Nachdem bei den Rauch Möbelwerken massenweise Stellen abgebaut wurden, herrscht Unmut. Mitunter fehlt Personal, um die Aufträge abzuarbeiten.
Freudenberg. Mit den Planungen für die Schließung des Werks 1 haben bei den Rauch Möbelwerken vor 15 Monaten die Vorbereitungen für eine umfassende Restrukturierung begonnen. Dem Projekt fielen hunderte Arbeitsplätze zum Opfer. Einige Mitarbeiter ließen sich ihren Abgang mit einer Abfindung vergolden, andere landeten in einer Transfergesellschaft oder nutzen die Chance für eine Überbrückung in die Rente (wir berichteten).
Das Unternehmen wollte mit dem Projekt die Profitabilität steigern, um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein. Doch offenbar funktionieren die Abläufe derzeit nicht so reibungslos wie geplant – weil jetzt Personal fehlt.
Es fehlen die Leute
Die Stimmung bei Rauch sei „sehr schlecht“, berichten Mitarbeiter den Fränkischen Nachrichten. Besonders in der Auftragsvorbereitung und der Reklamationsbearbeitung liege einiges im Argen. Es sei einfach zu wenig Personal vorhanden, um die Arbeit zu erledigen. „Wir könnten viel mehr machen. Es fehlen aber die Leute,“ heißt es.
Unternehmenschef Michael Stiehl räumt im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten ein, dass es Bereiche gebe, in denen man nachjustieren müsse (siehe Interview auf dieser Seite). Man habe inzwischen zusätzliche Kapazitäten aufgebaut, um die Engpässe zu beseitigen.
Zusätzliche Kapazitäten – das bedeutet für die verbleibenden Mitarbeiter vor allem: Überstunden leisten. Manch einer ist davon wenig begeistert. Jahrelang haben die „Rauchianer“ auf Basis einer Betriebsvereinbarung ohne Vergütung 2,5 Stunden mehr pro Woche geleistet, als im Flächentarifvertrag vorgesehen. Damit ist seit Oktober vergangenen Jahres Schluss. Die Vereinbarung lief damals aus.
Nach den Turbulenzen, die mit dem Umstrukturierungsprogramm einhergingen, ist die Bereitschaft, zusätzliche Stunden zu leisten, gesunken. Momentan gilt noch eine Betriebsvereinbarung, die es den Mitarbeitern erlaubt, bei entsprechender Bezahlung freiwillig Überstunden zu leisten. Ob diese Vereinbarung verlängert wird, steht in den Sternen. Etliche Rauch-Beschäftigte sind nicht gut auf die angeheuerten Berater von Alix-Partners (München) zu sprechen. Die Berechnungen der Berater seien nicht aufgegangen, so der Vorwurf.
Betriebsversammlung
Da ist auch noch das Schicksal der Mitarbeiter, denen betriebsbedingt gekündigt wurde. Zum Teil müssen Arbeitsgerichte noch über die Rechtmäßigkeit der Kündigungen urteilen. Wie die FN erfuhren, gibt es darunter Mitarbeiter, die nach jahrzehntelanger Tätigkeit vor einem Scherbenhaufen stehen: Hypotheken nicht abbezahlt, Kinder noch in Ausbildung. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind für diese Menschen, zumeist zwischen Mitte 50 und 60 Jahre alt, ungünstig.
Vom Betriebsrat war am Mittwoch bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. Am Donnerstag können die Mitarbeiter ihrem Ärger bei einer Betriebsversammlung Luft machen.
Rauch in Zahlen
Die Rauch Möbelwerke erzielten im Geschäftsjahr 2017/2018 einen Umsatz von insgesamt 298,5 Millionen Euro. Das sind sieben Millionen Euro mehr als zuvor. Für das Geschäftsjahr 2018/2019, das am 30. Juni endete, liegen noch keine Zahlen vor. Der Jahresabschluss werde derzeit noch bearbeitet, so Unternehmenschef Michael Stiehl.
Das Jahresergebnis (vor Steuern) sank im genannten Zeitraum von 7,4 auf 4,7 Millionen Euro.
Die Bruttoumsatzrendite (Gewinn vor Steuern im Verhältnis zum Umsatz) sank demnach von 2,54 auf 1,58 Prozent. Pro 100 Euro Umsatz verdiente das Unternehmen also zuletzt lediglich 1,54 Euro.
Die Eigenkapitalquote (Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital) betrug laut der Bilanzzahlen zuletzt 39,86 Prozent.
Laut Michael Stiehl sind in der Rauch-Gruppe derzeit insgesamt 1600 Mitarbeiter beschäftigt, 1250 davon in Freudenberg und Bürgstadt.
Der Rauch-Konzern gliedert sich in zwei Geschäftsbereiche: Möbel und Holzwerkstoffe.
Zum Geschäftsbereich Möbel gehören die Werke in Freudenberg, Bürgstadt und Mastershausen (Hunsrück). Das Werk 1 in der Freudenberger Innenstadt ist geschlossen worden. Die Produktion wurde auf die anderen Werke verteilt.
Im Bereich Holzwerkstoffe werden Spanplatten hergestellt. Standort ist das Werk in Bibart (Mittelfranken).
Laut Geschäftsbericht 2017/2018 erwartet Rauch in Bezug auf diesen Bereich einen erhöhten Wettbewerb durch zwei neue Werke in Polen. Die dadurch steigenden Kapazitäten würden demnach zu „einer Erosion der Marktpreise führe“ wei
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