Gegen das Vergessen

Jüdische Kulturtage bieten Vielfalt

Spurensuche, Stolpersteine, Filme und hochkarätige Musik erinnern an den Holocaust

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stv
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Das virtuose „Jerusalem Duo“ eröffnet die diesjährigen Jüdischen Kulturtage Taubertal musikalisch. © Yifat Yogev

Bad Mergentheim. Die Jüdischen Kulturtage Taubertal beginnen am Freitag, 3. Mai. Das Programm umfasst an fünf Tagen Veranstaltungen in Bad Mergentheim, Creglingen, Igersheim und Niederstetten.

Fast 80 Jahre nach dem Ende von Naziterror und Zweitem Weltkrieg macht die Reihe damit erneut jüdische Kultur erlebbar und vermittelt politisch-historisches Wissen an alle Generationen. Sie sieht sich dabei nicht nur einem Bildungsauftrag verpflichtet, sondern will auch ein Dialogforum öffnen und Impulse für gelingendes Miteinander, Menschenrechte und Demokratie aussenden. Aus dieser Motivation heraus hat das jüdische Ehepaar Adele und Roy Igersheim aus Maryland, USA, die Jüdischen Kulturtage Taubertal vor 14 Jahren initiiert. Die beiden haben auch in diesem Jahr die Schirmherrschaft inne, gemeinsam mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

Zur Eröffnung gibt es am Freitag, 3. Mai, um 20 Uhr ein Konzert mit dem „Jerusalem Duo“ in der Jakobskirche in Niederstetten: hochvirtuos, originell, inspiriert. Harfenistin Hila Ofek und Saxophonist Andre Tsirlin nehmen das Publikum mit auf eine musikalische Reise. Mit eigenen Stücken ebenso wie Klezmer Traditionals geht das Jerusalem Duo seinen Wurzeln in Klassik und Klezmer nach: mit Werken aus Israel sowie klassikern von Antonio Vivaldi, Ernst Bloch und Fritz Kreisler bis hin zu Astor Piazzolla und den Beatles.

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Mit einem geführten Stadtspaziergang auf dem Niederstettener „Tachelespfad“ geht es am Samstag, 4. Mai, um 16 Uhr weiter. Roland Silzle führt im Namen des Arbeitskreises Tacheles entlang der sechs Stationen des Pfades. Dieser geht zurück auf Pfarrer Umfrid, der im März 1933 „Tacheles“ redete und die Misshandlungen jüdischer Bürger offen zur Sprache brachte. Die Teilnehmenden erfahren Interessantes zur Heimat und Stadtgeschichte unter besonderer Berücksichtigung des jüdischen Lebens in Niederstetten. Die Wegstrecke von 900 Metern in knapp 90 Minuten eignet sich auch für Menschen mit leichter Gehbehinderung. Treffpunkt ist der Kirchturm der Evangelischen Jakobskirche, der Eintritt ist frei.

Zeichen der Erinnerung

Das Jüdische Museum Creglingen bietet am Sonntag, 5. Mai, eine Filmvorführung an unter dem Titel „Wenn lang die Bilder schon verblassen“. In dem Dokumentarfilm werden Szenen aus dem NS-Propagandafilm „Theresienstadt“ mit der erlebten Wirklichkeit eines Zeitzeugen, des dänischen Juden Salle Fischermann, verglichen. Der Dokumentarfilm wurde von der Filmgruppe der Oskar-von-Miller-Realschule in Rothenburg erstellt. Die Filmvorführung ist kostenlos und beginnt um 19 Uhr.

Am Montag, 6. Mai, werden in Bad Mergentheimer sowie im Stadtteil Eidelfingen Solpersteine verlegt. Katja Demnig verlegt um 11.30 Uhr die Stolpersteine in Erinnerung an die Opfer der NS-Diktatur Jeanette und Leopold Weißburger in der Oberen Mauergasse der Kurstadt sowie sechs weitere an vier Stellen in Edelfingen beginnend um 14.30 Uhr im Bereich Alte Frankenstraße. Die Stolpersteinverlegungen können als öffentliche Veranstaltungen verfolgt werden.

Am Abend dieses Tages greift um 19.30 Uhr ein Vortrag im Residenzschloss Mergentheim das Thema erneut auf. Unter dem Titel „Denk-Mal – Stolpersteine als Zeichen der Erinnerung und Versöhnung“ sprechen drei Referierende: Katja Demnig, die Ehefrau des Künstlers Gunter Demnig, der als „Vater der Stolpersteine“ gilt, Roy Igersheim, amerikanischer Jude mit deutschen Vorfahren und Klaus Huth vom Verein Stolpersteine Bad Mergentheim. Alle drei werden ihre persönliche Perspektive zum Thema Stolpersteine schildern. Der Eintritt ist frei.

Auf die „Spuren jüdischen Lebens“ können sich Interessierte am Dienstag, 7. Mai, um 17 Uhr begeben. Unter dieser Überschrift findet eine Ortsführung durch Igersheim statt. Mit der Deportation der letzten fünf Menschen jüdischen Glaubens aus Igersheim ging eine lange jüdische Ortsgeschichte zu Ende. Heimathistoriker Ulrich Dallmann bringt seinen Zuhörerenden die Geschichte der Juden in Igersheim näher. Die Führung startet auf dem Möhlerplatz vor dem Rathaus.

Mit einem Literaturkino am Abend des gleichen Tages enden die Jüdischen Kulturtage Taubertal. Gezeigt wird der Film „Sarahs Schlüssel“ von Tatiana des Rosney. Der Film beginnt um 19.30 Uhr im „Movies“ im Bad Mergentheimer Activ Center.

Karten für alle eintrittspflichtigen Veranstaltungen gibt es an der jeweiligen Abendkasse. Außerdem können Karten für das Jerusalem Duo auch unter www.okticket.de erworben werden. Karten für das Literaturkino sind erhältlich unter www.kino-bad-mergentheim.de. Die sieben Veranstaltungen der Jüdischen Kulturtage werden noch durch nicht öffentliche Formate, beispielsweise Gespräche mit Schülern sowie weitere Schulveranstaltungen, ergänzt. stv

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