Hachtel. Reinhard Brand wollte „etwas für den Ort bewegen“. Deshalb hat er sich vor fünf Jahren für das Amt des Ortsvorstehers beworben und sich in diesem Jahr erneut zur Wahl gestellt. Wobei die Bevölkerung ihn bei der Wiederwahl „mit beinahe 90 Prozent gewählt“ hat, für ihn eine Art „moralische Verpflichtung“, das Amt weiterhin auszuüben. Dazu muss man wissen, dass bei der Wahl zum Hachteler Ortschaftsrat fast 90 Prozent der gültigen Stimmzettel seinen Namen getragen haben.
Gut aufgehoben fühlen sich die Hachteler also offensichtlich „unter“ ihrem Ortsvorsteher, denn „es gibt keine nennenswerten Differenzen mit der Einwohnerschaft“, sagt Brand und bezeichnet den Zusammenhalt im Ort als gut. Die Vereine „wirken tatkräftig mit, und als Teambuilding-Maßnahme haben wir das Dorffest, wo bis zu 80 Helferinnen und Helfer zusammenarbeiten, um den Gästen ein schönes Fest zu bieten“, bei dem die Jugend mit der Open-air-Disco mit eingestiegen ist.
Bei seiner wöchentlichen Sprechstunde „wird alles angesprochen, denn der Ortsvorsteher ist für A bis Z zuständig: Jagd, Wasserführung, Hochwasserschutz, verschmutzte Wege, aber manchmal auch private Dinge“, wobei Reinhard Brand, der 51 Jahre alt ist und als Beamter im gehobenen Dienst beim Landratsamt arbeitet, natürlich private Probleme nicht lösen kann. An der Lösung der Zukunftsaufgaben der Hachteler Gemeinde ist er aber federführend beteiligt. Darüber sprach der FN-Reporter mit ihm.
Mit welchen Projekten, Maßnahmen und Problemen sind Sie in den nächsten Monaten beschäftigt?
Reinhard Brand: Als nicht abschließende Liste: Versorgung mit Mobilfunk, wobei Vodafone etwas stark „schwächelt“; Ausweisung von städtischen Bauplätzen, im Ort oder am Ortsrand; Sanierung der Ortsdurchfahrt; Vitalisierung von Gebäudebrachen und Einbindung der Jugend in die Kommune. Eine Herausforderung ist auch, den Älteren eine Betätigung zu bieten, damit sie sich gut aufgehoben fühlen.
Durchgeführt wurde bereits in Teilen die Verlegung der Stromversorgung unter die Erde und damit die Sanierung von Wasser- und Abwasserleitungen sowie der Straßen. Hier steht noch der Umbau einiger Stromleitungen an.
Vor welchen besonderen Herausforderungen steht Ihr Ort?
Brand: Mit den Bauplätzen bestehen größere Möglichkeiten, junge Leute im Ort zu halten oder zum Zuzug zu bewegen. Insoweit ist das für mich die derzeit größte Herausforderung. In Hachtel gibt es keinen freien städtischen Bauplatz mehr. Deshalb ist es für mich wichtig, dass alsbald die Ausweisung des Baugebietes erfolgt.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Brand: Neben der Schaffung von Bauplätzen derzeit die Sanierung der Ortsdurchfahrt. Ein Teil der Wasserversorgung stammt wohl aus dem Jahr 1934 und bedarf jetzt sehr zeitnah der Erneuerung. Wenn dies Stadtwerk und Stadt zusammen mit dem Landkreis als Gemeinschaftsmaßnahme realisieren können, dann würde das sicher für alle Seiten nicht geringe Kostenvorteile bringen. Die Bevölkerung hätte auch nur einmal eine Baustelle vor der Haustüre.
Ich hoffe, dass die notwendigen Mittel der Bauträger bald bereitgestellt werden können.
Wird für junge Leute genug geboten?
Brand: Unter Beachtung meines Alters: ja. Mit 280 Einwohnern ist halt keine Disco zu betreiben, wenn die heute überhaupt noch besucht wird, das weiß ich nicht. Der Jugendraum wird gut genutzt, der Ortsvorsteher lässt dort auch manchmal fünfe gerade sein, was dann auch Spaß macht und die Kids nicht fort treibt.
Was ist das Besondere an Ihrem Ort?
Brand: Die Zusammengehörigkeit ist groß und das dörfliche Vereinsleben intakt. Im Rathaus als Geburtsstätte zeigen wir die Genialität des Wirkens von Ottmar Mergenthaler.
Gibt es Betriebe? Geschäfte? Arztversorgung?
Brand: Dreimal nein. Diese Infrastruktur wird uns in Teilen im Nachbarort Wachbach, weitgehend aber in Bad Mergentheim geboten, auch deshalb war die Eingemeindung richtig.
Welche Rolle spielt die Landwirtschaft?
Brand: Eine sinkende. Die zwei Haupterwerbs- und mehrere Nebenerwerbsbetriebe bewirtschaften die örtlichen Flächen und erhalten so eine schöne Kulturlandschaft, die auch Touristen ins liebliche Seitental der Tauber lockt. Deshalb ist sie wichtig.
Steht Ihr Ort gut da oder müsste sich einiges ändern?
Brand: Ich meine, wir können zufrieden sein. Luft nach oben ist immer, die Wünsche werden aber auch nie enden.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-mit-bauplaetzen-am-ortsrand-junge-leute-fuer-hachtel-gewinnen-_arid,2255148.html