Creglingen. „From Zero to Hero“ heißt ein Popsong von Sarah Connor. Deutsch: von Null auf Hundert. Wo es bisher keine Freiflächen-Solarstromanlagen gab, lässt Creglingen künftig an die 220 Hektar zu. Kritik an der schieren Größe gab’s vor dem Gemeinderat.
Das muss man sich größenmäßig erst mal geben: Zwischen dem Creglinger Ortsteil Lichtel und dem Landturm soll im Bereich des Aussiedler-Wohnplatzes Birkhöfe einen rund 70 Hektar großen Solarpark entstehen. Die Höfe werden dabei förmlich umzingelt, letztlich mit Zustimmung der Anwohner. Auch im flachen Tal westlich des Ruheforstes sollen auf riesigen Flächen Solarstromanlagen entstehen.
Drei Räte sind dagegen
Der Gemeinderat der Stadt Creglingen hat einer dafür nötigen Änderung des Flächennutzungsplans am Dienstagabend bei drei Gegenstimmen zugestimmt. In der Sitzung folgten gleich im Anschluss die Aufstellungsbeschlüsse für insgesamt elf Solarpark-Gebiete im südlichen Gebiet der Gesamtgemeinde. Alles sei „bereits umfangreich vordiskutiert“ und mit den Ortsverwaltungen und Betroffenen abgestimmt worden, so Bürgermeister Uwe Hehn.
Die neuen Sonderbauflächen umfassen summiert fast 220 Hektar. Zum relativen Vergleich: Weikersheim hat derzeit etwa zehn Flächen in der verlängerten Planung; maximal 70 Hektar sind es dort. Dafür hat Creglingen aber wiederum eine größere Gesamtfläche.
Lautstarke Kritik gab es von Horst Ott aus Oberrimbach bei der Einwohnerfragestunde. Er fragte nach den Möglichkeiten von Einsprüchen gegen solche geplanten Projekte – wie üblich liegen diese zweimal angekündigt zu Stellungnahmen im Rathaus auf. Hinter Otts Frage steht aber eine grundsätzliche Kritik am Flächenverbrauch: „Warum wird das nicht reglementiert und begrenzt?“ – der Einwohner steigerte sich dabei regelrecht in eine Rage hinein. Es gehe der Stadt wohl „nur ums Geld“ und das möglichst schnell und speziell Bürgermeister Hehn nur um die Befriedigung von „persönlichem Ehrgeiz.“
Es sei der (bundes- und landes-) politische Wille, Solarflächen auszuweisen, entgegnete Uwe Hehn. Als Stadt habe man keine Investoren angesprochen, auch er selbst nicht. Jeder Ort habe die Pläne „für sich beschlossen“, sagte Hehn. Dass die Vorhaben von manchen abgelehnt würden, das wisse er natürlich, „aber es gibt auch Leute, die das wollen.“
Hintergrund: Anfang 2018 hatte der Creglinger Gemeinderat noch beschlossen, dass es auf Gemeindegebiet grundsätzlich keine Freiflächen-PV-Anlagen auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen geben solle. Die Ausnahme bildete nur eine etwa zwei Hektar große Anlage bei Oberrimbach. Jetzt könnten wohl – nach Abschluss der je einzelnen Planungsverfahren – bei einer Gesamtgröße der landwirtschaftlich genutzten Flächen von rund 7700 Hektar etwa drei Prozent bebaut werden.
Kommunen werden gefordert
Die Forderungen von Bund und Land an die Kommunen unterscheiden sich etwas, aber grundsätzlich gilt: Es müssen Flächen für die regenerative Energieerzeugung (Wind/Photovoltaik freigegeben werden, sonst drohen indirekte Repressionen und ein möglicher unkontrollierter Wildwuchs.
Über viele der relevanten Flächen im Dreieck zwischen Creglingen-Stadt, Lichtel/Oberrimbach und Finsterlohr bis Seldeneck (Tauberachse) hat die FN-Redaktion bereits berichtet. Die Stadt kündigte in der Ratssitzung jetzt an, dass es voraussichtlich am 6. Mai über das Amtsblatt eine 30-seitige Sonderveröffentlichung geben werde. Jeder der Einwohner könne sich damit ein genaues Bild von den geplanten Sondergebieten machen.
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