Altertheim. Die Bürgerinnen und Bürger von Altertheim sind gegen ein Gipswerk auf ihrer Gemarkung. Das haben die Bürgerentscheide am Sonntag gezeigt. Die Firma Knauf will in der Altertheimer Mulde Bayerns größtes Bergwerk errichten und im großen Stil Naturgips abbauen. Der weltweit agierende Baustoffhersteller plant seit vielen Jahren, das Genehmigungsverfahren läuft. Doch das Vorhaben stößt nicht nur auf Gegenliebe.
Gleich zu zwei Fragen wurden die Altertheimer nun an die Urne gerufen. Im ersten Entscheid sprachen sich die Bürger dafür aus, dass die Kommune im Falle einer Genehmigung des Bergwerks durch das Bergamt Nordbayern alle rechtskräftigen Mittel dagegen einleiten muss. Hier lag die Zustimmung bei 56 Prozent. Beim zweiten Entscheid ging es darum, dass die Gemeinde dem Baustoffunternehmen keine kommunalen Flächen zum Gipsabbau zur Verfügung stellt. Mit 55,7 Prozent Zustimmung der Stimmberechtigten war auch dieser Bürgerentscheid erfolgreich. Das Quorum wurde bei beiden Fragen erreicht. Die Beteiligung lag bei mehr als 75 Prozent.
Ort ist gespalten
Zwar spiegeln die Ergebnisse die kritische Haltung der Bevölkerung wider, doch machen sie auch deutlich, dass der Ort gespalten ist.
Für Altertheims Bürgermeister Bernd Korbmann ist die Lage nicht einfacher geworden. Er muss jetzt die juristischen Folgen dieses Bürgerwillens abklopfen. Denn: Die Entscheidung für oder gegen eine Genehmigung des Bergwerks liegt dabei gar nicht in den Händen der Kommune, sondern beim Bergamt Nordbayern mit Sitz in Bayreuth. Das ist für das bergrechtliche Genehmigungsverfahren zuständig.
Korbmann teilte in einer offiziellen schriftlichen Stellungnahme mit: „Ich danke allen Altertheimerinnen und Altertheimern, die ihre Stimme in dieser wichtigen Frage abgegeben haben. Bürgerentscheide sind ein wirksames Instrument der direkten Demokratie. Als Gemeinde haben wir nun einen klaren Auftrag.“ Er sei zuversichtlich, „dass wir uns durch das Ergebnis der Bürgerbeteiligung wieder auf den sachlichen Umgang mit diesem komplexen Thema konzentrieren können und bestehende Differenzen in der Bevölkerung ausgeräumt werden“ Auf die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger, die die rechtliche Wirkung eines Gemeinderatsbeschlusses hat, könne die Gemeinde nun ihr weiteres Vorgehen stützen.
Seit Jahren gibt es Diskussionen um das umstrittene Megaprojekt. „Wir können Geld nicht trinken“ oder „Gipswerk = Naturzerstörung = Lkw-Verkehr = Lärm und Staub“, aber auch „Bitte bewahrt die Gemeinschaft in Altertheim“ ist auf Plakaten zu lesen, die in Oberaltertheim hängen. Umwelt- und Naturschützer sowie der „Verein zur Förderung und Erhaltung einer gesunden Umwelt in Altertheim“ sehen die Knauf-Pläne kritisch. Auch die Würzburger Trinkwasserversorgung ist besorgt, weil das Abbaugebiet im Einzugsgebiet der Zeller Quellen liegt, die rund 65.000 Menschen versorgen. Sie befürchten eine Verunreinigung des Grundwassers. Daneben wird auch die Verkehrsbelastung angeführt. Bis zu 320 Laster sollen bei Vollbetrieb täglich von Altertheim Richtung Anschlussstelle Gerchsheim der A 81 und über die A 3 nach Iphofen rollen, argumentieren die Mitglieder des Altertheimer Vereins.
Auch der Würzburger Stadtrat hat sich bereits mit dem Thema befasst. Klimabürgermeister Martin Heilig, der in Kürze die Nachfolge von Christian Schuchardt als Würzburger OB antritt, hatte gegen das Projekt Stellung bezogen.
Knauf beteuert: Abbau ist sicher
Der Weltkonzern Knauf ist bemüht, die Sorgen zu zerstreuen. Der Abbau sei sicher, wird aus der Zentrale in Iphofen immer wieder betont. Gutachten durch die TÜV-Tochter DMT hätten das bestätigt. „Sichere Arbeitsplätze, eine sichere Rohstoffversorgung und eine sichere Trinkwassergewinnung gehen bei unserem Vorhaben erwiesenermaßen und glücklicherweise zusammen“, hatte Jörg Kampmeyer, Geschäftsführender Gesellschafter von Knauf, in einer Zeitungsanzeige erklärt.
Geht es nach dem Wunsch des Iphofener Unternehmens, könnte bereits 2025 mit dem Bau des Bergwerks begonnen werden. In einer Tiefe von 70 bis 130 Metern soll dann der wertvolle Gips abgebaut und per Lkw nach Iphofen zur Weiterverarbeitung gefahren werden. Grund für den gestiegenen Bedarf an Gips ist laut Knauf der Ausstieg aus der Kohle-Verstromung. Bisher wurde daraus als Nebenprodukt sogenannter Rea-Gips gewonnen.
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