Buchen. Dichter Efeubewuchs an der Hauswand und der Eingangstür zeugt davon, dass das Haus in der Linsengasse 13 und Manggasse 3 seit Jahren nicht geöffnet worden ist. Man muss sich mit der Heckenschere den Weg freischneiden, die festgeklemmte Tür mit einem Messer lösen und dann mit viel Gefühl den Schlüssel im Schloss drehen. Die Räume des Doppelhauses in der Linsen- und Manggasse sind klein und niedrig. Hier und da steht ein vergessenes Möbelstück. Auf dem Speicher liegen Hinterlassenschaften früherer Bewohner herum.
Der Zugang zu den beiden Kellern des Hauses ist nur von außen möglich. Auch dort muss man den wuchernden Pflanzenbewuchs entfernen, um einen Riegel lösen und festgeschraubte Bretter entfernen zu können. Spinnweben streicheln einem das Gesicht, als man in den Keller hineinstolpert. Ein vielleicht vier Meter hohes, etwa acht Meter langes und drei bis vier Meter breites Gewölbe bietet sich einem dar, vollgemüllt mit alten Sachen. In dem von der Linsengasse aus links gelegenen Keller stehen verrostete Tanks. Autoreifen, Altholz, Koffer, Kartons und Metallkannen liegen herum.
Maroder Zustand
Im Keller daneben stößt man unter anderem auf alte Fernsehgeräte, das Wirtshausschild der früheren Gaststätte „Aquarium“, ein Solarium, einen leeren Bierkasten der Brauerei Kitzmann aus dem Jahr 1998 und einen Kalender mit leicht bekleideten Damen aus 2002. Das Haus mit Fachwerk gehört der Stadt und befindet sich in einem maroden Zustand. Die beiden Keller könnte man sich mit etwas Fantasie als urige Gasträume bei Stadtfesten vorstellen, wenn sie ausgeräumt und gesäubert sind.
Ähnliche Gewölbe sollen sich auch in anderen historischen Häusern befinden, die der Stadt gehören, zum Beispiel im Haus Meisner, das zurzeit abgerissen wird, oder im alten Spital. Es ist davon auszugehen, dass manche Häuser in der Markt- und Kellereistraße, die sich im Privatbesitz befinden, über ähnliche unterirdische historische Bauwerke verfügen.
Die Keller unter alten Gebäuden stimmen oft nicht mit ihren Grundrissen überein. So entdeckten im Dezember 2017 Bauarbeiter bei Rohrverlegearbeiten unter dem Platz „Am Bild“ einen Gewölbekeller.
Durch einen Schacht nahe der Mariensäule gelangt man in ein schwarzes, staubiges Loch, das sich erst im Schein einer Taschenlampe weitet. Das gemauerte Gewölbe erstreckt sich oberhalb der Mariensäule in Richtung Stadtapotheke. Es liegt im öffentlichen Straßenbereich, ist zwölfeinhalb Meter lang, gut fünfeinhalb Meter breit und in seinem Scheitel 2,15 Meter hoch.
Bauhistoriker Peter Knoch ging damals davon aus, dass das Gewölbe aus dem 16. Jahrhundert stammt. Seinen guten Zustand führte er auf die gute Qualität seiner Herstellung zurück. Er vermutete, dass es als Wasserspeicher beziehungsweise Zisterne verwendet wurde.
Ein knappes Jahr später, im November 2018, tauchte ein weiteres Gewölbe auf, das zwar in Plänen der Stadt verzeichnet ist, mit dem damals allerdings niemand gerechnet hatte. Arbeiter einer Baufirma stießen bei Pflasterarbeiten vor dem Eiscafé „Riviera“ auf das unterirdische Bauwerk. Der Keller erstreckt sich bis unter die Amtsstraße. Er ist rund fünf mal sieben Meter groß mit einer Höhe von 1,80 Meter am höchsten Punkt. Die Stadt ließ die Gewölbe absichern, beseitigte den darin abgelagerten Schutt und verschloss sie wieder. Beide Keller könnte man über Schächte jederzeit wieder betreten.
Gewölbekeller im Arnberg
Alte Gewölbekeller findet man auch außerhalb der Stadt. Otto Hemberger, von 1958 bis 1985 Forstrevierleiter des damaligen Forstbezirks „Buchen Nord“, hatte sich damals eines ehemaligen Brauereikellers im Distrikt Arnberg angenommen. Dieser befindet sich rechts von dem Weg, der von der Straße nach Hettigenbeuern zur Arnberghütte führt. Den Keller erreicht man über einen kurzen Gang. Dann öffnet sich der Raum zu einem vielleicht zehn Meter langem Gewölbe. Unter diesem befindet sich ein ebenso großer Keller, der nicht zugänglich ist.
Wie Hemberger sagt, sei der Keller in früheren Zeiten zur Aufbewahrung von Eiswürfeln für das heimische Gewerbe genutzt worden. „Zur Eisherstellung wurden im Morretal beim heutigen Schwimmbad Flachwasserbecken aufgestellt. Bei Frost gewann man hier Eis“, erläutert Hemberger. Gastwirte lagerten in dem Keller ihr Bier ein oder andere Speisen, die gekühlt werden mussten. Hemberger ließ vor Jahren den dort abgelagerten Müll in einer mehrtägigen Aktion von Waldarbeitern entfernen. Diese besserten auch leichte Schäden im Mauerwerk aus. Dann verschloss er den Zugang mit einem Eisentor und Vorhängeschloss. Inzwischen haben sich in dem unterirdischen Raum Fledermäuse eingenistet.
Nach den Worten von Otto Hemberger soll sich ein noch größterer Eiskeller oberhalb der Kettenmühle befunden haben. Dieser sei schmaler gewesen als der im Arnberg, dafür aber dreistöckig. Der Keller fiel dem Ausbau der Kreisstraße 3916 zum Opfer, die von Buchen nach Hettigenbeuern führt.
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