Bad Mergentheim. In den 1990er Jahren waren sie „die“ Dauerbrenner im Radio und den Diskotheken: „Cuture Beat“, „Mr. President“ und „Masterboy“: Auf absolute Tanztauglichkeit hin produziert, aus deutschen Zusammenhängen – aber mit einer Mischung aus Elektro-Beats, Synthie-Sounds, Rap und Soul quasi europaweit exportierbar: „Eurodance“ nannte man das. Jetzt kam die eingängige Partymischung zurück nach Bad Mergentheim: „Live im Schloss“. Eine Megaparty mit tausenden Zuhörern – und die feierten ausgelassen in einer warmen Sommernacht.
„Culture Beat“ lieferte mit „Mister Vain“ einen der größten Hits der 90er-Jahre. Und den gab es am Abend mehrfach, sogar als noch-technoidere Version gegen Ende des Konzerts. Da legte „Aquagen“ (genauer: Gino Montesano) auf und machte aus dem Tanz-Publikum einen wahren Hexenkessel.
Zahlreiche Hits millionenfach verkauft
Schon am späten Nachmittag ging’s los: Etwa mit „Mr. President“, eine der bekanntesten deutschen Eurodance-Bands, die mit Songs wie „Coco Jamboo“ und „I Give You My Heart“ Welterfolge feierte. 1991 gegründet, erreichte Mr. President Mitte der 90er mit ihrem sommerlich-leichten, karibisch anmutenden Sound äußerste Popularität. „Coco Jamboo“ wurde zu einer der meistgespielten Partynummern und verkaufte sich millionenfach. Die Kombination aus eingängigen Melodien und sommerlichem Feeling machte Mr. President zum prägenden Act der Dance-Szene. Und das funktionierte auch in Bad Mergentheim: das Publikum tanzte ab.
„Masterboy“ entstammt dem gleichen Kosmos: Eurodance und Techno. Das lässt sich nicht trennen und muss man auch nicht, obwohl es beide Schienen gab. Thorsten Fenslau, 1993 tödlich bei einem Autounfall verunglückt, landete seinen größten Erfolg mit dem 1989 von ihm gegründeten Projekt Culture Beat und eben „Mr. Vain“. Doch er war auch im härteren, langwelligeren Techno unterwegs und war ein Mastermind, der viele Entwicklungen beeinflusste.
Masterboy hatte mit Titeln wie „Feel the Heat of the Night“ und „Generation of Love“ auf eingängige Melodien, tanzbaren Beats und kraftvolle Vocals gesetzt. Die Urgesteine des Eurodance begeisterten auch in Bad Mergentheim ihre Fans mit viel Energie – Alter scheint keine Rolle zu spielen.
Deutschland setzte „MTV“ ein eigenes Konzept entgegen
Viele Partygängerinnen und -gänger tauchten im Schloss mit bunten Retro-T-Shirts auf: „MTV“ war in den 90ern Trendsetter, was die Musikvermarktung angeht. Die „Music Television“ kam aus den USA herüber. „Viva“ war ab 1993 die deutsche Antwort und Startpunkt für z.B. Stefan Raab. Auch Mola Adebisi tauchte als Moderator bei Viva auf. Er war Entertainer und Sänger, galt als Sympathieträger und als eine der lebhaftesten Persönlichkeiten der 90er Popkultur. Ganz klar ein Showtalent. Im Schloss als zwischen-singender-DJ in Latzhose läutete Adebisi die Disco-Runde an den Turntables ein. Gemixte Hits von den Backstreets Boys, Robbie Williams, den Cranberries, Oasis und sogar Matthias Reim – sie waren eher die Schmusevariante plus Mitsing-Option des Abends.
Publikum im traumhaft-hypnotischen Rausch
Doch es ging auch härter, drängender: „Aquagen“ sorgte in den späten 90er Jahren mit Songs wie „Hard to Say I’m Sorry“ und „Ihr Seid So Leise“ für Furore. Und das war auch im Schlosshof so. DJ Montesano brachte sämtliche partytaugliche Remixe auf die und von der Bühne. Unten drunter liegt Eurodance, der aber mit Trance-Elementen und extrem langen Shifts fast traumhaft-hypnotisch wird. Refrains mitsingen, Arme hoch und einfach tanzen – das Publikum konnte nach einem langen Abend mehr als zufrieden sein. Einzig Haddaway wurde vermisst. Über 3000 Besucher feierten die Party mit.
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