Mega-Projekt

Altertheim: Knaufs umstrittenes Gipsbergwerk

Die Firma Knauf plant bei Altertheim Gips im großen Stil abzubauen. Es könnte das größte Bergwerk Bayerns entstehen. Naturschützer befürchten Probleme beim Trinkwasser.

Von 
Diana Seufert
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So sieht das Bergwerk von Knauf in Hüttenheim aus, wo seit Ender der 1950er-Jahre Anhydrit abgebaut wird. Der Gips-Abbau in Altertheim soll ebenfalls im so genannten Kammer-Pfeiler-Verfahren erfolgen. © Firma Knauf

Altertheim/Großrinderfeld. Gips wird beim Hausbau an vielen Stellen gebraucht. Doch Gips wird immer knapper. Nun will die Firma Knauf bei Altertheim den begehrten Stoff aus der Erde holen. Das Genehmigungsverfahren ist eröffnet. Bis zum 20. Februar liegen die Unterlagen beim zuständigen Bergamt Nordbayern bei der Regierung von Oberfranken sowie bei der Stadt Würzburg und weiteren Gemeinden zur Einsicht aus. Noch bis 6. März können Einwände erhoben werden.

Unumstritten ist das Projekt in der „Altertheimer Mulde“ nicht. Denn um an den Gips zu gelangen, müssen wasserführende Schichten durchstoßen werden. Naturschützer befürchten, dass Grundwasser verunreinigt wird oder sich Grundwasserströme verändern. Parallel dazu läuft das Verfahren, das bisherige Wasserschutzgebiet um die „Zeller Quellen“ zu vergrößern – von derzeit acht auf dann 66 Quadratkilometer.

Großrinderfeld von Erweiterung betroffen

Davon wäre auch die Gemeinde Großrinderfeld und somit die Wasserversorgung Mittlere Tauber tangiert. Und das Gipsvorkommen liegt mitten in diesem künftigen Wasserschutzgebiet.

Ein Mitglied des Vereins zur Förderung einer gesunden Umwelt zeigt auf die Wiese am Waldrand bei Altertheim. Der Verein spricht sich gegen das Projekt „Gipsabbau in der Altertheimer Mulde“ aus. „Hier sollen das Betriebsgebäude und der Tunnel, der zum Gipsvorkommen führt, entstehen.“ Bis überhaupt Gips abgebaut werden kann, muss erst eine Rampe (Tunnel) in die Erde gebaut werden. Die entlang des Feldwegs liegende Grundstücke seien bereits im Eigentum der Firma Knauf. Geplant sei dort, Abraum und Mutterboden zu lagern.

Mega-Projekt des Baukonzerns

Was ist geplant? Der Iphofener Baustoffkonzern Knauf möchte westlich von Würzburg unterirdisch Gips abbauen. In Spitzenzeiten könnten es bis zu eine Million Tonnen jährlich werden. Um an das Mineral in einer Tiefe von 70 bis 130 Metern zu gelangen, wird eine Rampe benötigt.

Die Befürchtung: Durch das Gipsbergwerk könnte das Trinkwasser leiden. Im Einzugsbereich des Bergwerks beziehen gleich drei Kommunen ihr Trinkwasser. Nicht nur Altertheim, sondern auch Waldbrunn und vor allem Würzburg wären betroffen. Nachteilige Auswirkungen auf das Trinkwasser erwartet Knauf nach eigenen Untersuchungen durch die DMT, ein Tochterunternehmen des TÜV-Nord, nicht. Andreas Gabriel, Leiter PR, teilt auf Nachfrage mit. „Die Sicherung der Trinkwasserversorgung und der Abbau von Gips sind miteinander.“ Im Gutachten seien die unterschiedlichsten Szenarien geprüft worden. „Die Gutachter halten nach der Gesamtbewertung aller Szenarien die Errichtung des Bergwerks aus hydrogeologischer Sicht für gut und machbar.“ (siehe weiteren Artikel). Das Trinkwasser „bleibt sicher“.

Das zweifelt der Verein an. „Zuerst hieß es, dass kein Wasser ins Bergwerk eindringen kann. Mittlerweile wird erklärt, dass man von geringen Mengen ausgeht.“ Das ist laut Unterlagen auch der Grund, warum Knauf die Ursprungsplanung geändert hat. Bei früheren Überlegungen sollte von Waldbrunner Seite in die „Altertheimer Mulde“ eingestiegen werden. Dies erwies sich „als problematisch, da die Grundwasserverhältnisse ungünstig sind“.

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Kritik von Würzburger Trinkwasserversorgung

Kritisch bewertet das Projekt auch die „Trinkwasserversorgung Würzburg“ der WVV. „Das geplante Bergwerk von Knauf würde mitten im erweiterten Trinkwasserschutzgebiet liegen“, schreibt Susanna Blum, Pressesprecherin der WVV. „Nach unserem aktuellen Kenntnisstand sind derzeit keine aussagefähigen Unterlagen für eine umfassende Risikobewertung vorhanden. Den für dieses Vorhaben zu berücksichtigenden Besorgnisgrundsatz sehen wir nicht ausreichend gewürdigt. Unsere Sorge dabei ist, dass sich mit dem Betrieb des Bergwerkes die natürlichen Grundwasserströmungsverhältnisse verändern bzw. Wasser in nicht kalkulierbarer Menge ins Bergwerk eindringen könnte und so das Wasser den Menschen in der Region letztendlich nicht mehr zur Verfügung stehen würde.“ Bei der WVV ist man besorgt. „Ein Ausfall der Wassergewinnung träfe die gesamte Bevölkerung. Das Trinkwasser der Zeller Quellen ist unersetzbar, es gibt keine Alternative für die Wasserversorgung Würzburgs und wir sehen es als unsere Pflicht, uns gerade in Zeiten des Klimawandels für die Grundlagen der Lebensqualität in der Region einzusetzen.“

In der Altertheimer Mulde liegt ein großes Gipsvorkommen, das die Firma Knauf erschließen will. © Tina Reichert

Großrinderfeld wäre auch betroffen

Großrinderfelds Bürgermeister Johannes Leibold kennt die Planungen. In Sachen länderübergreifende Erweiterung des Wasserschutzgebiets werde man mit einer Stellungnahme gehört, weil die Kommune betroffen ist. Bei Knauf sei man nicht mit dabei. „Aber klar ist, dass wir nichts davon haben – nur die Belästigung durch den Verkehr ab der Landesgrenze.“ Leibold spricht von „Lkw-Verkehr im 5-Minuten-Takt“.

Auch der bereitet den Vereinsmitgliedern Kopfzerbrechen. „Lärm, Staub und der zusätzliche Verkehr werden die Bürger belasten.“ Bis zu 320 Laster sollen bei Vollbetrieb täglich rollen. Zwar sollen die Lkw nicht durch den Ort fahren, aber über die St 2297 und über die gerade neu hergerichtete St 578 bis zur A 81 bei Gerchsheim. Der Schwerlastverkehr auf der St 2297, ist den Unterlagen zu entnehmen, wird von 225 auf 545 Lkw pro Tag steigen. Und: „So unsichtbar, wie erzählt wurde, ist das Bergwerk nicht.“ Um den Gips zu verladen, wird ein Gebäudekomplex mit einem 35 Meter hohen Verladesilo gebaut.

Mehr Verkehr und Angst vor Erdbrüchen

Noch eine Angst treibt den Verein um: das Risiko von Tagesbrüchen ins Erdreich. Im Iphofener Stadtteil Hellmitzheim ist die Gefahr über einem ehemaligen Gipsbergwerk erheblich. Deshalb hat das Bergamt Nordbayern dort ein Betretungsverbot verhängt.

Der Verein hat bereits einige Info-Veranstaltungen durchgeführt, nachdem man zufällig über die Grundstückskäufe durch Knauf von den Planungen erfahren habe. „Gemeinderat und Bürgermeister hätten die Sache lieber gerne länger geheim gehalten.“ Man hoffe auf Steuereinnahmen. Dass man im Landratsamt sogar über mögliche Ausnahmeregelungen im Wasserschutzgebiet für das Bergwerk nachdenkt, ärgert die Mitglieder besonders. „Es ist fatal, bei einem großen Gefahrenpotenzial Ausnahmen zuzulassen. Bohrungen nach Erdwärme beispielsweise sind nicht erlaubt.“

Nun hoffen die Vereinsmitglieder, dass das Thema Trinkwasser mehr Gewicht bei der Entscheidung des Bergamts hat als die Interessen des Konzerns.

Infos im Internet

Die Unterlagen zum Bergwerk sind öffentlich unter www.regierung.oberfranken.bayern.de /service/planfeststellungen/wirtschaft_landesentwicklung_verkehr/Bergbau/index.html einzusehen.

Der „Verein zur Förderung und Erhaltung einer gesunden Umwelt in Altertheim“ hat seine Argumente im Internet zusammengetragen unter https://www.wasser-in-gefahr.de/

Knauf hat eine eigene Internetseite mit Informationen zum geplanten Gipsabbau unter https://www.altertheimer-mulde.de/

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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