Das Tauberstädtchen steht vor großen Herausforderungen

2023 in Creglingen wichtige Weichen für die Zukunft gestellt

Industriegebiet, Freiflächen-PV und Ärztezentrum waren die prägenden Themen, die auch im kommenden Jahr für Gesprächsstoff sorgen werden

Von 
Arno Boas
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Creglingen. 2023 hat es in Creglingen drei prägende Themen gegeben: das bei Frauental geplante Industriegebiet, die Freiflächen-PV-Planung mit einer Gesamtfläche von mehr als 200 Hektar und das im ehemaligen Kreiskrankenhaus geplante Ärztezentrum. „Es war ein Jahr der Planungen. Wir haben Dinge angestoßen, die die Zukunft prägen werden“, sagt Bürgermeister Uwe Hehn im FN-Gespräch.

Doch die Stadt hat nicht nur geplant, sondern auch 2023 wieder kräftig investiert. So etwa in die Sanierung des evangelischen Kindergartens „Haus der Kinder“, der zudem seinen 25. Geburtstag feierte. Oder in das Schulzentrum. Dort wurden 2023 rund 151 711 Euro investiert. Damit wurden in diese seit über zehn Jahren laufende Großbaumaßnahme im dritten Bauabschnitt bis dato 1,823 Millionen Euro gesteckt. Nicht zu vergessen der Straßen- und Wegebau. Laut Stadtbaumeister Korb flossen in den Feldwegebau 98 959 Euro, in den Straßenbau 199 051 Euro. Dazu kommt noch der Ausbau des Gemeindeverbindungswegs Sechselbach – Buch mit rund 146 000 Euro. 2024 wird das Volumen im Straßensektor ebenfalls hoch bleiben, denn geplant sind die Sanierung des Craintaler Wegs in Creglingen und die Modernisierung von acht Feldwegen.

Konsequent verfolgt die Stadt ihre Linie, auch auf den Dörfern Baugebiete auszuweisen. 2023 wurde etwa in Waldmannshofen ein weiterer Teilabschnitt des Baugebietes Rück für rund 240 000 Euro erschlossen, und in Craintal sind derzeit Bauplätze in Erschließung. Hier liegen die geschätzten Kosten bei zirka 108 000 Euro. Auch in der Kernstadt ist eine Erweiterung des Baugebiets Schafgärten vorgesehen, und in Freudenbach und Niederrimbach sind ebenfalls Planungen im Gange, um Bauwillige auf den Dörfern halten zu können.

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Da trifft es sich gut, dass 2023 ein finanziell gutes Jahr für die Stadt war – mit einem Rekordergebnis von rund 3,8 Millionen an Gewerbesteuer. Dazu kommt die positive Entwicklung der Firmen Wirthwein und Schnell, deren Erweiterungsvorhaben Uwe Hehn als „industriepolitischen Meilenstein“ bezeichnete. Den Regeln des kommunalen Finanzausgleiches folgend, wird 2024 für die Kommune dann wieder eher ein herausforderndes Jahr.

Seit Dezember gehört das ehemalige Kreiskrankenhaus der Stadt Creglingen. Der Umbau zu einem Ärztezentrum wird in den nächsten Jahren zu einem zentralen Projekt der Stadt – genau wie die Ausweisung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen auf über 200 Hektar, verteilt auf das ganze Gemeindegebiet.

Die große Herausforderung dabei ist vor allem die Ableitung des Stroms, die über Trassen Richtung Stalldorf im Landkreis Würzburg angedacht ist. Wenn die Planungsphase zehn oder gar 15 Jahre dauern sollte, würde sich die Politik selbst ein Bein stellen, wie Bürgermeister Uwe Hehn findet. Denn wenn bis 2030 bestimmte energiepolitische Ziele gesteckt werden, könne man die nicht erreichen, wenn man gleichzeitig planerisch auf der Bremse stehe. Uwe Hehn will alles versuchen, um den Leitungstrassenbau schneller als üblich über die Bühne zu bringen.

Leitungsbau ist auch an anderer Stelle ein wichtiges Stichwort: Kürzlich feierte die BBV Deutschland in Creglingen den Spatenstich zum Ausbau des schnellen Internets. Die Firma, hinter der ein englischer Investor steht, nimmt den Ausbau des Glasfasernetzes im ganzen Landkreis auf eigene Rechnung vor und investiert im Main-Tauber-Kreis rund 130 Millionen Euro. In Creglingen will BBV mit mehreren Bautrupps an die Arbeit gehen – im Februar oder März 2024 sind zwei Infoveranstaltungen geplant, auf denen die Einwohner über Details zum Ausbau informiert werden sollen.

Zu einer Erfolgsgeschichte hat sich der im Oktober eröffnete „Laden“ des Familienzentrums entwickelt. Das Motto lautet „Schenken statt Wegwerfen“. Was im Laden landet – und das sind sowohl praktische als auch schöne Dinge – kann gegen eine Spende erworben werden. Das innovative Konzept scheint auf fruchtbaren Boden zu fallen, das engagierte Team des Familienzentrums kann sich über mangelnde Nachfrage jedenfalls nicht beklagen.

Auch negative Schlagzeilen hat es 2023 gegeben – allen voran zur Insolvenz der Paulus Wohnbau GmbH, die in der Rothenburger Straße zwei Wohnblöcke errichten wollte. Die Arbeiten dort stehen seit Monaten still, und wie es weitergeht, ist offen. Die Hoffnung der Stadt ruht darauf, dass womöglich ein anderer Investor das Projekt übernimmt und fertigstellt. Mit großem Bedauern musste man außerdem im Oktober zur Kenntnis nehmen, dass der Männergesangverein Creglingen seine Auflösung beschließt. Vor allem Überalterung und Personalmangel haben den traditionsreichen Verein zu diesem Schritt gezwungen. Dass immer weniger Menschen bereit sind, sich in einem Vorstand zu engagieren, ist beileibe kein spezielles Problem der Gesangvereine.

Keine Nachwuchssorgen hat dagegen die Tanzvilla in Creglingen, die mit ihrer Tanzshow „Das Kleid“ für ein kulturelles Highlight des Jahres sorgte. 40. Geburtstag feierte mit einer Sommersaison der Theaterverein Reinsbronner Bühnenzinnober.

Tiefe Betroffenheit herrschte im November über den Tod von Creglingens Ehrenbürger Helmut Bauer, der mit 84 Jahren gestorben ist. Der frühere Bürgermeister von Creglingen (1964 – 1988) ist einer der Baumeister der neuen Stadt Creglingen, die durch die Gemeindereform im Jahr 1972 entstanden ist. Mit 24 Jahren Dienstzeit steht Helmut Bauer an erster Stelle in der Liste der Creglinger Stadtoberhäupter.

2024 wird für Creglingen ein spannendes Jahr – an vielen Stellen wird gebuddelt und gebohrt werden. Auch in Frauental? Ob das geplante Industriegebiet je kommt, ist völlig offen. Die Stadt hält sich bedeckt, aber für Bürgermeister Uwe Hehn steht nach einem Besuch im Regierungspräsidium fest: „Wir bleiben dran“.

Redaktion Redakteur bei den FN

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