Bad Mergentheim. Die Berufsakademie Mosbach bekam 2002, also vor 20 Jahren eine Außenstelle in Bad Mergentheim, genauer gesagt im Schloss der Kurstadt, hinzu. Seitdem gibt es eine gewachsene und starke Verbindung zwischen Mosbach und Bad Mergentheim. Die Redaktion sprach darüber mit Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann, der Mosbacher Rektorin der heutigen Dualen Hochschule Baden-Württemberg, kurz DHBW.
Die DHBW Mosbach-Bad Mergentheim gibt es nun seit 20 Jahren. Mit gerade einmal 20 Studenten fing im Herbst 2002, also vor zwei Jahrzehnten, alles ganz klein in der Kurstadt an, in der obersten Etage des Archivbaus des Schlosses. Wie stark ist heute die Verbindung Mosbach-Bad Mergentheim?
Gabi Jeck-Schlottmann: Ja, der Campus Bad Mergentheim hat sich seitdem wunderbar entwickelt – mit mehr als 500 Studierenden und einem Campus mit hohem internationalem, historischem, technischem und digitalem Flair.
Die Campus Mosbach und Bad Mergentheim sahen und sehen sich als EIN DHBW-Standort, der zusammensteht, miteinander die Aufgaben für Hochschulbildung, Wirtschaft und Gesellschaft erfüllt. Wir arbeiten sehr eng und vertrauensvoll im Schulterschluss zusammen – im strategischen Bereich wie auch bei der operativen Umsetzung. Dazu gehört auch die Abstimmung der Studienprofile, gegenseitige Vertretungen, das Füreinandereinstehen und Mitdenken für den jeweils anderen Campus und dessen Förderung.
Wie profitieren die beiden Standorte voneinander?
Jeck-Schlottmann: Wir arbeiten organisatorisch eng verzahnt standortübergreifend miteinander. Je nach Expertise werden die Aufgaben für Mosbach und Bad Mergentheim entweder in Mosbach oder in Bad Mergentheim für beide Standorte wahrgenommen, beispielsweise im Rechenzentrum, bei digitalen Plattformen, im Prüfungsamt oder International Office.
Bad Mergentheim als kleiner Hochschulstandort kann sehr oft als Pilot dienen, zum Ausprobieren, bevor etwas in größerem Rahmen umgesetzt wird. Die unterschiedlichen Studiengänge und dazugehörigen Menschen eröffnen immer wieder neue inspirierende Perspektiven und innovative Ideen. Beispielsweise entsteht gerade ein autonomes Pizza-Lieferfahrzeug, für das die Informatik in Bad Mergentheim mit den technischen Studiengängen in Mosbach zusammenarbeitet. Unternehmen aus dem Main-Tauber-Kreis schicken ihre Studierenden für spezialisierte Studienangebote nach Mosbach, und umgekehrt.
Was zeichnet die beiden Standorte jeweils aus?
Jeck-Schlottmann: Der Campus Bad Mergentheim steht vor allem für Internationalität und Digitalisierung, der Campus Mosbach sehr stark für Baukompetenz, Nachhaltigkeit und ebenfalls Digitalisierung, neben einem breiten, bedarfsgerechten Studienangebot zur Versorgung in der Wirtschaftsregion.
Beide Campus sind durch ein ganzheitliches Qualitätsdenken und positives Innovationsklima gekennzeichnet sowie eine Hochschulkultur, die durch Respekt, Wertschätzung, Zuverlässigkeit und Verbundenheit geprägt ist.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Wachstum der DHBW Mosbach und auch des Campus Bad Mergentheim?
Jeck-Schlottmann: Die jüngsten Zahlen der Studienanfänger zeigen, dass es in Bad Mergentheim, mit einem Anstieg von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wieder aufwärts geht.
In Mosbach konnten wir die Anfängerzahlen stabil halten. Dies entspricht insgesamt dem bundesweiten Durchschnitt aller Hochschulen und Universitäten. Hintergrund sind unter anderem die demografische Entwicklung in Deutschland, die Corona-Pandemie und die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, die das wirtschaftliche und soziale Geschehen beeinflussen.
Der Bedarf der Dualen Partner nach Studierenden ist hoch, doch nicht alle von den Unternehmen und Einrichtungen reservierten Studienplätze können von unseren Dualen Partnern besetzt werden – mangels geeigneter Bewerber insbesondere im ländlichen Raum.
Mit neuen Studienangeboten zu Nachhaltigkeit, Holzbau und in der IT sowie der wahrgenommenen Qualität des dualen Studiums und den erfolgreichen Lebenswegen der Absolventen und Absolventinnen blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.
Was sollte in den nächsten Jahren getan, investiert und vorangebracht werden? Sind gar 1000 Studenten in Bad Mergentheim in einigen Jahren – wie von Oberbürgermeister Udo Glatthaar vor Wochen öffentlich gewünscht – realistisch?
Jeck-Schlottmann: Investitionen in die Infrastruktur und die Randbedingungen des Studiums sind unerlässlich, um ein Studium im ländlichen Raum attraktiv zu machen. Dazu gehören attraktive Gebäude, moderne Lehr- und Lernräume und Labore, attraktive Verkehrsanbindungen und Wohnmöglichkeiten wie auch das Freizeitangebot für junge Menschen. Toll wäre ein weiterer Ausbau des Schlosses in Bad Mergentheim für die DHBW, damit alle Studierenden „study in the castle“ erleben können.
Das hätte Ausstrahlungskraft über die Region hinweg, auch international, so dass es mehr qualifizierte Bewerbungen für das duale Studium geben würde.
Auch in Mosbach möchten wir einen Ersatzneubau im Obertorzentrum. Diese Maßnahmen würden der Förderung des ländlichen Raums dienen, helfen, dem Fach- und Führungsnachwuchskräftedefizit entgegenzuwirken und junge Menschen in Stadt und Region bringen.
Welche Unterstützung braucht es seitens der Politik, der Wirtschaft und anderer Akteure für die DHBW Mosbach-Bad Mergentheim?
Jeck-Schlottmann: Wir brauchen die Unterstützung von Finanz- und Wissenschaftsministerium, vom zuständigen Amt für Vermögen und Bau, sicherlich auch von den Behörden der Kommune, um nur einige zu nennen.
Unterstützung aus der Privatwirtschaft erhöht die Realisierbarkeit. Hier leistet die Stiftung ‚Pro DHBW Mosbach‘ einen wichtigen Beitrag. Auch IHK und Handwerkskammer haben Interesse an einer Förderung der Wirtschaftsregion und können unterstützend tätig werden.
Wann werden Sie zum Feiern von 20 Jahren Campus Bad Mergentheim wieder vor Ort in der Kurstadt sein?
Jeck-Schlottmann: Es war eine Freude, bereits an zwei Feiern zum 20-jährigen Geburtstag des Campus Bad Mergentheim vor Ort sein zu können, Grußworte sprechen zu können und mitfeiern zu dürfen. Zum einem bei den Schlossgesprächen, einer Veranstaltung gemeinsam mit der IHK Heilbronn-Franken im Mai.
Es war eine inspirierende Veranstaltung im roten Saal mit vielen guten Kontakten.
Zum anderen konnte ich im Juni bei der Jubiläumsfeier des Studiengangs BWL-International Business im Kursaal dabei sein, mit Dualen Partnern, internationalen Lehrbeauftragten, Kollegen, Absolventen und Vertretern kommunaler Politik und Wirtschaft feiern.
Bei der akademischen Jahresfeier am 23. November wird außerdem der 20. Geburtstag im Mittelpunkt stehen. Sie wird in Bad Mergentheim stattfinden.
Da werde ich natürlich auch dabei sein.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-toll-waere-ein-weiterer-ausbau-des-schlosses-fuer-die-duale-hochschule-_arid,2014823.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/mosbach.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html