Buchen. Die Verantwortlichen der Deponie Sansenhecken betreiben einen großen Aufwand, um die Umwelt vor dem Müll unter der Erde zu schützen.
Oben, unterhalb des Blockheizkraftwerks, ist der Blick auf die Deponie Sansenhecken am beeindruckendsten. Vor einem liegt ein vorbereiteter Verfüllabschnitt. Eine schwarze Kunststofffolie ist auf einer rund zwei Hektar großen Fläche ausgelegt und schützt diese davor, dass Regenwasser eindringt. Sobald dort mit der Deponierung mineralischer Abfälle begonnen wird, wird die Folie entfernt.
Doch unter der Erdschicht unter der Folie, dem Rekultivierungsboden, befinden sich weitere Schichten, mit der das Erdreich geschützt werden soll. Wie AWN-Pressesprecher Martin Hahn erläutert, habe man ganz unten im Erdreich zwei Tonschichten als sogenannte „technische Barrieren“ ausgebracht. Auf diesen befindet sich eine zweieinhalb Millimeter starke Kunststoffbahn. Die nächste Schicht, das geotextile Schutzvlies, schützt die Kunststoffbahn vor Beschädigung. Dann kommt eine rund 65 Zentimeter starke mineralische Entwässerungsschicht mit der Sickerwassererfassung. Den oberen Abschluss bildet eine Abdeckschicht, auf dieser werden dann die mineralischen Abfälle eingebaut. Sobald die Aufnahmekapazität eines Verfüllabschnitts erschöpft ist, deckt man diesen mit mineralischem Material ab und lässt ihn fünf bis zehn Jahre lang ruhen, damit sich das Material absetzen kann. Dann wird der Abschnitt für die Rekultivierung vorbereitet. Dazu bringen Mitarbeiter der Deponie und von Spezialfirmen eine mineralische Abdeckung auf die Fläche auf. Es folgen eine Gasdränage- und Stützschicht, eine Tondichtungsbahn, eine Kunststoffdichtungsbahn, eine Entwässerungsschicht, die von zwei Schutzvliesen umschlossen ist, und schließlich der Rekultivierungsboden.
Pflanzen wachsen auf Hausmüll
Wie eine rekultivierte Deponiefläche aussieht, zeigt Hahn auf einem Areal, das oberhalb der Straße nach Bödigheim liegt. Dort hat man Laubbäume und Wildstraucharten gepflanzt, die in den nächsten Jahrzehnten zu einem Wald heranwachsen sollen. Unter der Erde befindet sich Hausmüll. Wie Hahn erklärt, habe man diesen bis 2005 in Deponien einlagern dürfen. Seit 2006 darf nur noch mineralisches, sogenanntes inertes Material auf Deponien eingelagert werden, um Methanemissionen wegen anaerober Vergärung zu verhindern. Der Restmüll wird in Müllverbrennungsanlagen entsorgt.
Das passiert mit den Wertstoffen auf Sansenhecken
Der Restmüll wird zu Müllverbrennungsanlagen gebracht, zum Beispiel nach Mannheim.
Die Inhalte der Bioenergietonne im Altkreis Buchen werden im Kompostwerk Schweinberg entsorgt.
Das Grüngut wird jeweils zur Hälfte im Biomassezentrum in Buchen und in anderen externen Anlagen verarbeitet.
Die Wertstoffe aus der Gelben Tonne werden direkt bei Alba in Walldürn angeliefert.
Papier und Kartonage führt die Firma Inast der Weiterverarbeitung zu.
Altholz vom Wertstoffhof auf Sansenhecken wird im Blockheizkraftwerk Buchen verbrannt.
Sperrmüll wird teilweise dem Restmüll zugefügt oder im Müllheizkraftwerk Würzburg verbrannt.
Bauschutt und andere mineralische Abfälle werden auf Sansenhecken deponiert.
Andere Abfälle, wir Akkus, Batterien, Elektrogroßgeräte, Elektronikschrott, Glas, Kabel, Altkleider oder Metall werden von externen Firmen entsorgt.
Unweit dieser Aufforstung schnurrt in einem Häuschen ein Motor mit 80 Kilowatt Leistung. Dieser wird mit Deponiegas gespeist, das unter der Erde in dem eingelagerten Hausmüll entsteht. Das Gas wird über ein Rohrsystem aus der Deponie abgesaugt, über zwei Ring- leitungen zu einem Verdichter transportiert, verdichtet und gereinigt und schließlich in dem Motor verbrannt. Das Gas verfügt über einen hohen Methananteil und ist deshalb gut brennbar. Der Motor erzeugt pro Jahr rund 500 000 Kilowatt an Strom im Jahr. Damit könnte man etwa 125 Vier-Personen-Haushalte versorgen.
Nach den Worten von Martin Hahn deckt das Entsorgungszentrum damit seinen Strombedarf weitgehend selbst ab, darunter auch der für acht Stromtankstellen. „Im Jahr 2005 konnten wir mit dem Gas einen 400-Kilowatt-Motor betreiben, später einen mit 200 Kilowatt und seit 2016 diesen 80-Kilowatt-Motor“, sagt der Pressesprecher. Er geht davon aus, dass das Deponiegas diesen noch fünf bis sechs Jahre lang werde antreiben können. Denn da seit 2005 keine organischen Abfälle mehr eingelagert werden, werde die Gasquelle allmählich versiegen.
Über Entwässerungsleitungen, das sind Rohrabschnitte, die aus der Deponie herausragen, kann man das Leitungssystem der Deponie mit Kameras befahren, um das Leitungsnetz zu kontrollieren.
5,2 Kilometer lange Leitung
Über eine andere Herausforderung bei der Deponierung informiert Deponieleiter Benno Ehmann. So müsse Sickerwasser, das sich in der Deponie ansammelt, gereinigt und entsorgt werden. Dieses werde durch ein Drainagesystem zu einem Sammelbecken geleitet. Von dort pumpe man es in drei acht Meter hohe Filter, die insgesamt rund 20 Kubikmeter an Aktivkohle enthielten. Von dort gelange es in ein Sammelbecken unterhalb der Deponie, neben der Bödigheimer Straße. Nach den Worten von Ehmann wird dort automatisch seine Qualität überprüft. Anschließend werde es durch eine 5,2 Kilometer lange Leitung zur Kläranlage im Buchener Morretal gepumpt.
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