Öffentlicher Personennahverkehr - Ahorn und Boxberg hoffen auf Berücksichtigung bei der Machbarkeitsstudie für eine S-Bahn Mainfranken in die Region

S-Bahn Mainfranken: Ahorn und Boxberg: „vom Halbstundentakt weit entfernt”

Die Pläne für eine S-Bahn Mainfranken werden im Main-Tauber-Kreis allgemein positiv aufgenommen. Die Tauberbahn soll angebunden werden. Das Teilstück der Frankenbahn zwischen Königshofen und Osterburken bleibt außen vor. Warum?

Von 
Klaus T. Mende
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Die Rathauschefs von Ahorn, Benjamin Czernin, und Boxberg, Heidrun Beck, hoffen für ihre Gemeinden, bei einer S-Bahn Mainfranken berücksichtigt zu werden. © DPA

Ahorn/Boxberg. Wer von Osterburken über Mannheim bis ins saarländische Homburg möchte, kann dies mit der S-Bahn-Linie 1 ohne Umsteigen bewerkstelligen – die Züge fahren im Stundentakt. Was dort gelingt, könnte auch in Tauberfranken Realität werden. Eine S-Bahn Mainfranken dürfte, nach Überzeugung von Fachleuten, reichlich frequentiert werden. Sowohl aus dem mittleren als auch aus dem oberen Taubertal zieht es viele Einwohner nach Würzburg – beruflich, zum Einkaufen sowie zu Freizeitaktivitäten. Eine Machbarkeitsstudie für dieses Projekt ist auf den Weg gebracht worden.

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Außen vor scheinen derzeit die Haltepunkte entlang der Frankenbahn zwischen Königshofen und Osterburken zu sein. Wie denken die Verantwortlichen darüber?

Region profitiert

„Grundsätzlich finde ich die Überlegungen zu einer S-Bahn Mainfranken für unseren Landkreis sehr positiv, da dieser davon nur profitieren kann. Besonders die Stärkung der Mobilität für uns Menschen im ländlichen Raum ist hier ein wesentlicher Faktor“, meint Ahorns Bürgermeister Benjamin Czernin auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten. Nicht verständlich sei für ihn hingegen, warum die Kommunen Ahorn und Boxberg (nach gegenwärtigem Stand) nicht berücksichtigt würden.

„Unsere Landesregierung betont in der Strategie 2030, dass der Öffentliche Personennahverkehr noch nicht attraktiv und leistungsstark genug ist. Das Zielbild weist zudem einen Halbstundentakt in der Fläche als Zielsetzung aus. Von diesem sind wir derzeit noch sehr weit entfernt“, führt Ahorns Rathauschef weiter aus. Die Region sei genauso Teil von Baden-Württemberg wie die bevölkerungsreicheren Ballungszentren, in denen bereits der Viertelstundentakt ganz selbstverständlich sei. „Letztendlich wollen wir keine Sonderstellung, sondern eine annähernde Gleichbehandlung für unseren ländlichen Raum erreichen.“

Bei der Machbarkeitsstudie für die S-Bahn Mainfranken komme erschwerend hinzu, dass diese durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft in Auftrag gegeben worden sei.

Auf Nachbarn angewiesen

„Wir sind deshalb auf unseren Nachbarn und damit die bayerische Landespolitik angewiesen. Hierbei erhoffe ich vor allem durch unseren Landtagsabgeordneten Wolfgang Reinhart und unsere Bundestagsabgeordnete Nina Warken Unterstützung in dieser Sache.“ Beiden habe man das Ansinnen bereits geschildert und um Unterstützung gebeten. „Mit meiner Kollegin Heidrun Beck aus Boxberg bin ich zudem im ständigen Austausch – und wir beide sind sehr bestrebt, etwas in dieser Sache zu bewegen.“ Er sei gerne bereit, sich hier mit einzubringen, und stehe für einen gemeinsamen Dialog zur Verfügung.

Ganz oben auf der Agenda

Auch für die Boxberger Rathauschefin Heidrun Beck steht diese Thematik ganz oben auf der Agenda.

„Für uns ist das Thema Bahn/S-Bahn ganz aktuell und – wir blicken ganz gespannt auf die Entwicklung im Schienenverkehr“, lässt sie unsere Zeitung wissen. „Allerdings kämpfen wir hier vor Ort aktuell noch für den Erhalt beziehungsweise die Fortsetzung des Stundentaktes unserer Westfrankenbahn. Im Hinblick auf den bestehenden Koalitionsvertrag sollte dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.“

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Sie sei sehr überrascht gewesen, von den Überlegungen zur S-Bahn in der Region zu lesen, aber halte es natürlich für den Main-Tauber-Kreis als ein ganz großes Plus im Hinblick auf die Attraktivität als Wohn- und Arbeitsstandort. „Für eine klimaschonende Mobilitätswende ist ein gutes Angebot der öffentlichen Verkehrsangebote ganz grundlegend. Auf das Ergebnis der Machbarkeitsstudie warte ich gespannt“, so die Bürgermeisterin der Umpfertalstadt weiter.

Kleine Enttäuschung

Allerdings sei man etwas enttäuscht, dass „nicht bereits unser bestehendes Schienennetz Osterburken – Lauda in die Überlegungen mit einbezogen wurde“.

Die beiden Kommunen Ahorn und Boxberg sollen – oder besser müssen – unbedingt mit eingebunden werden. Gerade auf dieser Strecke lägen doch die besten Voraussetzungen mit der bestehenden Elektrifizierung sowie der überwiegenden Zweigleisigkeit bereits vor, um ein solches Vorhaben zu realisieren.

„Gemeinsam mit meinen Kollegen aus den benachbarten Gemeinden und der Bürgerinitiative ,Frankenbahn für alle’ stehen wir in Kontakt mit unseren Abgeordneten“, sagt auch Heidrun Beck. Ziel sei es in jedem Fall, auch Ahorn und Boxberg in die Machbarkeitsstudie mit einzubinden.

Nicht im Sinne der BI

„Eine Linie der S-Bahn Mainfranken in den Main-Tauber-Kreis erachte ich persönlich als äußerst positiv“, wirft für die Bürgerinitiative „Frankenbahn für alle“ Vorstandsmitglied Manfred Silberzahn ein. Die Beschränkung allein auf die Taubertalbahn, wie zunächst angedacht, sei nicht in seinem und im Sinne der BI.

Die besagten Haltepunkte im Bereich Boxberg und Ahorn seien zwar „nett formuliert“. Jedoch gebe es letztlich nur diese beiden. Diese seien Boxberg mit Wölchingen sowie Ahorn mit Eubigheim. erklärt Silberzahn. „Die An- und Einbindung der Strecke Osterburken – Lauda genießt bei uns oberste Priorität. Dazu gehört auch die Reaktivierung aller ehemaligen Bahnhaltepunkte auf dieser Strecke.“

„Die BI ,Frankenbahn-für-alle’ verfolgte ursprünglich das Ziel ,S-Bahn-Lückenschluss Osterburken-Lauda-Würzburg’“, bekräftigt auch der Boxberger Dr. Dieter Thoma gegenüber den FN. „Inzwischen kämpfen wir für die Regionalbahn im Stundentakt.“

Dieses Angebot sei einfacher und ohne jahrelange Strecken-Sperrungen umsetzbar.

Für Ausweitung plädiert

Die jetzige Regionalbahn im Probebetrieb müsse zur dauerhaften Regionalbahn werden – und ausgeweitet auf mehr als nur die drei Voll-Stationen Rosenberg, Eubigheim, Boxberg-Wölchingen. „Sollten die Franken die S-Bahn im Großraum Würzburg umsetzen, werden die Karten neu gemischt“, meint Dr. Thoma abschließend.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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