Großrinderfeld. An diesem Donnerstag ist es genau vier Jahre her, dass mit Johannes Leibold ein neuer Bürgermeister in Großrinderfeld eingezogen ist. Er trat die Nachfolge von Anette Schmidt an, die kurz vorher zur Bürgermeisterin in Tauberbischofsheim gewählt wurde. Leibold setzte sich im zweiten Wahlgang mit 65,1 Prozent der Wählerstimmen durch. Schon im ersten Wahlgang hatte er gegen damals drei Mitbewerber die Nase vorn.
Seitdem hat sich viel getan in der Gemeinde mit den vier Ortsteilen Ilmspan, Schönfeld, Gerchsheim und Großrinderfeld. Aktuell ist man sogar ELR-Schwerpunktgemeinde, bekommt also bei geförderten Bauvorhaben einen höheren Zuschuss vom Land. Das spürt man, wenn man in der Gemeinde unterwegs ist. Überall wird gebaut oder die Voraussetzungen hierfür geschaffen. Die FN fragten Johannes Leibold, wie er die Situation in der ersten Halbzeit, nach vier Jahren im Amt, als Bürgermeister sieht.
Herr Leibold, Sie sind vor vier Jahren praktisch ohne Verwaltungserfahrung vom Geschäftsführerposten einer Würzburger Ladenbaufirma auf den Amtsstuhl des Bürgermeisters Ihrer Heimatgemeinde gewechselt. Was war der größte Unterschied, den Sie feststellen konnten?
Johannes Leibold: Zwei Aspekte muss man hier unterscheiden: Ich denke, jeder der für eine Aufgabe brennt, egal ob Selbstständiger, verantwortlicher Mitarbeiter oder Verwaltungsleiter, muss sein Möglichstes für seine Aufgabe, sein Amt geben beziehungsweise bis zur letzten Haarspitze in seiner Aufgabe aufgehen – dies unterscheidet den Bürgermeister nicht von einem Geschäftsführer. Größere Unterschiede gibt es in den Verwaltungsstrukturen. Wenn man als Firmeneigentümer, mehr oder weniger, frei entscheiden kann, so gibt es in der kommunalen Welt, verschiedenste Gremienarbeiten, Bürgerbeteiligungen oder vorgesetzte Behörden.
Also haben Sie sich die Arbeit hier nicht so vorgestellt, wie es geworden ist?
Leibold: Ein indianisches Sprichwort sagt: „Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn Du ihn verstehen willst“. So ist es auch in diesem Amt, von außen sieht man nur die Oberfläche, richtigen Tiefgang bekommt man erst nach einiger Zeit. Zum Großteil habe ich mir das Amt so vorgestellt, jedoch musste ich noch viele Dinge lernen und lerne heute noch jeden Tag hinzu. Dankbar bin ich für die große Unterstützung, vor allem auch in meinem Rathaus und dem Gemeinderat – und natürlich auch für das gewisse Quäntchen Glück.
Als Sie ihre Arbeit begannen, kam gleich ab Mitte März die Corona-Pandemie. Das hat sicher ihren Elan etwas gebremst oder war es vielleicht sogar hilfreich zum Einstieg
Leibold: Am Anfang war alles kompliziert, da jeden Tag eine neue Verordnung kam oder notverkündet wurde, auf die man sich dann wieder einstellen musste – natürlich neben dem normalen Arbeiten. Tag für Tag war plötzlich immer wieder alles anders, man „hing“ an den „Neuinfektionen“ und musste die dementsprechenden Bestimmungen kennen beziehungsweise die sich ständig ändernden gesetzliche Grundlage im Blick behalten und gegebenenfalls das eigene Tun nachjustieren.
Doch dann ging es richtig los. Viele Aufgaben in der Infrastruktur der Gemeinde sind mittlerweile angegangen.
Leibold: Angegangen und zum Teil auch schon abgeschlossen – vieles ist schon während „Corona“ angelaufen. Die Vorbereitung von Bebauungsplänen, um Wohnraum für unsere Bürgerinnen und Bürger zu schaffen oder neue Gewerbegebiete auszuweisen, hier haben wir uns wenig Zeit gelassen. Zudem haben wir uns mit dem Zusammenleben in der Gemeinde beschäftigt, beispielsweise durch das Gemeindeentwicklungskonzept. An der Schule wird immer wieder gearbeitet, von der neuen Küche bis hin zu der Lüftungsanlage, weiter über die Schulsozialarbeit.
Es ist das Familienzentrum dazu gekommen. Für unsere Kleinsten, die Krippen- und Kindergartenkinder, haben wir ein großes Investitionsprogramm angeschoben, das aktuell in der Umsetzung ist. Bei dieser Art von Projekten wird generell ein großer Vorlauf benötigt. Neben den Planungen im Allgemeinen, müssen Förderungen geklärt und mit den jeweiligen Verbänden gesprochen werden. Wir sind eine attraktive Gemeinde für Familien beziehungsweise für alle von 0 bis ins hohe Alter, dies wollen wir erhalten und in Zukunft natürlich ausbauen. Es werden Kindergärten gebaut und die Grundschule in Schuss gehalten, öffentliche Spielplätze Jahr für Jahr hergerichtet. Gleichzeitig bauten wir ein Senioren- und Ärztehaus. Dieses „Ganze“ und hiermit meine ich das Gemeindeleben, im Blick zu haben – immer wieder weiterzuentwickeln, ist essenziell für mich, für mein Amt und, schlicht und ergreifend, das Wichtigste als Bürgermeister.
Ein Großprojekt war auch der Bestattungswald. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Firma Friedwald?
Leibold: Nachdem die Idee 2021 geboren war, arbeitete ich an der Umsetzung. Ich bin ein Freund von klaren Zielsetzungen, natürlich gibt man immer sein Möglichstes, allerdings muss man auch offen sein, Hilfe anzunehmen. Eine Gemeinde wie Großrinderfeld kann aus eigener Kraft heraus keinen überregionalen Bestattungswald alleine betreiben. Die Firma Friedwald ist nicht nur Marktführer in Deutschland sondern ergänzt die Ideen und Wünsche der Gemeinde Großrinderfeld mehr als gut. Nach verschiedensten Gesprächen hat man sich dann für diesen „Verwaltungshelfer“ entschieden.
Es läuft also in Großrinderfeld?
Leibold: Ja. Wir im Gemeinderat, ich, werden auf jeden Fall so weitermachen, denn Stillstand ist Rückschritt. Ich bin dankbar, dass mich der Gemeinderat und meine Mitarbeiter so unterstützen. Man spürt einen positiven Geist und gegenseitiges Vertrauen. So kann ich mir vorstellen, noch viele Jahre weiter als Bürgermeister für die Bürgerinnen und Bürger in Großrinderfeld tätig zu sein, aber eigentlich hätten Sie diese Frage meinen Bürgerinnen und Bürger stellen müssen, ob diese mit mir zufrieden sind.
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