Boxberg und seine Stadtteile (Teil 1)

Bau der Ortsumgehung B 292 war ein Segen für Angeltürn

Eine Rundreise durch Boxberg und seine Stadtteile unternehmen die FN in den kommenden Wochen im Rahmen einer kleinen Serie. Gute Entwicklungen, aber auch Sorgen und Nöte werden thematisiert. Den Anfang macht Angeltürn.

Von 
Werner Palmert
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Angeltürn. Eigentlich könnten der seit der Kommunalwahl 2024 amtierende Ortsvorsteher Stefan Schulz und seine beiden Ortschaftsräte, Theresa Böres und Steffen Trabold, mit der aktuellen Situation im drittkleinsten Ortsteil der Stadt Boxberg zufrieden sein: Das Ortsbild macht einen sehr gepflegten Eindruck. Alle wichtigen infrastrukturellen Dinge, wie Ausbau der Durchgangsstraße, Modernisierung von Beleuchtung, Wasserleitung und Kanal, Neugestaltung der Ortsmitte mit Freilegung des Brandschutzteiches, Umgestaltung der Ortsmitte mit dem idyllischen Dorfweiher und die Sanierung des ehemaligen Schul- und Rathauses, wurden bereits vor 25 Jahren und in der darauffolgenden Zeit erledigt.

Mit 139 Einwohnern ist Angeltürn ein kleiner Boxberger Stadtteil

„Trotzdem“, so der 61-jährige Ortsvorsteher, der dem Ortschaftsrat schon seit 1990 angehört, „gibt es noch einige Dinge zu erledigen“, die er mit seinen beiden Mitgliedern im Ortschaftsrat in der gerade gestarteten Amtsperiode beginnen und auch vollenden will.

Mit seinen derzeit 139 Einwohnern gehört Angeltürn zu den kleineren Boxberger Stadtteilen. In der auch heute noch landwirtschaftlich geprägten Gemeinde, gibt es derzeit auf rund 310 Hektar Fläche, noch einen Landwirt im Haupterwerb. Die drei anderen Berufskollegen bewirtschaften ihre Flächen im Nebenerwerb. Christian Böres, einer der drei Nebenerwerbslandwirte, schuf sich vor einigen Jahren ein zusätzliches Standbein und richtete in dem von ihm renovierten Wohnhaus im Ortskern einen kleinen Hofladen ein, in dem die Bewohner des Teilortes kleinere Einkäufe für den Haushalt erledigen können. Einmal in der Woche kommt der Metzgerei-Verkaufswagen, den Rest besorgt man sich außerhalb.

Angeltürn: Schafkopf und Frühschoppen im "Ochsen"

Anders als in vielen kleineren Landgemeinden des Main-Tauber-Kreises und der Stadt Boxberg können die Angeltürner in ihrem Ort noch in ein Wirtshaus gehen. Im „Ochsen“, einer alteingesessenen Gastwirtschaft, treffen sich unter der Woche die Kartenspieler zum „Schafkopfen“ oder zum Skat und am Sonntag ist das Lokal zum traditionellen Frühschoppen geöffnet.

Die Vereinstätigkeit im kleinen Ort beschränkt sich auf die Aktivitäten der Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr. Den Theaterverein gibt es nur noch auf dem Papier, wie der Ortsvorsteher und seine beiden Mitstreiter im FN-Gespräch anmerken. Trotzdem herrsche im Ort ein sehr gutes Klima und die Dorfgemeinschaft funktioniere reibungslos.

Sehr gut frequentiert wird der in jüngster Zeit vergrößerte Kinderspielplatz, der durch den Bau der Umgehungsstraße B 292 von der Autobahnabfahrt hinunter nach Boxberg und den Autobahnzubringer von und nach Bad Mergentheim sehr viel gewonnen hat. In der Verlegung der Hauptverkehrsstraße sieht Stefan Schulz „einen großen Segen’“. Unter den täglichen Autokolonnen und dem Schwerlastverkehr, der sich jahrelang in beide Richtungen mitten durch den Ort quälte, habe die Wohnqualität der Einwohner doch sehr gelitten.

Anschluss zur nahen A81 wird schmerzlich vermisst

Es bleibt aber ein Wermutstropfen, wie die junge Ortschaftsrätin Theresa Böres anfügt: „Eine Auf- und Abfahrt zur Umgehungsstraße und damit zur nahen A 81 wurde im benachbarten Ahorner Ortsteil Schillingstadt leider versäumt. Das wird von uns schmerzlich vermisst, denn dieser Anschluss würde uns lange Umwege auf die Autobahn ersparen.“

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Sehr stolz sind die Angeltürner Einwohner auf ihre drei indischen „St. Anna Schwestern“, die auf Initiative des katholischen Boxberger Pfarrers Edgar Wunsch, vor Jahren in den Ort kamen. Ihre Unterkunft – das Kloster mit Klostergarten mitten im Ortskern – ist das renovierte ehemalige Schloss (Dienheimisches Schlösschen) des letzten Angeltürner Grundherren, Freiherr Franz von Fick. Die Schwestern leisten wertvolle Arbeiten in der Sozialstation, im Kindergarten und in der Krankenbetreuung. Sehenswert ist auch die Gotische Berg-/Wehrkirche mit Rosenberger Wappen und Fresken aus dem 15. Jahrhundert, heute evangelische Kirche.

Sanierung der maroden Heerstraße hat oberste Priorität

An vorderster Stelle der Prioritätenliste für die begonnene Amtszeit des neuen Ortschaftsrates steht eindeutig die Sanierung der völlig maroden „Heerstraße“. Der landwirtschaftliche Hauptweg, den auch Spaziergänger sehr gerne nutzen, führt von den Stadtteilen Boxberg/Wölchingen über die Gemarkung Angeltürn bis zu den Windrädern auf der Höhe bei Schillingstadt. Auf den äußerst schlechten baulichen Zustand habe man schon lange hingewiesen, so Schulz. Jetzt hoffe man darauf, „dass sich bald etwas tut, denn die Maßnahme ist längst überfällig“. An diese Stelle verweist Schulz auf die tadellose Zuwegung zu den neun Windkraftanlagen, die den Ortsteil in Sichtweite umgeben. „Die Anlagen werden von der Bevölkerung akzeptiert“, meint Schulz, „schließlich, bekommen wir alle etwas über den ’Sozialfonds Windkraft’ zurück“.

Bemängelt wird von der Einwohnerschaft als auch vom Ortschaftsrat die unbefriedigende Mobilfunk-Qualität. Der Standort für den seit Jahren geplanten Funkmast am „Uiffinger Berg“ stehe fest, aber es fehle wohl am Interesse des Netzbetreibers die Maßnahme zu beschleunigen.

Auf der Wunschliste der Ortsverwaltung stehen auch noch die Verbesserung des Hochwasserschutzes und es fehlt an Bauplätzen. „Die sind restlos aufgebraucht und neues Baugelände ist nicht zu bekommen“, bedauert Schulz.

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