Der Jugend-Erfinderwettbewerb „Kreative Köpfe“ feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Mit einer kleinen Serie blicken die Fränkischen Nachrichten in den nächsten Wochen hinter die Kulissen und auf viele spannende Ideen.
Igersheim/Bad Mergentheim. Es war Manfred Wittenstein, der vor zwei Jahrzehnten den Jugend-Erfinderwettbewerb „Kreative Köpfe“ in der Region ins Leben rief. Seine Idee, durch einen solchen Wettbewerb Jugendliche für Technikberufe zu begeistern und damit einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Technologiestandorts Deutschland zu leisten, kam bei Unternehmen, Schulen und Kommunen schnell bestens an. Vorstellbar? Klar!
Mehrere Unternehmen überlegten gemeinsam: Um Nachwuchs für die eigenen Firmen gehe es – und bei einem derartigen Wettbewerb könnten die Unternehmen jungen Leuten einerseits mit Expertenrat zur Seite stehen, ihnen dabei ihre Unternehmen vorstellen – und sich auch selbst schon mal ein Bild von vielleicht künftigen Auszubildenden machen.
Auch die Kommunen fanden die Idee gelungen: Wo nach der Schulzeit nicht nur die Ferne, sondern auch eine Ausbildungs- und vielleicht ein späterer Arbeitsplatz lockt, könne man vielleicht die Landflucht junger Leute etwas bremsen.
Und die Schulen? Die suchten ebenfalls nach neuen Wegen, um ihrer Klientel Türen zu öffnen – zum Anschluss nach dem Abschluss.
Manfred Wittensteins Vorschlag schien in der Luft gelegen zu haben, traf ganz genau den Nerv der Zeit – und zwar zum absolut perfekten Zeitpunkt: Das von der regionalen Wirtschaft gemeinsam mit Schulen und Kommunen lancierte Projekt „Kreative Köpfe“ kam spät genug zur breiten Einsicht in die Notwendigkeit und früh genug, um mit der innovativen Idee die Nase auch bundesweit weit vorn zu haben.
Längst etabliert
Jetzt, zwei Jahrzehnte später, ist der Erfinder- und Erfinderinnen-Wettbewerb längst etabliert und weit über die Startregion Bad Mergentheim und Umland hinausgewachsen. Und in der Wittenstein-Talentarena, wo in den vergangenen Jahren auch schon Präsentations-Workshops für komplette Wettbewerbs-Jahrgänge stattfanden, feilen gleich vier Teams – ein „Wiederholungstäter und drei Dreierteams, die in diesem Jahr erstmals am Erfinderwettbewerb für Schülerinnen und Schüler teilnehmen – mit Unterstützung von Wittenstein-Azubis und Ausbildern an ihren Projekten.
Der 16-jährige Jannik Lenz hat bereits in zwei früheren Wettbewerbsrunden seine Findigkeit unter Beweis gestellt. 2021, damals noch Kopernikus-Realschüler, entwickelte er mit Unterstützung von Wittenstein SE-Experten seinen Kernobstpflücker und wurde in der Wertungskategorie „Ressourcenschonung“ mit einem zweiten Preis ausgezeichnet; 2022 gehörte er – mittlerweile Schüler an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim mit TG und ITG – mit seiner Erfindung des Automatischen Regensammlersystems zu den drei Gesamtpreis-Siegern, und auch in diesem Jahr bleibt er nicht nur seinem zentralen Interesse der Ressourcenschonung, sondern auch der Kooperation mit Wittenstein treu. Er hat sich einiges vorgenommen: Durch clevere Nutzung des Druckunterschieds zwischen dem Wasserleitungszulauf zum und dem Entnehmerdruck im Haus will er Energie rückgewinnen, die direkt ins hauseigene Stromnetz eingespeist werden könnte. Sonja Krieger und Martin Brand betreuen das Projekt des extrem selbstständig arbeitenden Schülers. Ihre Überzeugung: „Das kriegt er sicher bis zum Prototyp hin.“
Auch bei Projekten der drei deutlich jüngeren Teams zeigen sich die Wittenstein-Experten zuversichtlich: Als sehr konsequent und zuverlässig erleben sie etwa Jannika Kuhn, Sophie Döppler und Emilia Wagner. Die 13- und 14-jährigen Erfinderinnen besuchen die St. Bernhard Realschule Bad Mergentheim. Ihr Thema: Mehr Sicherheit für Kinderwagen.
Jannika hat selbst erlebt, wie riskant es sein kann, mit Kinderwagen und Kleinkind an der Hand unterwegs zu sein: Als sich das größere Kind unversehens selbstständig machte und sie natürlich hinterher sauste, geriet der Kinderwagen in Bewegung. Der Schreck beschäftigte auch ihre beiden Freundinnen. Eine automatische Kinderwagenbremse wäre toll! Wie aber umsetzen? Prinzip Fahrradbremse, nur umgekehrt, also wie ein Rasenmäher? Elektrisch? Hydraulisch? Mechanisch?
Ausprobieren, Ideen holen: ein Fahrradexperte riet zur Stempelbremse, Technik-Freaks der Ansmann AG wurden ebenfalls befragt, Klaus Kaltenbach, Wittenstein-Azubi im dritten Ausbildungsjahr betreute bei der Wahl und Bearbeitung der rund 20 mechanischen Bauteile – auch für ihn eine spannende Erfahrung.
Alles andere als einfach ist auch die Sache mit der Krücken-Sicherung, die die gleichaltrigen Weikersheimer Gymnasiastinnen Pauline Wirthwein, Thea Lochner und Lilli Schmidt entwickeln wollen: umgepurzelte Gehhilfen richten sich ja nicht von selbst wieder auf. Die Arbeit am integrierbaren Krückenständer macht Fortschritte.
Mehr Platz in der Gelben Tonne
Calvilanus Shu Neba, Daniel Feller und Maurice Krämer von der Eduard Mörike-Gemeinschaftsschule in der Kurstadt beschäftigt das Transportvolumen der Gelben Tonne: Gehäckselt würde mehr in die Tonne passen, was die Zahl der Leerungen reduzieren könnte. Neben Wittenstein-Experten ziehen die drei Käpsele auch Fachleute von Roto Frank zu Rate – und erste Tests auf der Basis eines Laubhäckslers entwickeln sich vielversprechend.
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