Großrinderfeld. Das Thema SuedLink beschäftigt die Gemeinden nicht nur wegen der zukünftigen Stromversorgung des südlichen Deutschlands mit regenerativer Energie aus dem Norden, auch die Trassenführung ist immer wieder ein Thema. Der genaue Korridor, wo die Gleichstromleitung verlaufen soll, ist mittlerweile festgelegt und vorbereitende Maßnahmen, wie eine Vermessung und Sondierung des Untergrundes sind fast überall abgeschlossen.
Befürchtung, dass Feldwege in Mitleidenschaft gezogen werden
„Wir brauchen SuedLink“, hatte Großrinderfelds Bürgermeister Johannes Leibold noch im Januar dieses Jahres in der Gemeinderatssitzung geäußert. Nun stand das Thema schon wieder auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung im Ratssaal in Großrinderfeld. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die benutzten Feldwege, die benötigt werden, um zu den Verlegegrund-stücken zu kommen, in Mitleidenschaft gezogen werden von den schweren Baufahrzeugen, die bis zu 100 Tonnen Gewicht auf die Straße bringen.
Bürger nehmen SuedLink-Verantwortliche als "abgebügelt" wahr
Dass diese Befürchtungen nicht unbegründet sind, wurde bei einer kürzlich abgehaltenen nicht öffentlichen Informationsveranstaltung der Regionalverantwortlichen von SuedLink in Bad Mergentheim deutlich. Mehrere Gemeinderäte aus Großrinderfeld waren bei dieser Veranstaltung anwesend und waren schockiert, mit welcher „Kaltblütigkeit“ auf Fragen aus dem Auditorium von Vertretern von SuedLink geantwortet wurde. „Die haben alles abgebügelt und sitzen so auf einem hohen Ross, das war unvorstellbar“, meinte beispielsweise Hubert Kraus.
Dem pflichtete Ralf Schieß bei. Er und Rainer Gerhards befürchten zudem, dass sich die von SuedLink beauftragten Firmen nicht an die vorgegebenen Wege und Feldwege halten werden, sondern direkt über Felder abkürzen wollen, so wie schon jetzt bei den Sondierungen.
Obwohl SuedLink angeboten habe, im Vorfeld eine neutrale Beweisaufnahme des Ist-Zustandes der betroffenen Feldwege zu erstellen, will die Gemeinde Großrinderfeld einen eigenen Gutachter hinzuziehen. Aus diesem Grund hatte Bürgermeister Leibold Kontakt mit dem Sachverständigen Werner Biereth aufgenommen und um ein Angebot gebeten, zu welchen Kosten dieser eine Beweissicherung über den Zustand der gemeindlichen Feldwege erstellen kann.
Dieses Angebot lag nun vor und umfasst Zustandsfeststellungen mit Protokoll und Fotografien beziehungsweise Kamerabefahrung der betreffenden Feldwege auf vorgegebenen Lageplänen. Die Abrechnung soll auf Stundenbasis erfolgen.
Erfahrungen mit SuedLink machten die Großrinderfelder vorsichtig
Allgemein begrüßte man die eigene Beweissicherung, denn durch die bisherigen Erfahrungen mit SuedLink und anderen Firmen ist man vorsichtig geworden in Großrinderfeld. „Sie werden auch da fahren, wo es nicht geplant ist“, fürchtet Rainer Gerhards. Und auch Hubert Kraus warnt: „Es ist große Vorsicht geboten“. Ralf Schieß berichtete, dass SuedLink nur den Zeitwert mit Geld ersetzen wolle, wenn es zu Schäden komme. Das sei bei den Zuständen der Großrinderfelder Feldwege eindeutig zu wenig, fand der Gemeinderat. Dr. Sven Schultheiß gab zu bedenken, dass man auch auf Wiederherstellung bestehen könne, das sei gesetzlich festgelegt.
Letztlich stimmte der Gemeinderat geschlossen für die eigene Beweisaufnahme durch den Gutachter und stimmten der außerplanmäßigen Ausgabe von 2460 Euro netto zu. Für die Arbeit wurden 30 Stunden angenommen.
Ralf Schieß gab noch zu bedenken, dass man nicht zu früh mit der Beweissicherung beginnen sollte. Nach derzeitigen Planungen wird es erst 2025 und 2026 zu Verlegearbeiten kommen.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld_artikel,-grossrinderfeld-grossrinderfeld-kein-vertrauen-in-suedlink-gutachter-_arid,2173789.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/grossrinderfeld.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html