Wirtschaft

Freudenberg: Weiterer Stellenabbau bei Rauch Möbelwerken

Die Konsumflaute macht den Rauch Möbelwerken schwer zu schaffen. Jetzt wird das Werk in Rheinland-Pfalz geschlossen, und in Freudenberg steht abermals ein Stellenabbau an.

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Gerd Weimer
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Bei den Rauch-Möbelwerken in Freudenberg soll es erneut einen größeren Stellenabbau geben. © Rauch/Hajo Dietz

Freudenberg. Die Rauch Möbelwerke in Freudenberg kommen nicht zur Ruhe. Am Montag informierte die Geschäftsleitung die Belegschaft darüber, dass weitere Einschnitte erfolgen werden. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Sanierungsprogramme. Derzeit hat das Unternehmen mit der andauernden Konsumflaute bei Verbrauchern zu kämpfen, unter anderem eine Folge der Inflation nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine.

In einem FN-Interview im November vergangenen Jahres sprach der Geschäftsführer Rainer Hribar davon, dass die Flaute „bis weit ins Jahr 2024 andauern“ werde. In einer Mitteilung, die den FN vorliegt, informierte er am Montag die Rauch-Belegschaft darüber, dass von einem „Anziehen des Geschäfts nichts zu spüren“ sei. Vielmehr werde dies „nach neueren Prognosen auch auf absehbare Zeit ausbleiben“.

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In den vergangenen drei Jahren sei der Möbelumsatz des Unternehmens um 37 Prozent zurückgegangen. Der Gewinn aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit habe sich „dramatisch“ verschlechtert. Die Branche leide weiterhin massiv an der Konsumflaute, „die Lager der Möbelhändler sind voll“.

Jede Woche müsse ein Wettbewerber, Zulieferer oder auch Händler Insolvenz anmelden. Das wirtschaftliche Klima trübe sich in Deutschland und im Rest Europas weiter ein.

Crash beim Auftragseingang

Die wöchentlichen Auftragseingänge lägen weiterhin erheblich unter Planwert. „Tausende neue Platzierungen für unsere Modelle anlässlich unserer Hausmesse und mehrerer Verbandsmessen können durchaus als Erfolg gewertet werden, es entstehen aktuell aber nur geringe konkrete Umsätze daraus“, beklagt Rainer Hribar. Der Crash beim Auftragseingang und der dadurch erneut aufflammende Margendruck machten die bisherigen operativen Restrukturierungserfolge zunichte.

Preiserhöhungen seien „nur schwer durchsetzbar“. Auch die Wettbewerber kämpften mit starken Auslastungsproblemen. Der Druck auf der Kostenseite nehme dagegen durch hohe Tarifabschlüsse, Mauterhöhungen und CO2-Abgaben zu.

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Um im „Ausscheidungsrennen“ der Schrank- und Schlafzimmermöbel-Hersteller bestehen zu können, bedürfe es in den Rauch-Möbelwerken „tiefgreifender neuer Maßnahmen zur Erzielung der zwingend notwendigen Kosteneinsparungen“, die kurzfristig umgesetzt werden müssten. Dazu gehöre die Schließung der Möbelwerke in Mastershausen (Rheinland-Pfalz). Ein Teil des Sortiments werde nach Freudenberg verlegt.

„Überbesetzung“ in der Krise

Rainer Hribar war am Montag selbst vor Ort, um der Belegschaft in Mastershausen die schlechte Nachricht zu verkünden. Die Schließung des Werks ist demnach für Ende Januar 2025 vorgesehen. Laut einem Bericht der Rhein-Hunsrück-Zeitung stehen 164 Mitarbeiter vor der Entlassung. Für den Betriebsrat kam die Entwicklung „vollkommen überraschend“, heißt es. Viele der dort arbeitenden Frauen und Männer seien schon mehr als 30, manche länger als 40 Jahre dabei, schreibt die Rhein-Hunsrück-Zeitung. Dennoch sei die Stimmung bei der Betriebsversammlung am Montag gesittet und friedlich gewesen.

Auf die Belegschaft in Freudenberg kommt ein weiterer Stellenabbau zu. Zur Erreichung dringend notwendiger Kostenreduzierungen und für den Abbau der durch das weggebrochene Auftragsvolumen bedingten Überbesetzung sei eine Stellenreduzierung in der Produktion unumgänglich, so Rainer Hribar in seiner Mitteilung. Sie soll in zwei Stufen erfolgen: Spätestens zum 31. Dezember 2024 entfallen 64 Vollzeitstellen. In einem zweiten Schritt würden 27 Stellen bis zum 30. Juni 2025 abgebaut. Insgesamt also 91 Stellen. Derzeit gehe man davon aus, dass „betriebsbedingte Kündigungen -wenn auch nicht gänzlich - vermieden werden können“. Der Abbau solle über die natürliche Fluktuation, vereinbarte Altersteilzeitverträge und absehbare Renteneintritte erfolgen.

Insgesamt entfallen über 100 Stellen

Für die Verwaltung sei der Abbau von 62 Vollzeitstellen vorgesehen – 50 bis zum 30. Juni dieses Jahres, der Rest bis Mitte 2025. Hribar weist darauf hin, dass bisher keine bindenden Entscheidungen getroffen worden seien. Die Planungen stünden unter dem Vorbehalt der Durchführung der gesetzlich vorgesehenen Beteiligungsverfahren mit dem Betriebsrat. Man bedauere, „diese schmerzhaften und unschönen Schritte“ unternehmen zu müssen. „Für das Überleben der Rauch-Gruppe ist dies absolut notwendig“, heißt es abschließend.

Bei Rauch standen im Geschäftsjahr 2021/2022 laut dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht 1391 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Zwischenzeitlich verkaufte man allerdings aus strategischen Gründen das Spanplattenwerk in Markt Bibart, wo fast 200 Leute beschäftigt sind, an eine österreichische Unternehmensgruppe.

Redaktion Reporter Wertheim

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