn man die Augen schloss und sich der elegant wiegenden Musik hingab, wunderte man sich immer wieder über den vollkommenen Orchesterklang, der ausschließlich aus Blasinstrumenten bestand. Violinen, Bratschen und Celli schien man trotzdem zu hören, so perfekt mischten sich die Klänge der Klarinetten, Oboen, Saxofone und Fagotte zu einem Gesamtklang, der zur Spitzenklasse in der Sparte „symphonische Blasmusik“ gehört. Den vielen Solistinnen und Solisten, aber auch Michael Geiger, dem umsichtigen und hochkompetenten Koordinator der Klänge, sei Lob und Dank.
Mit Applaus im Stehen dankte das Publikum und nach den Zugaben ertönten Jubelrufe. Der Radetzkymarsch gehörte zum Neujahrskonzert natürlich dazu; wenn er gefehlt hätte, hätte man ihn vermisst. Die Filmmelodie „A Million Dreams“, gesungen von Tanja Rösch, beschloss das unglaublich vielfarbige, in jeder Hinsicht hochkarätige Neujahrskonzert.
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