Die Stadt Creglingen hält an ihren Plänen fest, bei Frauental ein Industriegebiet auszuweisen. Bürgermeister Uwe Hehn bezog beim Rehessen in Freudenbach nicht nur zu diesem Thema Stellung, sondern auch zu anderen großen Projekten.
Freudenbach. Landrat Christoph Schauder, der erstmals an einem Rehessen im Raum Creglingen teilnahm (wir berichteten), informierte über wichtige Kreisangelegenheiten wie die Sanierung der Schulstandorte, die Energiewende, die Breitbandversorgung und die Flüchtlingsproblematik.
Der Gemeindesaal in Freudenbach war voll besetzt, als neben Ortsvorsteherin Christiane Zobel-Heißwolf auch der Creglinger Bürgermeister und der Landrat über wichtige kommunalpolitische Angelegenheiten Auskunft gaben.
Zum geplanten Ärztezentrum im ehemaligen Kreiskrankenhaus sagte Uwe Hehn, dass man hier mit Gesamtkosten von rund fünf Millionen Euro rechne. Dem Landkreis als bisherigem Besitzer dankte Hehn für den „fairen Verkaufspreis“ der Liegenschaft. Die Gespräche mit der Ärzteschaft würden gut laufen, und die Sozialstation sei im Gebäude bereits mit ihrer Küche vertreten.
Kindergarten für 1,6 Millionen
Der Bürgermeister führte weitere wichtige Projekte an wie den Neubau eines dauerhaften Container-Kindergartens in der Industriestraße für rund 1,6 Millionen Euro. Hier rechne man mit einem Zuschuss in Höhe von rund 900 000 Euro. Und im Schulzentrum steht, wie berichtet, der Einbau einer neuen Heizung an, wobei mit Kosten von mindestens 800 000 Euro zu rechnen ist.
„Wir wollen das Industriegebiet Frauental“, bekräftigte Bürgermeister Uwe Hehn. Man sei ein Niedriglohngebiet, da hebe eine Konkurrenzfirma das Lohnniveau. Man könne es sich im strukturschwachen Raum nicht erlauben, auf die Ansiedlung von Industrie zu verzichten. Den Kritikern des Projektes stellte das Stadtoberhaupt die Frage: „Wo sollen denn unsere Kinder in Zukunft arbeiten?“ Andere Möglichkeiten zur Industrieansiedlung sieht Uwe Hehn nicht, weder im Tal noch im Gewerbegebiet in Münster. Er kündigte an, dass die Stadt die planerischen Voraussetzungen für das umstrittene Industriegebiet schaffen werde, „das kann zwei bis fünf Jahre dauern“, so Uwe Hehn. Im Creglinger Gemeinderat herrsche darüber „großes Einverständnis“. Er betonte erneut, dass die Stadt keine reine Spedition zulassen werde.
Ein Dauerthema bei den Rehessen ist seit Jahren die Breitbandversorgung. Jetzt beginne der Glasfaserausbau durch die Firma BBV Deutschland. Im Raum Creglingen rechnet man mit einer Bauzeit von bis zu zwei Jahren.
Rentner als Kontrolleure gesucht
„Wir werden Unannehmlichkeiten haben, jeder Gehweg muss aufgegraben werden“, sagte der Bürgermeister. An interessierte Rentner appellierte Uwe Hehn, sich als Kontrolleure der Bauarbeiten zur Verfügung zu stellen. Man wolle vor Ort jemand haben, der die Arbeiten überwache – gegen Bezahlung, wie Hehn unterstrich. Bei dem großen Gemeindegebiet könne die Stadt diese Aufgabe nicht alleine übernehmen. Interessierte könnten sich bei der Stadtverwaltung melden. Die Flüchtlingsunterkunft in der alten Molkerei in Creglingen ist nach Aussage Uwe Hehns inzwischen fast voll belegt, mit Asylbewerbern aus vielen Ländern. Daneben gebe es noch eine städtische Unterkunft in der Klingener Straße und in Waldmannshofen. Es gebe nirgends Ärger, betonte der Bürgermeister.
Landrat Christoph Schauder würdigte den Creglinger Beitrag im Landkreis zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. Die Lage im Landkreis sei noch zu bewältigen, „wir sind noch einen halben Schritt vor der Lage“, und noch brauche man keine Turnhallen in Anspruch nehmen. Zurzeit kämen rund 100 Menschen pro Monat in den Landkreis. „Es ist unsere gesetzliche Aufgabe, diese Menschen unterzubringen“, so Schauder. Aber die Bundespolitik müsse „endlich ihre Hausaufgaben machen“, forderte er und plädierte unter anderem für strengere Grenzkontrollen. An die Zuhörer appellierte er, nicht auf „diejenigen hereinzufallen, die vermeintlich einfach Antworten auf schwierige Fragen zu haben glauben“. In die drei Schulstandorte Bad Mergentheim, Wertheim und Tauberbischofsheim investiert der Landkreis viel Geld, momentan laufe die Sanierung des Berufsschulzentrums in Wertheim. Danach soll der Standort Tauberbischofsheim an die Reihe kommen.
„Wir brauchen modern ausgebaute Zentren für unsere rund 4500 Schülerinnen und Schüler“, befand der Landrat.
460 Kilometer Kreisstraßen
Die Straßenmeistereien seien ebenfalls wichtig, bald habe man überall moderne Standorte. Man sei für über 460 Kilometer Kreisstraßen zuständig. Die größte Einzelmaßnahme sei 2023 der Ausbau der Kreisstraße zwischen Wolfsbuch und Finsterlohr gewesen. „Wir wollen regelmäßige Deckenmaßnahmen“, betonte Schauder. Um den Sanierungsstau abzubauen, brauche man eigentlich 3,5 Millionen Euro im Jahr, doch das sei illusorisch. Mit 1,8 Millionen Euro habe man sich auf ein „gutes Niveau hochgearbeitet“. Den Main-Tauber-Kreis bezeichnete Christoph Schauder als „den Landkreis der Energiewende“. Die Anstrengungen werde man weiter intensivieren müssen, wobei es wichtig sei, die Wertschöpfung in der Region zu halten. Er würdigte das Vorhaben der Stadt Creglingen, insgesamt rund 220 Hektar für die Freiflächen-Photovoltaik zur Verfügung zu stellen. „Da muss es dann aber doch auch möglich sein, ein neues Industriegebiet oder auch neue Baugebiete auszuweisen“, warb er für ein Entgegenkommen in der Landesregierung.
Der Landkreis unterstütze den Plan der Stadt Creglingen für die Ausweisung des Industriegebiets bei Frauental. „Wir werden in Stuttgart weiter dafür kämpfen“, unterstrich der Landrat. Schauder würdigte abschließend das ehrenamtliche Engagement in Freudenbach, Schön und Erdbach.
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