Hardheim. Es ist genau zwei Jahre her, als die Pläne für den Umbau und die Umnutzung des alten Bermayer-Areals samt davorliegendem Glashaus erstmals öffentlich vorgestellt wurden. Am 26. Juni 2022 stimmte der Hardheimer Gemeinderat dafür, das gesamte Areal noch in das Sanierungsgebiet „Ried“ mit aufzunehmen. Damit wäre gewährleistet, dass sämtliche Bautätigkeiten dort mit Fördergeldern unterstützt würden. Getan hat sich bis heute aber nichts – zumindest mit dem „Glashaus“. Das, so sehen es die Pläne von Investor Volker Eckert und seinen beiden Firmen aus Gerichtstetten vor, soll abgerissen werden, um dort ein neues Gebäude zu errichten – mit einer Pflegeeinrichtung, kleiner Gastronomie und Geschäften.
Während der alte Bermayer-Büroturm mittlerweile ausgeräumt ist, um dort noch in diesem Jahr mit dem Bau von 21 Wohnungen zu beginnen, stocken die Verhandlungen für den Erwerb des „Glashauses“ seit Jahren. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um das Gebäude zu erwerben“, sagt Volker Eckert, Geschäftsführer von „Eckert Bauteam“ im FN-Gespräch. Das Problem ist allerdings folgendes: Das Gebäude gehört zu über 80 Prozent einem gewissen Herbert Kampmann, dem Kopf der Kampmann-Vermietungs-GmbH im saarländischen Bexbach. Zwar sind Verträge und Unterlagen für den Notar schon seit einiger Zeit vorbereitet, doch Kampmann, der die meiste Zeit des Jahres auf den Bahamas lebt und zudem einen Wohnsitz in der Schweiz hat, nahm schon drei Gesprächangebote nicht wahr – das letzte davon Ende des vergangenen Jahres. Auch Vermittlungsversuche der Gemeinde brachten nicht den gewünschten Erfolg.
An den Mann selbst kommt man nur sehr schwer ran. Kampmanns Verwalter Manfred Seib ist das Sprachrohr. Er sagt auf FN-Nachfrage: „Derzeit befindet sich Herr Kampmann in Deutschland. Er weiß, dass er sich um das Objekt kümmern muss. Ich glaube, dass es nun zu einem Abschluss kommt und er das Gebäude an Eckert verkauft. Ich denke, bis September sollte die Sache über die Bühne sein.“
Bürgermeister Stefan Grimm bezeichente das ,,Glashaus" als „Schandfleck“
Diese Aussage wird nicht nur Volker Eckert gerne hören, sondern auch Hardheims Gemeindeoberhaupt Stefan Grimm. Er hatte während seines Bürgermeister-Wahlkampfes das „Glashaus“ als „Schandfleck“ bezeichnet, an dem dringend etwas getan werden müsse. „Es ist uns ein Anliegen, dass hier rasch eine Lösung herbeigeführt wird“, sagt er den FN.
Unter Umständen ist es aber so, dass selbst nach dem Verkauf von Kampmann an Eckert noch eine Klippe zu umschiffen ist, denn 15 Prozent des Gebäudes gehörten dem 2018 verstorbenen Klaus Fleischer. Dessen Angehörige und Nachkommen haben allerdings dieses Erbe ausgeschlagen, wie seine Witwe Gabriele Fleischer den FN auf Nachfrage bestätigt.
Dass das „Glashaus“ nun seit Jahren vor sich hingammelt, ist auch für den „Erfinder“ ein Grauen: Wolfgang Gärtner war zusammen mit dem Miltenberger Thomas Feucht der erste Betreiber des Bistros. 1988 wurde es eröffnet. „Das war schon der Reißer“, erinnert sich Gärtner und fügt an: „Wir wollten etwas Gescheites machen. Und unser Konzept kam an. Wir hatten sieben Tage die Woche offen und haben immer wieder Events angeboten. Die Leute kamen aus einer Umgebung von über 50 Kilometern.“ Und tatsächlich ist es so, dass sich noch viele Leute aus der Region gerne an die Partys im „Glashaus“ erinnern.
Beim Stichwort Party sind wir wieder in der Gegenwart angelangt. Offensichtlich ist es so, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene in den alten Räumlichkeiten immer mal wieder einfinden, um ein wenig zu feiern. Nachbarn des „Glashaus“-Gebäudes bestätigen den FN, dass man hin und wieder mal Leute darin sehe. Es gebe jetzt aber keine größeren „Gelage“ oder extreme Ruhestörungen, heißt es. In letzter Zeit habe man immer mal wieder Polizeistreifen am „Glashaus“ vorfahren sehen, was eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Heilbronn nicht direkt bestätigt: „Polizeieinsätze im ,Glashaus’ wegen Beschwerden aufgrund von Ruhestörungen sind bei uns nicht bekannt. Insoweit gab es auch keine Anzeigen. Es gab lediglich zwei Anrufe von Vorbeifahrenden aufgrund einer beschädigten Tür, hierbei handelte es sich vermutlich um einen Altschaden. In einem weiteren Fall wurde mitgeteilt, dass sich Jugendliche im Gebäude befinden würden und durch den Bauleiter einer Firma angetroffen wurden. Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch wurde nicht erstattet.“
Bier- und Schnapsflaschen liegen im Inneren des ,,Glashauses" herum
Wir haben uns vor Ort ein Bild von der Situation gemacht. Über besagte ausgehängte Tür gelangt man ohne Probleme ins Innere des Gebäudes, in dem man dann in sämtlichen Ecken leere Bier- und Schnapsflaschen findet, dazu Chipstüten und Pizzakartons. Ein Jugendlicher aus Hardheim bestätigt uns auch, da zwei- dreimal drin gewesen zu sein. Doch das ist verboten, schließlich dringt man hier auf Privatgrund vor. Wenn das angezeigt würde, so informiert die Polizei auf Nachfrage, könnte wegen Hausfriedensbruch oder Sachbeschädigung ermittelt werden.
Allerdings, und jetzt kommt der nächste Dreh der „Glashaus“-Story, wird das Gebäude langsam baufällig und damit auch zur Gefahr – nicht nur für Leute, die sich (illegal) im Inneren aufhalten, sondern auch für Passanten. Für den Eigentümer besteht eine sogenannte Verkehrssicherungspflicht. Die Polizei schildert den rechtlichen Rahmen: Grundsätzlich muss jede bauliche Anlage so gestaltet sein, dass von dieser keine Gefahren ausgehen. Das bedeutet meist, dass diese vor unbefugtem Betreten zu sichern sind. Kommen Dritte zu Schaden, droht sonst eine Haftung nach den entsprechenden zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen (beispielsweise § 823 oder § 836 BGB). Damit liegt der Ball wieder im Feld von Herbert Kampmann. Er müsste sich also um die Sicherung des Gebäudes kümmern.
Das sind die Pläne für das Hardheimer ,,Glashaus"
Zurück in die Zukunft: Volker Eckert möchte die gesamte Fläche mit Bermayer-Gelände und „Glashaus“ neu entwickeln. Neben dem Abriss des „Glashauses“ und den Wohnungen im alten Büroturm soll das „Motel“ im Eingangsbereich des Bermayer-Areals abgerissen werden. Die Industriehallen Richtung Grammer sind waren von diesem Unternehmen zu Lagerzwecken gemietet und sollen bald wieder gewerblich genutzt werden. Das Gesamtkonzept sieht eine Mischung aus Wohnen und Gewerbe vor. Das Areal, auf dem das „Glashaus“ gerade noch steht, soll laut den Plänen des Investors zu einem „Ort der Begegnung für Jung und Alt“ werden, inklusive betreutem Wohnen und Tagespflege. Platz für einen „Tante-Emma-Laden“ oder ein Café sei ebenfalls eingeplant. Genauso ein Kinderspielplatz sowie Sitzgelegenheiten für Ältere – so wurde es Ende Juni 2022 im Hardheimer Gemeinderat vorgestellt. „Durch das schlüssige, nachhaltige und langfristig gedachte Konzept soll das Areal zum Aushängeschild für die Gemeinde werden“, zitierte der damalige Bürgermeister Volker Rohm aus dem Konzept.
„Wir stehen nach wie vor zu diesem Wohnungsbau-Projekt“, sagt Volker Eckert den Fränkischen Nachrichten. Er freut sich, dass das Förderprogramm „Ried“ bis 2027 verlängert worden ist. Damit ist der Zeitdruck nicht mehr so groß. Wenn es in den nächsten Wochen nun tatsächlich zu einer Einigung mit Herbert Kampmann käme, dann könnte es auch beim „Glashaus“ vielleicht 2024 noch losgehen – und nicht nur im alten Bermayer-Büroturm…
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/hardheim_artikel,-hardheim-hardheim-in-die-causa-glashaus-kommt-bewegung-_arid,2222079.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/hardheim.html