Main-Tauber-Kreis/Edelfingen. Die Protagonisten im Edelfinger Hof sind gut aus den Startlöchern gekommen: Denn die Auftakt-Sondierung war nach Aussagen aller Beteiligten ermutigend – und hat sie bestärkt, den eben eingeschlagenen Weg weiter zu beschreiten. Im Erfolgsfall könne für die Region Bedeutendes und Nachhaltiges entstehen. Sämtliche Teilnehmer präferieren eine „Politik der kleinen Schritte“, geprägt von Transparenz – unter der Prämisse, Bürger, Unternehmen und Politik sofort mitzunehmen.
Immer informiert sein
Für „Koalition der Willigen“
Und worum geht es bei dieser von Peter Herm initiierten Allianz-Idee? Er sprach von einem „spannenden Thema“, das durch die Zusammenarbeit einer „Koalition der Willigen“ in die richtige Richtung gesteuert werden könne.
Vor dem Hintergrund des Klimawandels sei der Bereich Wasserstoff ein wesentlicher Bestandteil des künftigen Energiemixes auf dem Weg hin zu Klimaneutralität bis spätestens 2050. Es sei nicht die Frage, ob der Umstieg auf Wasserstoff-Antrieb gelinge, wichtiger sei vielmehr das „bis wann?“ Denn „dies wird auf jeden Fall kommen“.
Durch Tatkraft und Innovation könne, so Herm weiter, der Fortschritt auf diesem Gebiet deutlich beschleunigt werden – auch vor dem Hintergrund, dass Wasserstoff betriebene Fahrzeuge in Sachen Reichweite und Transportkapazität jenen mit Batterieantrieb über kurz oder lang den Rang ablaufen könnten.
Peter Herm betonte in diesem Zusammenhang die absolute Notwendigkeit, dass es das Bestreben sein müsse, grünen Wasserstoff durch den Einsatz von Windrädern oder Photovoltaikanlagen vor Ort zu produzieren, um so völlig autark zu sein von irgendwelchen Transporten, mit denen der Wasserstoff erst angekarrt werde.
So sei am ehesten Klimaneutralität, unter anderem im Straßenverkehr, zu erreichen. Begonnen werden solle in der Region mit der Umrüstung von Bussen und Lkw, sukzessive sollen mit der Zeit viele weiteren Kraftfahrzeuge folgen – hierfür stünden übrigens zahlreiche Fördertöpfe zur Verfügung.
Auch Felix Zimmermann vom Fraunhofer-Insititut hob die dringende Notwendigkeit hervor, dem Wasserstoff als Ganzes in Zukunft eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Denn hier gäbe es ein großes Betätigungsfeld, auf dem man aktiv werden könne – mit der Chance auf Resultate, die schlussendlich einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung des Klimas leisteten.
Es gebe viele Potenziale und Mehrwerte wie unendliche Verfügbarkeit, einfache Speicherung oder Wertschöpfung durch neue Technologien. Zugleich nannte er aber auch ein paar Herausforderungen, die es zu meistern gelte: geringe Verfügbarkeit von grünem Strom, fehlende Infrastruktur, fehlende Serienproduktion am Markt, hohe Konkurrenz bei Förderprogrammen oder Akzeptanz. Er plädierte dafür, möglichst viele auf der Reise mitzunehmen, um so auch einen sanften Druck auf die Politik auszuüben.
Dr. Patrick Dufour, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn, sieht den gesellschaftlichen Druck, immer stärker auf regenerative Energieträger zu setzen, als echte Chance, dem Klimawandel nachhaltig entgegenzuwirken und Ressourcen zu schonen – auch für den Main-Tauber-Kreis.
Er nannte Wasserstoff als „Schlüssel der Dekarbonisierung“ (Umstellung einer Wirtschaftsweise), trotz des Umstandes, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis zumindest derzeit noch ein Spannungsfeld sei. Und er animierte die Protagonisten, die Rahmenbedingungen zu schaffen, an der Wasserstoff-Modellregion Heilbronn-Franken erfolgreich zu partizipieren und den Main-Tauber-Kreis auf diesem Gebiet in Sachen Mobilität entscheidend nach vorn zu bringen.
„Alternativlose Initiative“
Peter Vogel (Sparkasse Tauberfranken) sprach, auch im Namen seines Kollegen Michael Schneider (Volksbank Main-Tauber) von einer „alternativlosen Initiative“, die große Chancen biete. Vertreter des Autohauses AMT sowie des Autoservices Feuerstein betonten die Wichtigkeit, „eine echte Alternative zum Batterieantrieb“ zu generieren. Hier spiele vor allen Dingen etwa bei Lkw die Reichweite eine entscheidende Rolle. „Dies macht auch für uns Sinn.“ Sie nannten das erste Treffen „eine gute Runde“ und gaben ihre Zusage, auch künftig mit am Tisch zu sitzen, um so voranzukommen.
Thorsten Haas von der Verkehrsgesellschaft Main-Tauber nannte das Meeting ebenfalls „einen guten Auftakt, den Weg können wir mitgehen“. Und Dr. Heiko Schnell, beim Landratsamt Main-Tauber unter anderem zuständig für den Bereich ÖPNV, „begrüßt die Initiative“, auch vor dem Hintergrund, dass „wir uns den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben haben“.
„Es ist viel in Bewegung“, konstatierte Peter Herm, für den der Begriff Regionalität einen ganz hohen Stellenwert genieße. Er sieht den Kreis ausreichend mit Flächen zur Gewinnung von grünen Wasserstoff bestückt, um die Energiewende einzuleiten – nicht nur auf der Straße, sondern in vielen weiteren Bereichen des alltäglichern Lebens. Er schlug deshalb schon die nächste Zusammenkunft in dieser Runde vor – weitere Interessenten sind willkommen – unter Hinzuziehung eines Experten auf diesem Gebiet, der über sämtliche technische Fragen Auskunft geben könne. Sein Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-main-tauber-kreis-dem-co2-ausstoss-den-kampf-angesagt-_arid,1876659.html
Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Bad Mergentheim Klimaneutralität im Straßenverkehr: Worten sollen Taten folgen