Gerchsheim. Voller Stolz verkündete Großrinderfelds Bürgermeister Johannes Leibold im Gemeinderat, dass es endlich gelungen war, die vakante Arztstelle für das Ärzte- und Seniorenhaus im Altertheimer Weg in Gerchsheim zu besetzen. Mit viel Überredungskunst war es gelungen, Dr. Fatma Irqi-Darawsha von dem Zukunftsprojekt zu überzeugen. Aktuell arbeitet sie als selbständige Notärztin im Krankenhaus Tauberbischofsheim, hat aber als Sicherstellungsassistentin bereits hausärztliche Erfahrungen in Lauda-Königshofen nach der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin sowie im MVZ in Tauberbischofsheim gesammelt.
Die Fränkischen Nachrichten sprachen mit ihr über ihre Zukunftsperspektiven, aber auch über eine bewegte Vergangenheit, die letztlich eine Erfolgsgeschichte wurde.
Frau Dr. Irqi-Darwasha, wie kam es zu dem Entschluss, sich als Allgemeinärztin in Gerchsheim niederzulassen?
Dr. Fatma Irqi-Darawsha: Über Gemeinderat Rainer Gerhards wurde ich auf die Stelle aufmerksam. Er und Bürgermeister Johannes Leibold haben mich stark bearbeitet, damit ich in Gerchsheim anfange. Das war anfangs noch nicht so klar, aber ich war schon auf der Suche nach einer eigenständigen Praxis. Ich liebe meinen Beruf und die Aussicht, die Menschen von der Geburt bis zu ihrem Ableben zu betreuen, reizt mich schon lange. Zusammen mit meinem Mann Ibrahim will ich uns in Gerchsheim eine berufliche Zukunft aufbauen, die lange halten soll. Ich bin gekommen, um zu bleiben. Kurzfristiges Engagement ist nicht so meine Sache.
Sie wirken sehr zielstrebig, erzählen Sie uns doch ein wenig von sich?
Irqi-Darawsha: Nun, ich bin 35 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Ich wurde in Israel Raum Tel Aviv geboren und machte dort auch mein Abitur in der Fakultät Amal Taybe mit 16 Jahren, habe zwei Klassen übersprungen als hochbegabte Schülerin in der Grundschule. Danach bekam ich ein Stipendium zum Studium in Jordanien, allerdings für Pharmakologie. Das war aber nur ein Wartestudium, bis ein Platz in der medizinischen Fakultät frei wurde. Doch als man merkte, dass ich einen israelischen Pass besitze, wurde das Stipendium gekappt.
So entschloss ich mich, 2007 nach Deutschland zum Studium zu gehen. In Düsseldorf machte ich einen Sprachkurs an der Heinrich-Heine-Universität, bevor ich in Göttingen meinen Lebenstraum vom Medizinstudium verwirklichen konnte. Die internistische Ausbildung dort war der Grundstock für meine weitere berufliche Tätigkeit. Ich kam in den Main-Tauber-Kreis und lernte hier die Menschen und ihre Mentalität lieben. Hier arbeitete ich schon in verschiedenen Bereichen, wie Wertheim, Buchen oder eben jetzt in Tauberbischofsheim. Nebenbei machte ich noch meine Facharztausbildung zur Allgemeinmedizinerin mit praktischen Erfahrungen in der Praxis von Dr. Pfeifer in Giebelstadt und in der Praxis Breiter in Lauda-Königshofen.
Das klingt nach viel Lebenserfahrung, die sie schon sammeln durften. Auf was können sich ihre zukünftigen Patienten in Gerchsheim einstellen?
Irqi-Darawsha: Ich bin eine Hausärztin mit Familie und so will ich auch meine Arbeit verstanden wissen. Eine Hausärztin ist immer Teil der Familie der Patienten. Ich begleite die Menschen in allen Lebenslagen, egal ob es ihnen gut geht oder schlecht. Als praktizierende Notärztin bekomme ich viel Leid mit, das möchte ich meinen Patienten und Patientinnen gerne ersparen, wenn möglich. Mein Mann Ibrahim wird auch mit in die Praxis gehen und dort physiotherapeutische Ansätze verfolgen. Er kümmert sich auch um die Kinder, wenn ich im Dienst bin. Aber die werden größer und so bleibt uns mehr Zeit für die Betreuung unserer Patienten.
Sie wohnen in Impfingen und wollen dann jeden Tag nach Gerchsheim fahren?
Irqi-Darawsha: Ja, wir haben uns hier vor drei Jahren ein Heim geschaffen, das wir ungern aufgeben wollen. Natürlich ist es eine gewisse Distanz nach Gerchsheim, aber die lässt sich mit dem Auto schnell überbrücken. Das habe ich im Vorfeld mehrfach getestet und das war auch mit ein Grund für den Entschluss, in Gerchsheim eine Praxis zu gründen. Der Bedarf dort ist vorhanden, das hat sogar die KVBW als Dachorganisation eingesehen. Immerhin sind rechnerisch im Main-Tauber-Kreis 7,5 Stellen für Hausärzte unbesetzt. Ich freue mich auf die neue Herausforderung und fühle mich endlich angekommen.
Um Sie für die neue Praxis zu gewinnen hat die Gemeinde sich mächtig ins Zeug gelegt?
Irqi-Darawsha: Ja, weil mein Mann und eine angestellte Kollegin mit in die Praxis gehen, musste noch ein Anbau geplant werden. Der Bauantrag ist mittlerweile genehmigt und, so hat es Bürgermeister Johannes Leibold mir versprochen, wird der Anbau auch rechtzeitig fertig. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde und vor allem mit dem Bürgermeister lief und läuft einfach vorbildlich. Egal, wobei sie mich unterstützen können, es passiert schnell und unbürokratisch.
Ein großes Problem ist die Gewinnung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Haben Sie da ein anderes Rezept?
Irqi-Darawsha: Ja, auch ich brauche ein starkes Team im Hintergrund. Und einfach ist es nicht, gutes Personal zu finden. Doch habe ich das Glück, dass schon mehrere Menschen gerne mit und bei mir arbeiten wollen. Aber natürlich bin ich noch auf der Suche nach weiteren MFA. Unser Team soll wachsen und den Patienten und Patientinnen so viel Geborgenheit und Vertrauen entgegenbringen, wie irgend möglich.
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