Großrinderfeld. Wie mehrfach berichtet, will die Gemeinde Großrinderfeld auf einem Grundstück gegenüber der Turn- und Festhalle im Ortsteil Großrinderfeld einen Kindercampus bauen, mit Kindertagesstätte und Räumlichkeiten für die Ganztagsbetreuung von Schulkindern, wie sie ab 2026 verpflichtend möglich sein wird. Bisher wurden nur Vorleistungen erbracht, um das Projekt noch zeitgerecht abschießen zu können. Nun hatte Bürgermeister Johannes Leibold die frohe Kunde in der Gemeinderatssitzung im Ratssaal in Großrinderfeld, dass es endlich auch eine Förderung vom Bund geben wird.
„Zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter ab 2026 unterstützt der Bund die Länder und Kommunen“, führte er aus. In einem zweiten Investitionsprogramm wird der Bund weitere 390 Millionen Euro für den Ganztagsausbau in Baden-Württemberg bereitstellen, so hatte er auf der Regionalversammlung erfahren. Es sollen etwa 70 Prozent der anrechenbaren Kosten für die Ganztagsbetreuung förderfähig sein, so hieß es da. Das seien natürlich positive Signale, auf die man lange gewartet hatte, war man sich im Gemeinderat einig. Seit über zwei Jahren beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema und hat schon viele Vorarbeiten geleistet. Die sind auch notwendig, „denn wir gehen davon aus, dass die Förderzusagen nach dem Windhund-Prinzip vergeben werden“, so Leibold. Wer also schnell sei und zu den ersten Antragstellern gehört, hat gute Chancen, Geld aus dem Fördertopf zu erhalten.
„Unsere Strategie scheint aufzugehen“, sagte dazu Rainer Gerhards. Denn die gute Vorbereitung scheint sich jetzt auszuzahlen. Würde es keine Förderung geben, müsste die Gemeinde einen zweistelligen Millionenbetrag aus eigener Tasche im Haushalt finanzieren. Das wäre fast ein Ding der Unmöglichkeit, zumal noch weitere Pflichtaufgaben die Liquidität der Gemeinde in den nächsten Jahren einschränken werden (wir berichteten). Walter Lutz hatte allerdings Kritik anzumerken. Bisher habe man fast eine Million nur für Planungskosten ausgegeben. Was passiert mit denen, wenn wir keine Förderung erhalten, wollte er von Bürgermeister Leibold wissen. Es könne nicht angehen, dass der Staat Leistungen fordert, aber bei der Finanzierung nicht unterstützt.
Haftungsproblem
Lutz sieht da ein Haftungsproblem. Doch diese Haftung gibt es nicht, erwiderte Johannes Leibold. Letztlich müsse dann die Finanzierung über den gemeindlichen Haushalt laufen. Helga Koch wies Walter Lutz daraufhin, dass der Gemeinderat in diesem Fall der falsche Ansprechpartner sei. Lutz solle sich doch besser in Stuttgart oder Berlin beschweren, auch wenn die Kritik angebracht ist. Dort säßen die richtigen Adressaten seiner Kritik. Dr. Sven Schultheiß wies darauf hin, dass Großrinderfeld in diesem Fall „besser aufgestellt sei, als andere Kommunen“, denn man habe schon viele Vorarbeiten erledigt, die andere erst noch angehen müssen. Wenn es dann aber doch schiefgehe, hafte politisch der Gemeinderat. Letztlich bleibe die Gemeinde aber auf den Kosten sitzen. Und Rainer Gerhards stellte klar: „Wir sind dafür gewählt, Entscheidungen zu treffen“, bevor die Diskussion beendet wurde und man einstimmig für eine Antragstellung plädierte, sobald es möglich ist.
Ausgleichsflächen für SuedLink
Erst in der letzten Sitzung des Gemeinderates hatte man das Thema SuedLink auf der Tagesordnung, nun stand erneut eine Information an, was auf die Gemeinde und auf die Bürgerinnen und Bürger zukommt, wenn die Stromtrasse quer durch die Gemeinde gebaut wird.
Ralf Schieß, Hubert Kraus, Rainer Gerhards und Hilmar Reinhart waren im Auftrag der Gemeinde auf einer Informationsveranstaltung Ende Januar in Bad Mergentheim gewesen und Ralf Schieß stellte nun die dort erfahrenen Informationen im Gemeinderat vor. Was bisher nicht bekannt war, ist, dass SuedLink während der Bauphase auch Ausgleichsflächen braucht, die einfach in Karten von SuedLink eingezeichnet waren. Doch mit den betroffenen Landwirten sei da nicht gesprochen gewesen. Das habe man erst später nachgeholt, so Schieß. Die Breite der Baustelle wird etwa 40 bis 60 Meter betragen und sich komplett durch die Gemarkung Großrinderfeld mit allen Ortsteilen ziehen. In Gerchsheim komme die Leitung aus Altertheimer Gemarkung und verlaufe erst einmal parallel zur Straße L 578. Kurz vor dem Wald zwischen Gerchsheim und Großrinderfeld werde die Straße mit einer Spülbohrung unterquert und laufe dann auf Schönfelder und Ilmspaner Gemarkung mit Unterquerung der Autobahn nach Großrinderfeld und dann zum Übergabepunkt auf Paimarer Grund. Alle zwei Kilometer sei ein solcher Übergabepunkt vorgesehen, denn hier werden die Stromkabel von den etwa 100 Tonnen schweren Kabeltrommeln in die Rinnen gezogen. Diese Kabeltrommeln kommen mit Schwerlasttransportern. Schieß hatte errechnet, dass alleine auf Großrinderfelder Gemarkung 11,5 Kilometer Feldwege für Zu- und Abfahrten benötigt werden.
Zudem könne man jetzt schon sehen, auf welchen Feldwegen die Materialzufuhr und auch die -abfuhr erfolgen soll. Darauf müsse man unbedingt drängen, so Schieß, denn alle anderen Wege wären ein großes Problem. Die Landwirte fürchten jetzt schon um das Erreichen ihrer Äcker, weil die Bauzeit bei etwa einem halben Jahr liegen wird. Es sei also nicht so, dass die Erde kurz aufgegraben wird, das Kabel hineingelegt und dann schnell wieder verschlossen wird, so die Erkenntnis des Informationsabends.
Zudem komme etwa alle zehn Kilometer ein Bauhof dazu, der mit Werkstätten und Tankstelle ausgerüstet sein wird. Dieser soll beim Gewerbegebiet in Gerchsheim angesiedelt sein. In der Nähe des geplanten Solarparks „Albertsberg“ ist zudem eine Bodenaufbereitungsanlage geplant, so Schieß. Bereits Anfang März dieses Jahres wird in Friedrichshall Baubeginn für SuedLink sein, die Spülbohrungen auf Großrinderfelder Gemarkung sollen dann im Herbst oder Winter 2024 erfolgen. Letztlich beginnen die Erdarbeiten aber erst 2025 und dauern dann bis 2026. Wer nähere Informationen benötige, könne auf der Internetseite: https://webgis.suedlink.com/extern/synserver?project=Hinweise nachsehen. Der Gemeinderat werde in Kürze weitere Informationen von der EnBW erhalten, die ihre Öffentlichkeitsbeauftragte in eine der nächsten Gemeinderatssitzungen entsenden wird, ergänzte Bürgermeister Johannes Leibold.
Neuer Abteilungskommandant
Der Gemeinderat stimmte außerdem der Wahl von Mario Körner zum Abteilungskommandanten, der Wahl von Thomas Weis zum 1. Stellvertreter des Abteilungskommandanten und der Wahl von Stefan Ebert zum 2. Stellvertreter des Abteilungskommandanten der Feuerwehrabteilung Schönfeld zu. Einstimmig wurde beschlossen, dass die Bestellung durch Bürgermeister Leibold erfolgen soll.
Außerdem stimmte das Gremium dem Wirtschaftsplan 2024 und dem Liquiditätsplan 2025 bis 2027 des Zweckverbands Wasserversorgung Mittlere Tauber zu und beauftragte seine Vertreter in der Grünbachgruppe dementsprechend als imperatives Mandat abzustimmen.
Der Annahme einer sachgebundenen Spende für die Anschaffung von Defibrillatoren in Höhe von 500 Euro stimmte der Gemeinderat ebenfalls zu. Damit ist man fast schon fertig mit der Generierung von Spenden für die beiden Defibrillatoren in Schönfeld und Ilmspan. Genaue Zahlen wird Rainer Gerhards in der nächsten Sitzung des Gemeinderates am 5. März verkünden.
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