Creglingen. Elli Metzger juckt es regelrecht in den Fingern: Zwar hat für sie und die Gemeinschaft der Gartenfreunde Creglingen das Gartenjahr bereits im Februar mit dem Schnitt der Rebanlage, die dem Stufengarten sein Krönchen aufsetzt, begonnen, auch sind die Wege und Rasenflächen bereits vom nachgefallenen Winterlaub befreit, aber jetzt ist es so richtig losgegangen.
Kürzlich rückten die Gartenfreunde mit Scheren und Messern an: Der Schnitt sei nicht nur bei Rosen das Entscheidende, um den Garten im Sommer zum Paradies für alle Sinne zu machen, erklärt Elli Metzger, Vorsitzende des Vereins. Der hat den über lange Jahre nahezu vergessenen Romschlösslegarten 2004 durch komplette Neugestaltung aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und seit 2006 nicht nur für Rosenfreunde mit dem Rosenblüten- und Lichterfest weit über die Grenzen Creglingens hinaus bekannt gemacht. Schon bei der ursprünglichen, Anno 1767 erfolgten Anlage des Terrassengartens müssen Kenner tätig gewesen sein: Trockenmauern verhindern Staunässe, die Südhanglage überm Romschlössle erlaubte auch damals schon die Aufzucht von eigentlich eher im Süden beheimateten Gewächsen.
Bei der Neuanlage sicherten sich die Gartenfreunde mit dem Stuttgarter Fachberater Harald Schäfer einen tatkräftigen Unterstützer. Im Parterre, so schlug er vor, sei ein Streuobstgarten optimal, im ersten Stock Rosen, Kräuter und Spaliergehölze, und hoch oben, wo man vom Garten aus durch eine kleine Pforte in den Zwinger gelangt, Wein. Inzwischen gesellten sich zum Pflanzenparadies etliche Bänkchen, ein vom Romschlössleturm inspirierter Achteckpavillon, ganz oben eine Laube und im Zwinger ein Wildrosenparadies samt den Sommer über mit Gartenstelen bestücktem „Pfad der Sinne“.
Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen und sogar schon die ersten Honigbienen sind zu Gast, angelockt von Schneeglöckchen und Osterglocken, Krokus, früh blühenden Bodendeckern und Blütenpolstern, die sich über die Mauern bauschen. Auch schon zu Gast: Kinder, die Gänseblümchen-Ketten und -Kränze bastelten. Drum werden die Rasenflächen auch erst gemäht, wenn der Rabatten-Blütenflor sich entfaltet. Anschließend müsse vertikutiert werden, um das Moos nicht überhand nehmen zu lassen.
Hohe und niedrige Gräser wurden etwa eine Handbreit überm Boden zurückgeschnitten, Stauden und Sträucher gekürzt, Apfel- und Spalierobstbäume säuberlich beschnitten. Das Kernobst, verrät Elli Metzger, sei nach dem nach der letzten Ernte erfolgten Sommerschnitt jetzt vor dem Messer sicher.
Nur die Stammrosen hatten die Gartenfreunde im Herbst mit Tannenreisig abgebunden – jetzt werden sie wieder ausgepackt. „Nur nicht zu früh“, warnt Elli Metzger, denn schon die Februarsonne würde den Saft nach oben tragen.
Dann könnten Nachtfröste zum Risiko für die Veredelungsstellen werden und ein Zurückfrieren der Rosen verursachen. Eine einzige Edelrose ist im Romschlösslegarten zu finden, die auf etwa 20 Zentimeter überm Boden zurück geschnitten wird.
Die historischen gekreuzten Rosen fordern andere Behandlung: Altes und krankes Holz muss beim Rückschnitt auf etwa 60 Zentimeter überm Boden ausgeschnitten werden, um junge Triebe nachziehen zu können. Bei Kletterrosen muss altes Holz raus, um Jungtriebe nachzuziehen. „Der Schnitt ist das Wichtigste für die Verjüngung des Rosenstrauchs“, betont Elli Metzger. Dann könne man ohne weiteres ein Jahrhundert lang Freude an einem Rosenbusch haben. Auch die Damaszener-Rose zählt zu den historischen Sorten. Elli Metzger warnt: hier dürfe nur das alte Holz herausgeschnitten werden. Und schließlich seien es die Blüten, die aus dem Romschlösslegarten im Sommer ein Paradies für Duftliebhaber machen. Moderne Rosensorten züchtete man auf Optik und Haltbarkeit: Der edlen Langstieligkeit fiel oft der Duftreichtum zum Opfer.
„Im Romschlösslegarten duften alle Rosen“, betont Elli Metzger, die schon als Jugendliche früh morgens, bevor sich sich auf den Weg zur Berufsschule machte, mit Begeisterung nach ihren Rosen schaute. Die Duftessenzen machte man sich schon im Mittelalter für Aromatherapien gegen Schwermut und Depressionen zunutze.
Tipps für Rosenfreunde
Aus früh morgens gepflückten Rosenblättern lassen sich aromatisierendes Rosenmus und Sektansätze herstellen. Beim Rosenblüten- und Lichterfest, das coronabedingt heuer zum dritten Mal ausfallen muss, waren die Gäste nicht nur vom Garten selbst, sondern auch von seinen Produkten wie kandierten Rosenblüten, Rosenbowle und Rosensekt, Rosenpralinen, lieblichen und deftigen Genüssen begeistert. Rosenfreunden gibt sie Zusatztipps: Wenn Fenchel zwischen den Rosen wächst, werden sie nicht von Sternrußtau befallen.
Und gegen Pilzbefall oder Läuseärger rät sie dazu, mit Holzwolle gefüllte kleine Blumentöpfchen auf Draht zwischen den Rosen zu platzieren.
Die Holzwoll-Töpfe bieten dem Gemeinen Ohrwurm „Forficula auricularia“, auch bekannt als Ohrenkneifer, ein perfektes Tag-Schlafkämmerchen, so dass sie nachts gut ausgeschlafen auf die Jagd nach den Rosenschädlingen gehen können.
Auch Knoblauchpflanzen an den Rosenstöcken helfen gegen Pilz- und Mehltaubefall. Das erste Rosenwunder wird sich ab Mitte Mai im Zwinger, wo 18 Wildrosen Hof halten, entfalten: Wenn die schneeweiße, gegen Trockenheit, Hitze und Fröste unempfindliche Bibernellrose (Rosa pimpinellfolia, auch Dünenrose) ihre schalenartigen Blüten öffnet, wird sie zum Eldorado für Bienen.
Die leisten dann einen Beitrag zu einem ganz speziellen Honigaroma, wie der benachbarte Imker berichtet: Der Romschlösslegarten-Honig duftet nach Rosen.
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