Forst-Bilanz vor dem Gemeinderat

Finanz-Minus wird im Wald wohl die Regel werden

Klimawandel führt zu immer stärkeren „Kalamitäten“. Auf der Suche nach toleranten Baumarten

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Polter im Bereich „Dickele“ bei Schäftersheim. Neben wirtschaftlich gut nutzbaren Hölzern fällt auch jede Menge Schadholz an. © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim. Sorgenkind Stadtwald: Gebeutelt durch Dürre und Borkenkäfer gibt es mittelfristig immer mehr „ungeplante Nutzungen“. Das bedeutet: Forstarbeiter müssen die „Kalamitäten“ abarbeiten, obwohl eigentlich ganz andere Waldgebiete planmäßig vorgesehen waren. Schon rein streckenmäßig sind sie deshalb länger unterwegs. Das kostet Geld und: Schadholz bringt nachvollziehbarerweise weniger in die kommunale Kasse als Wertholz. Für 2024 muss Weikersheim deshalb wahrscheinlich an die 20 000 Euro drauflegen.

Für den Bürger ist der Stadtwald hauptsächlich ein landschaftlich weit verteiltes Erholungsareal. Wer den Spaziergang im Grünen liebt, dem können aber auch die Schadgebiete nicht entgehen. Bekanntermaßen hält die Fichte den extremen Sommerdürren nicht mehr stand. Doch auch bei der bisher als weitgehend käferresistent geltende Douglasie sind bereits Ausfälle mit Käferbefall festzustellen, so Revierleiter Klemens Aubele vor dem Weikersheimer Gemeinderat.

Zusammen mit Patrick Halbauer vom Kreisforstamt trug er dort am Donnerstagabend den Betriebsplan für den Weikersheimer Stadtwald vor. Für beide Forstleute bietet sich eine „herausfordernde Situation“. Die Wetterextreme der vergangenen Jahre zeigen Spuren: Rund 60 Prozent des Holzeinschlags sind „nicht planmäßig“, sondern reine Reaktion auf äußere Faktoren. Das Wetter kann man nicht beeinflussen, ein Baum wächst langsam. Wenn er durch Dürre abstirbt oder vom Käfer befallen ist, dann muss er gefällt werden.

„Angespannte Zeiten“

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Das Problem wird erst beim zeitlich weiten Blick ganz offenbar: Wo gefällt wird, muss man mit dem „Generationenvertrag“ im Hinterkopf wieder aufforsten. Aber wer weiß schon, welche Bäume mit Dürreperioden einigermaßen klarkommen? Laubbäume tun das in der Regel besser als flach wurzelnde Nadelbäume. Doch ganz kleinräumige Faktoren im Untergrund spielen ebenfalls eine Rolle. „Angespannte Zeiten“ für die Verantwortlichen.

Zusammengefasst: Aufgrund des durch Zwangsnutzungen erhöhten Holzeinschlags im Jahr 2023 erfolgt die Maßnahmenplanung für 2024 auf moderatem Niveau. Zur Verbesserung der Risikostreuung und der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel hat die Förderung und Erhöhung von Mischungsanteilen von Baumarten mit gutem Anpassungspotenzial Priorität. „Diesem Grundsatz folgen wir bei waldbaulich notwendigen Pflegeeingriffen genauso wie bei anstehenden Flächen zur Wiederbewaldung. Bei Letzteren wird wo immer möglich vorhandener Naturverjüngung mit guter Klimaprognose Vorrang vor der Pflanzung gewährt“, so Halbauer.

Klemens Aubele stellte umfassend die einzelnen Maßnahmen in den Walddistrikten vor. Betriebswirtschaftlich werde sich wohl ein Defizit im Betriebsplan ergeben. Für 2022 lag das noch bei gut 2000 Euro im Minus. Auch fürs Folgejahr bleibt es wohl beim geringen Minus – 2024 vervielfacht es sich voraussichtlich: reduzierter Einschlag, gefallene Holzpreise, mehr Arbeit in Kulturen und Jungbeständen. Das werde „in den kommenden Jahren zur Regel“, sagt Aubele voraus. „Stabile, zukunftsfähige und klimatolerante Waldbestände sollten es dem Waldbesitzer aber wert sein.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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