„Petrus 21“ - im Rahmen der Katastrophenschutzübung probten über 300 Rettungskräfte aus dem ganzen Landkreis den Ernstfall / „Vollübung“ am Samstag

Szenario kann schnell Realität werden

„In der Krise die Köpfe kennen“: Um diese „drei K“ ging es laut Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr bei der großen praktischen Übung, die am Samstag im Rahmen von „Petrus 21“ auf dem ehemaligen Kasernengelände in Mosbach stattfand.

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Sabine Braun
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Wie man einen Verunglückten auf das Beinboard bekommt und dabei auf Verletzungen der Wirbelsäule achtet, wurde bei der Übung anschaulich gemacht. © Sabine Braun

Mosbach/Neckar-Odenwald-Kreis. Nachdem am Freitag mit der großen Stabsrahmenübung die eher theoretische Seite geprobt wurde (siehe weiteren Bericht), wurde es am Samstag ganz handfest. Mehr als 300 Rettungskräfte übten nach der Alarmierung und dem Anmarsch ab dem frühen Morgen die im Ernstfall nötigen Handgriffe vom Versorgen von Verletzten, dem Bergen mit Hilfe der Drehleiter über das Befüllen und Setzen von Sandsäcken für Deiche bis zum Anheben von schwersten Betonbrocken und dem Aufschneiden von Bahnwaggons.

Uniformfarben bunt gemischt

Dabei arbeiteten die Mitglieder von DRK, THW, Feuerwehr und DLRG nicht „nur“ für sich, sondern auch im Austausch. Denn im Krisenfall kann es extrem wichtig sein, dass sich die Einsatzkräfte gegenseitig kennen – und dass sie wissen, was die jeweils anderen Dienste können, so Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr. So mischten sich die Uniformen bunt auf dem ausgedehnten Areal des Trainingscenters Retten und Helfen (TCRH) im ehemaligen Mosbacher Kasernengelände.

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60 Gäste, darunter Alois Gerig an einem seiner letzten Tage als Abgeordneter sowie Rathauschefs, Notärzte und Vertreter von Hilfsorganisationen, des Regierungspräsidiums und der Bundeswehr verfolgten die Übung. Nach der Begrüßung durch Landrat Dr. Achim Brötel im ehemaligen Casino führte Kirschenlohr die interessierten Beobachter auf einem zweistündigen Rundgang von Station zu Station. „Das sieht alles spektakulär aus, wie im Film, aber das kann schnell Realität werden“, mahnte Kirschenlohr angesichts der beeindruckenden Aktionen beispielsweise der Feuerwehrleute aus Ravenstein und Mosbach. Überall gab es kompetente Auskünfte und Ansprechpartner. Diese ergriffen die Chance, auf das eine oder andere Defizit aufmerksam zu machen. So wünscht sich die DLRG Ersatz für ein 22 Jahres altes Einsatzfahrzeug, schmunzelte Jakob Schlegel. Durch lautes Gebell machten auch die vierbeinigen Akteure, die Rettungshunde, auf sich aufmerksam. Jürgen Schart nutzte die Gelegenheit, den Bundesverband Rettungshunde und die Pläne des TCRH vorzustellen.

„Ohne Mampf kein Kampf“ kommentierte ein Teilnehmer eine weitere wichtige Station, die Feldküche des DRK-Ortsvereins Walldürn, die kürzlich auch bei der Flutkatastrophe m Ahrtal im Einsatz war. In Mosbach versorgte sie alle Beteiligten mit einer „Erbsensuppe nach Bundeswehrrezept“, so Fabian Berger.

Wie schon am Freitag war Landrat Dr. Achim Brötel beeindruckt von der großen Ernsthaftigkeit, mit der alle Akteure bei der Sache waren. Sein Dank galt den überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräften. Hier sei der Landkreis sehr gut aufgestellt.

Langer Vorlauf

„Petrus 21“ hat einen langen Vorlauf: Vor dem Hintergrund der Überschwemmungen 2016 vor allem in Allfeld, die noch in den Knochen stecken, so Brötel, wurde vor mehr als einem Jahr das Szenario entwickelt. Die Fachberater Jürgen Steinbrink und Christoph Steinbrink lieferten das „Drehbuch“. Die jüngsten Flutkatastrophen waren also nicht der Auslöser der Übung, sondern unterstrichen nur die Notwendigkeit.

Übrigens: Hätte Sturm „Ignatz“ einen Tag später gewütet, dann wäre „Petrus“ gestrichen worden. Selbstverständlich, denn echte Notfälle haben Vorrang.

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