Lokale Wirtschaft

Main-Tauber-Kreis: Verkaufsautomaten-Zahl deutlich gestiegen

Verkaufsautomaten im öffentlichen Raum liegen im Trend. Die FN fragten in Bad Mergentheim, Lauda-Königshofen, Niederstetten, Weikersheim und Igersheim nach.

Von 
Roland Mehlmann
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Verkaufsautomaten an Straßen und Plätzen gibt es inzwischen reichlich in der Region. © Roland Mehlmann

Bad Mergentheim/Lauda/Weikersheim. Verkaufsautomaten im öffentlichen Raum liegen im Trend. Die FN fragten bei den Städten Bad Mergentheim, Lauda-Königshofen, Niederstetten, Weikersheim und der Gemeinde Igersheim nach.

Seit vielen Jahren schon gibt es besonders in Betrieben Automaten, bei denen sich die Mitarbeiter mit Snacks und Getränken versorgen können. Das sparte einerseits Personal und sorgte andererseits dafür, dass auch die Spät- oder Nachtschichtler versorgt waren. Nun sind diese Verkaufsautomaten mittlerweile an vielen Ecken zu finden. Aktuell gibt es laut dem Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft rund 612.900 Verkaufsautomaten in Deutschland. Wir fragten nach, wie es bei uns in der Gegend damit bestellt ist.

Gesetzliche Vorgaben müssen eingehalten werden

Für die Stadt Lauda-Königshofen gibt uns Matthias Ernst, stellvertretender Sachgebietsleiter Wirtschaftsförderung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, gerne Auskunft: „Wie viele Automaten genau im Stadtgebiet stehen, ist uns nicht bekannt, da diese sich im Allgemeinen auf Privatgrund befinden. Sie müssen auch nicht explizit bei der Stadt an- oder abgemeldet werden, wenn sie sich auf privatem Grund befinden. Daher können wir auch nicht sagen, ob die Anzahl zu- oder abnimmt. Natürlich müssen alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, von der Stadt gibt es zur Aufstellung selbst aber noch keine besonderen Regeln.“

Sandra Neckermann leitet den Bereich Kultur, Öffentlichkeitsarbeit und Tourismus in Niederstetten und berichtet: „In der Kernstadt stehen drei Automaten auf Privatgelände, hier ist keine Genehmigung seitens der Kommune notwendig. Angeboten werden die üblichen Automatenwaren sowie Eis und Getränke. Carolin Haas, die Leiterin des Hauptamtes, ergänzt: „Wichtig ist die Gewerbeanmeldung am Wohnort des Gewerbetreibenden, weitere Regelungen seitens der Stadt Niederstetten sind nicht nötig.“ Zwar gibt es teilweise Beschwerden über Ruhestörungen, zum großen Teil seien die Anwohner aber auch Vermieter der Stellfläche und so hielten sich die Klagen in Grenzen.

In Igersheim gibt es derzeit sechs Verkaufsautomaten. Bettina Baumbusch, Kommunikationsbeauftrage des Haupt- und Bauamtes, eiß Näheres: „Ein Automat mit Alterserkennung steht in Holzbronn, fünf geballt in der Herrenwiesenstraße in Igersheim. Zukünftig kommt noch ein Kunstautomat, über den man Kunstwerke bekannter Künstler der Region kaufen kann.“

Verena Hofmann, Amtsleiterin Haupt- und Bauamt, fügt an: „Zum Thema Anmeldung gilt zu beachten, dass Automaten baugenehmigungsfrei sind, allerdings sind auch zusätzlich immer die übrigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften zu beachten und einzuhalten (Hochwasserschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete etc.). Insbesondere sind die Festsetzungen der örtlichen Bebauungspläne zu beachten. Eine vorherige Rücksprache mit dem Kreisbauamt und der Gemeinde ist daher immer sinnvoll und empfehlenswert, da der geplante Standort im Einzelfall betrachtet werden muss.“ Igersheim sei eine kleine kreisangehörige Kommune, allgemein definierte Rahmenbedingungen müssten vom Landratsamt kommen.

Neben Getränken und Snacks gehören auch Pizza und Eis zum Verkaufsautomaten-Angebot. © Roland Mehlmann

Automaten-Standorte auch wieder aufgegeben

Außer dem neuen Kunstautomaten sind keine weiterem in Planung, allerdings wurden auch schon Automaten wieder aufgegeben, da die Standorte verlegt wurden, es sich nicht gelohnt hat oder es Probleme mit Vandalismus gab. In Bernsfelden hätte man gerne einen Getränkeautomaten in der Nähe des Radwegs, dies scheiterte aber an der Stromversorgung.

Dennoch ist man rund um Igersheim gut versorgt, in den Verkaufsautomaten werden von Getränken, Snacks, Pizzen, auch selbstgemachte Gelees, Honig und dergleichen mehr angeboten. Ärger mit Anwohnern hat man in Igersheim nicht, die geballte Ansammlung von Automaten ist im Industriegebiet „Kleine Au“ (Herrenwiesenstraße), dort gibt es keine angrenzenden Anwohner.

Aus Holzbronn meldet der Derr-Hof: „Der Automat steht auf unserem Grundstück neben dem Hofladen. Als Notlösung, wenn wir mal nicht geöffnet haben. Er wird aber auch gerne von Radfahrern genutzt. Die meisten Nachbarn haben sich dazu überhaupt nicht geäußert, warum auch. Er stört niemanden. Eine Familie kommt regelmäßig auf ihrem Abendspaziergang dorthin. Sie finden es cool, dass es in unserem kleinen Dorf so etwas gibt.“

Carsten Müller, Pressesprecher der Stadt Bad Mergentheim, gibt Auskunft zur Situation in der Kurstadt: „Auf der Bad Mergentheimer Gemarkung gibt es 24 Standorte von Verkaufsautomaten. Ein Standort kann ein Solitär im Freien sein genauso wie ein so genanntes ‚Automaten-Kiosk‘ mit mehreren Einzel-Automaten in einem Raum. Gewerberechtlich werden Automaten am Wohnort des Betreibers oder der Betreiberin angemeldet. Der rechtliche Rahmen umfasst das Gewerberecht, das Lebensmittelrecht und im Falle von alkoholhaltigen Produkten auch den Jugendschutz, das Gaststättengesetzt sowie das Alkoholsteuergesetz.“ Ein Genehmigungsverfahren in diesem Sinne gebe es nicht. Das Gewerbe müsse angemeldet werden und es müsse zwischen dem Betreiber und dem Grundstückseigentümer eine Pacht-Vereinbarung getroffen werden.

Da die meisten Automaten in Bad Mergentheim auf privatem Grund stehen, ist die Stadt zunächst nicht involviert. Wenn ein Verkaufsautomat dann aufgestellt worden sei, werde dieser vom Ordnungs- und Gewerbeamt überprüft. Carsten Müller erläutert dazu: „Diese Überprüfung führen wir in der Regel gleich gemeinsam mit den Kollegen vom Veterinäramt des Landkreises durch. Diese sind nämlich bei bestimmten Verkaufsprodukten – etwa Lebensmitteln oder Parfüms – zuständig. Es wird kontrolliert, ob alle angebotenen Verkaufsprodukte zulässig sind, ob der Jugendschutz gewährleistet ist (durch entsprechende Ausweiskontrolle) und ob die Kennzeichnungen der Waren korrekt sind. Verkaufsautomaten auf privatem Grund untersagen kann die Kommune nicht. Wir können aber bestimmte besonders sensible Bereiche – beispielsweise die historische Altstadt – schützen, indem wir auch die ‚überwiegende Nutzung öffentlicher Fläche‘ nicht zulassen, wenn diese für einen Automatenbetrieb benötigt würde.“

Nicht verwunderlich ist es, dass auch Weikersheim sehr auf die Wahrung der Altstadt bedacht ist. Die Stadtverwaltung Weikersheim erklärt auf FN-Anfrage: „In der Altstadt sind Automaten per Satzung ausgeschlossen. Sonst gibt es von uns keine weiteren Vorgaben und sie sind auch genehmigungsfrei. Aktuell gibt es drei freistehende Automaten und noch welche bei Betrieben. Außer einem geplanten Automatenkiosk kommen aktuell keine weiteren mehr dazu, es wurden aber auch schon Standorte aufgegeben.“

Des einen Freud, des anderen Leid

Laut Untersuchungen variieren die Einnahmen eines Verkaufsautomaten stark. Im Durchschnitt erzielen Snackautomaten monatliche Umsätze zwischen 300 und 5000 Euro. Hochfrequentierte Standorte wie Bahnhöfe oder Flughäfen können sogar noch höhere Umsätze generieren. Schön für die Betreiber, nicht immer schön für die Menschen, die direkt neben solchen Automaten wohnen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Lisa Baier (Name von der Redaktion geändert) mit ihrem Mann im Lieblichen Taubertal eine wunderschöne Neubauwohnung bezog und sich dort ausgesprochen wohl fühlte. Nach einem Jahr allerdings zogen dunkle Wolken auf. Direkt vor dem Schlafzimmer des Paares wurden Verkaufsautomaten aufgestellt und beide ahnten, dass es mit der Idylle schnell vorbei sein könnte. Lisa Baier: „Wie schon befürchtet, hatten wir nun, vor allem am Wochenende, Party vor unserem Schlafzimmerfenster. Schnell hatte sich herumgesprochen, dass man bei uns in der Straße auch nachts um 3 Uhr noch Pizza, Eis und andere Lebensmittel ziehen konnte und das wurde weidlich ausgenutzt.“

Schlagende Autotüren, klirrende Bierflaschen, lautes Gelächter und Gespräche, quietschende Autoreifen, sie „genossen“ das komplette Programm. „Irgendwann riefen wir die Polizei, die kam und sprach Platzverweise aus und es war kurzzeitig Ruhe, bis dann eine halbe Stunde später andere Krawallmacher auftauchten“, erinnert sich das Paar, dass den FN berichtete. Der Verantwortliche für den Automaten sah seinen Gewinn, nicht aber die Nöte der Anwohner und so war und ist immer noch reges Treiben an den Automaten, gerne auch mal bis 5 Uhr morgens. Familie Baier zog die Konsequenzen: nach einem Jahr zogen sie aus und genießen nun in einer anderen Wohnung nachts ihre Ruhe.

Hier gibt es Wurst und Getränke. © Roland Mehlmann

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